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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd
Autoren: Unbekannt
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Edgar und seine Leute über ihn Bescheid wüssten, wäre alles lautlos
vonstatten gegangen. Bensler hätte sich nicht blicken lassen - erst im letzten
Moment, mit einer Waffe im Anschlag. Diese Männer verstanden sich auf ihr Geschäft.
Niemand wusste das besser als Krauss. Trotzdem sagte ihm eine innere Stimme,
dass es um andere Dinge ging. Um den Jungen? Nur Christa hätte ihnen die
Wahrheit verraten können, doch dann hätte sie ihn nicht informiert. Das passte
nicht zusammen. Aber worum ging es dann? Er musste es herausbekommen, so viel
war klar. Und danach musste er Bensler töten. Eine solche Gelegenheit bekam er
so schnell nicht wieder.
    Krauss hatte einen Pub angesteuert, der eine Kabine mit einem
Münzfernsprecher besaß. In dem Lokal war um die Mittagszeit nicht viel los. Er
kramte ein paar Münzen aus seiner Tasche und hockte sich in die Kabine. Dass
die Leitung abgehört werden würde, war extrem unwahrscheinlich. Er wählte
Christas Nummer. Es klingelte viermal, dann wurde abgehoben. Eine energische
Frauenstimme meldete sich. »Bei Watsons.«
    »Hallo, Christa, ich bin's.«
    »Endlich.«
    Christas Stimme
wurde sofort etwas weicher. Krauss hörte förmlich, wie ein Teil der Anspannung
von ihr abfiel.
    »Ich hatte
gehofft, dass du anrufst. Dann hast du meine Nachricht bekommen?«
    »Ja. Bist du dir sicher?«
    »Absolut. Er war
es. Erst habe ich gedacht, ich spinne, aber dann bin ich ihm gefolgt. Ich
wollte auf Nummer sicher gehen.«
    Krauss durchfuhr
es heiß. Vielleicht hatte Christa einen großen Fehler begangen, einen Fehler,
der sie alle teuer zu stehen kommen würde. Es knisterte leise in der Leitung.
    »Bist du noch da?« Christa klang verzweifelt.
    »Ja. Ich mache mir große Sorgen.«
    »Nicht wegen mir, hoffe ich. Ich war extrem vorsichtig. Ich habe daran
gedacht, was du mir eingebläut hast. Kein Risiko eingehen, niemals. Aber ich
musste wissen, ob er es ist. Wenn er auf dich träfe, wie ich auf ihn getroffen
bin, nicht auszudenken. Deshalb bin ich ihm nachgegangen. Er hat sich absolut
sicher gefühlt, sich nicht einmal umgeschaut.«
    Krauss erinnerte
sich an Benslers Überheblichkeit. Gut möglich, dass er glaubte, alles zu
kontrollieren. Es sah so aus, als hätte Christa einfach Glück gehabt.
    »Wie weit bist du ihm gefolgt?«
    »Bis zu einem
Haus in der Canal Street. Da ist er rein und nicht mehr rausgekommen. Ich bin
nach fünf Minuten verschwunden, weil ich da nicht sinnlos herumstehen wollte.
Das erschien mir zu riskant.«
    »Das war richtig.«
    Krauss fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. In was waren sie hier
hineingeraten? Das Leben erschien ihm wie Treibsand, in dem er bei jedem
Schritt tiefer versank. Auch Christa, die nie klagte, für die jedes Problem nur
eine nicht gefundene Lösung darstellte, rang mit sich.
    »Was hat das alles zu bedeuten? Geht es um den Jungen? Oder um dich,
Richard?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nicht den geringsten Schimmer. Aber ich muss
es wissen. Hast du die Adresse?«
    »Canal Street 164. Es ist ein unauffälliges Reihenhaus mit zwei Etagen.«
    »Und unsere einzige Chance.«
    Die Leitung knackte.
    »Christa?«
    »Ja.«
    »Ich werde sie nutzen.«
    Krauss hielt den Hörer so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß
hervortraten. Sein Leben geriet aus den Fugen. Er wünschte sich, Hanna hätte
ihn zu sich geholt. Stattdessen tauchte Bensler auf. Eine widerliche Fratze aus
einer noch widerlicheren Vergangenheit. Einer von denen, an die heranzukommen
er längst aufgegeben hatte. Jahrelang hatte Krauss sein Bedürfnis nach Rache
auf andere Weise befriedigt. Er hatte dem englischen Nachrichtendienst sein
Wissen über die »Söhne Odins« offenbart und darum gebeten, gegen seinen Bruder
und dessen Truppe arbeiten zu dürfen. Sein Hass verlangte nach einem Ventil.
Seither optimierte er den Informationsfluss, wie es in ihrer Übereinkunft hieß
- was nichts anderes bedeutete, als dass er den Auftrag bekam, die geheimen
Nachrichtenwege sauber zu halten. Ein paar deutsche Spitzel waren dabei spurlos
verschwunden und würden es auch bleiben. Krauss gab es eine, wenn auch schwache
Genugtuung, dem System zu schaden, das sein Leben zerstört hatte. Er
regulierte das Gleichgewicht der Kräfte. Natürlich machte er sich was vor, das
war ihm klar. Genauso konnte man versuchen, einen Elefanten mit Mückenstichen
zu erlegen. Ein lächerlich sinnloses Unterfangen!
    Sinnlos wie ein Leben ohne Hanna.
    Er öffnete die Kabinentür, trat hinaus und schaute sich um. Ein
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