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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
Autoren: Dan Simmons
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irgendwelchen Scheiß machst, Kurtz, bringe ich dich schneller in den Knast zurück, als ...«
    »Wenn du Rachel noch einmal im Wagen mitnimmst, wenn du betrunken bist«, unterbrach Kurtz ihn leise, »dann mache ich dich fertig, Donnie.« Er tat einen weiteren Schritt auf ihn zu und Rafferty riss eilig die Tür der Bar auf, bereit, sofort hineinzustürmen. Er wusste, dass der Barkeeper – Carl – eine abgesägte Schrotflinte unter der Theke aufbewahrte.
    Kurtz würdigte Donald Rafferty keines Blickes mehr. Er ging an ihm vorbei und den Broadway hinunter, wo er im dicht fallenden Schnee verschwand.

Kapitel 4
    Kurtz saß im verrauchten Halbdunkel des Blue Franklin und dachte über die Informationen nach, die Pruno zu Angelina Farino gesammelt hatte, und darüber, was sie bedeuten mochten. Außerdem bereitete ihm die Tatsache Kopfzerbrechen, dass ihm auf der Fahrt zur Bar zwei Beamte der Mordkommission in einem zivilen Einsatzwagen gefolgt waren. Es war nicht das erste Mal in den letzten Wochen, dass sie ihn beschatteten.
    Das Blue Franklin, an der Franklin Street kurz hinter dem Rue Franklin Coffeehouse gelegen, war der zweitälteste Blues- und Jazzclub in Buffalo. Vielversprechende Talente traten hier auf ihrem Weg zum Ruhm auf und kehrten später ohne großes Tamtam zurück, wenn sie den Durchbruch geschafft hatten.
    An diesem Abend spielte ein einheimischer Jazzpianist namens Coe Pierce mit seinem Quartett. Das Lokal lag halb voll und verschlafen da und Kurtz saß mit dem Rücken zur Wand an seinem üblichen kleinen Tisch in einer Ecke, die so weit wie möglich von der Tür entfernt war. Die Nachbartische waren leer. Hin und wieder kamen Daddy Bruce Woles, Eigentümer und oberster Barkeeper in Personalunion, oder seine Enkelin Ruby auf einen kurzen Plausch vorbei; oder um nachzusehen, ob Kurtz noch ein Bier wollte. Er wollte nicht. Kurtz war wegen der Musik hier, nicht wegen des Alkohols.
    Kurtz rechnete nicht ernsthaft damit, dass Prunos Freund, Mr. John Wellington Frears, auftauchen würde. Pruno schien jeden in Buffalo zu kennen – unter dem guten Dutzend Straßeninformanten, auf die Kurtz während seiner Zeit als Privatdetektiv zurückgegriffen hatte, bekleidete Pruno eindeutig die Spitzenposition. Kurtz bezweifelte trotzdem, dass irgendein Freund von Pruno nüchtern und vorzeigbar genug war, um es ins Blue Franklin zu schaffen.
    Angelina Farino. Abgesehen von Little Skag – seine Verwandten nannten ihn Stephen oder Stevie – handelte es sich bei ihr um den einzigen überlebenden Nachkommen des dahingeschiedenen Don Farino. Ihre jüngere Schwester, die verstorbene Sophia Farino, war ihrem eigenen Ehrgeiz zum Opfer gefallen. Jeder, den Kurtz kannte, war davon überzeugt, ihre ältere Schwester Angelina sei so von den mafiösen Machenschaften ihrer Familie angeekelt gewesen, dass sie vor etwas mehr als fünf Jahren nach Italien ging, angeblich, um in ein Kloster einzutreten.
    Prunos Informationen zufolge stimmte das nicht ganz. Wie es aussah, war die überlebende Miss Farino sogar noch ehrgeiziger als ihre Brüder und ihre Schwester. Nach Italien hatte es sie gezogen, um bei der Familie in Sizilien die Grundlagen des organisierten Verbrechens zu erlernen, während sie gleichzeitig an einer Universität in Rom einen Abschluss in Betriebswirtschaft machte.
    Laut Pruno hatte sie dort auch zweimal geheiratet – erst einen jungen Sizilianer aus einer prominenten Familie der Cosa Nostra, der es schaffte, sich umbringen zu lassen, dann einen älteren italienischen Adligen, einen Grafen namens Pietro Adolfo Ferrara. Die Informationen über den Kerl waren lückenhaft – vielleicht war er gestorben, vielleicht hatte er sich zur Ruhe gesetzt, vielleicht war er als Rentner in schmutzige Geschäfte verwickelt. Auch ob Angelina die Scheidung eingereicht hatte, bevor sie in die Staaten zurückgekehrt war, galt als umstritten.
    »Also heißt die Tochter unseres hiesigen Mafiosi jetzt Gräfin Angelina Farino Ferrara?«, hatte Kurtz gefragt.
    Pruno schüttelte den Kopf. »Wie auch immer es um ihren aktuellen ehelichen Status bestellt ist, sie scheint diesen Titel nie angenommen zu haben.«
    »Schade«, sagte Kurtz. »Klingt lustig.«
    Seit sie vor einigen Monaten in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt war, fungierte Angelina als Kontaktperson für Little Skag in Attica. Sie schmierte Politiker, um seine Entlassung im nächsten Sommer sicherzustellen, trieb einen Käufer für die protzige und überflüssig gewordene
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