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Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief

Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief

Titel: Joel 3 - Der Junge der im Schnee schlief
Autoren: Henning Mankell
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Hunde und Hühner. Der Windhund war dabei. Joel ließ sie die Hühner füttern, während er sich um die Hunde kümmerte. Im Krankenhaus erfuhren sie hinterher, dass der Zustand unverändert war. Simon war immer noch sehr krank.
    Joel war traurig. Der Windhund versuchte ihn zu trösten. »Es geht ihm jedenfalls nicht schlechter«, sagte sie. »Und das ist doch gut.«
    Joel stimmte ihr zu. Er fand es auch schön, dass er nicht alle Gedanken selber denken musste. Der Windhund war eine gute Gesellschaft. Obwohl sie ein Mädchen war. Sie trennten sich vor ihrem Haus. Sie hatte nicht vorgeschlagen, dass sie sich küssen sollten. Und Joel hatte sie auch nicht gefragt.
    Nachdem der Windhund durch die Tür verschwunden war, dachte Joel, dass er Kringström Bescheid sagen musste, dass er bald wieder zum Üben kommen würde. Aber dann bemerkte er, dass das große schwarze Orchesterauto weg war. Dann war Kringström also nicht zu Hause. Joel ging geradewegs zu Ehnströms Laden. Heute musste er viel einkaufen. Die Glocke an der Tür klingelte und Joel betrat den Laden. Sonia stand hinter dem Tresen. Joel nahm die Mütze ab und strich sich hastig durch die Haare. Vor ihm waren viele Tanten. Immer noch hatte sie ihn nicht bemerkt. Er konnte sie heimlich betrachten. Wieder stellte er sie sich in unsichtbaren Schleiern vor. Aber das fiel schwer mit all den Tanten rundherum. Die musste er sich wegdenken. Er stellte sich vor, er wäre allein im Laden. Aber es funktionierte trotzdem nicht, und zwar deshalb nicht, weil sie nicht in Schleiern hinterm Tresen hin- und hergehen und Mehl abfüllen konnte. Im selben Moment entdeckte sie ihn. Joel zuckte zusammen, als ob sie direkt in seine Gedanken sehen könnte. »Ich glaub, jetzt bist du dran«, sagte sie.
    Sofort fingen die Tanten an zu murmeln und zu murren. Aber Joel fand, dass er ruhig zum Tresen vorgehen konnte. Das hatte er gut bei denen. Wie viele Male hatten die Frauen sich vorgedrängt, wenn er an der Reihe war!
    »Wie geht es deinem Bruder?«, fragte sie. »Allan?«
    Joel wäre am liebsten im Boden versunken. Natürlich war eine unter den Frauen, die sich einmischen musste. »Er hat doch gar keinen Bruder«, sagte sie.
    Woher Joel den Mut nahm, wusste er nicht. Aber er drehte sich nur um und guckte sie an.
    »Komisch, dass es manche Leute nicht lassen können, sich in die Gespräche anderer einzumischen«, sagte er. Dann sah er Sonja an.
    »Allan geht's gut«, sagte er. »Knie und Schulter sind wieder in Ordnung. Ich möchte Butter und Eier.«
    Die Frau sagte nichts mehr. Sonja holte ihm, was er verlangt hatte.
    »Ich hab gehört, dass du jemanden gerettet hast, der fast eingeschneit wäre im Wald«, sagte sie. Sie sprach laut, damit es alle hörten. Das fand Joel gut.
    »Er war schwer«, sagte er. »Aber man kann alles, wenn man nur nicht aufgibt.«
    Sie rechnete aus, was es kostete, und schrieb die Summe in ein Buch. Samuel kam einmal im Monat und bezahlte. Joel unterschrieb mit seinem Anfangsbuchstaben.
    »Komm mich zu Hause besuchen und dann erzählst du mir genau, was passiert ist«, sagte sie.
    Joel traute seinen Ohren nicht. Und das taten die Tanten wohl auch nicht. Die neue Verkäuferin aus Stockholm lud Joel zu sich nach Hause ein? »Wann?«, fragte Joel. »Du kannst heute Abend kommen«, sagte sie.
    Joel nahm seinen Beutel und ging. Niemand stieß ihn an. Als er auf die Straße kam, musste er den Beutel absetzen. Hatte er richtig gehört?
    Dann hatte er es eilig. Wenn er sie heute Abend besuchen wollte, brauchte er Zeit um sich vorzubereiten. Joel dachte an den alten Mann im Wartesaal. Es war wahrhaftig ein Glück, dass er es geschafft hatte, ihn zu wecken.
    Zu Hause fing Joel sofort mit dem Mittagessenkochen an. Samuel konnte jeden Augenblick aus dem Wald kommen. Die ganze Zeit dachte er an den Abend. Er war so zerstreut, dass er erst nach einer ganzen Weile merkte, dass er vergessen hatte die Herdplatte mit dem Kartoffeltopf einzuschalten. Jede zweite Minute stellte er sich vor den Spiegel und betrachtete sein Gesicht. Mit Wasser versuchte er die Haarstoppeln so zu kämmen, dass sie standen. Aber gegen den Wirbel vorn in der Stirn konnte er nichts tun.
    Selbst wenn er hundert Jahre alt wurde, der Wirbel blieb. Auf der Treppe ertönten Samuels Schritte. Schwer wie die Schritte eines Elefanten. Jetzt kam er in die Küche.
    Gleich sagt er, dass es gut riecht, wusste Joel.
    »Es riecht gut«, sagte Samuel. »Wie geht es Simon? Hast du die Hunde gefüttert?«
    Joel
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