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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
Autoren: Dan Simmons
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Familienvilla in Orchard Park auf und kaufte mit dem Erlös neue Immobilien in der Nähe des Flusses. Und sie hatte – das war der Teil, der Kurtz beinahe aus den Latschen haute – Verhandlungen mit Emilio Gonzaga aufgenommen.
    Die Gonzagas waren die andere zweitklassige, abgehalfterte Mafiafamilie im Westen des Bundesstaats New York. Das Verhältnis zwischen den Gonzagas und den Farinos ließ Shakespeares Capulets und Montagues in Romeo und Julia wie dicke Freunde aussehen.
    Pruno wusste bereits vom Mordauftrag der Drei Stooges. »Ich hätte dich gewarnt, Joseph, aber ich habe erst gestern am späten Abend davon erfahren. Wie es aussieht, hat sie sich schon am Tag vorher mit dem unglückseligen Trio getroffen.«
    »Glaubst du, sie hat auf Little Skags Anweisung gehandelt?«, fragte Kurtz.
    »So vermutet man«, sagte Pruno. »Wie es heißt, wollte sie zuerst nicht für den Auftrag zahlen – oder zumindest nicht solche unfähigen Leute darauf ansetzen.«
    »Ein Glück für mich, dass sie es getan hat«, sagte Kurtz. »Skag war schon immer ein Geizhals.« Kurtz hockte in dem windigen Verschlag und beobachtete eine stille Minute lang die Eiskristalle in der Luft. »Irgendwas gehört, wen sie als Nächstes schicken werden?«, fragte er.
    Pruno schüttelte seinen übergroßen Kopf, der auf dem mageren Hühnerhals saß. Die Hände des Alten zitterten auf eine Weise, die offensichtlich mehr auf einen überfälligen Schuss Heroin als auf die Kälte zurückzuführen war. Zum wiederholten Mal fragte sich Kurtz, wo Pruno das Geld für seine Sucht hernahm.
    »Ich schätze, dass sie beim nächsten Versuch mehr investieren werden«, sagte Pruno düster. »Angelina Farino baut die Basis der Farino-Familie wieder auf, rekrutiert fähige Handlanger aus New Jersey und Brooklyn; aber offensichtlich will man nicht, dass der wieder aufblühende Clan mit dieser Angelegenheit in Verbindung gebracht wird.«
    Kurtz sagte nichts. Er dachte an einen europäischen Auftragskiller, der in der Stadt als der »Däne« bekannt war.
    »Aber früher oder später werden sie sich an den alten Grundsatz erinnern«, sagte Pruno.
    »Der da wäre?« Kurtz erwartete einen Schwall lateinischer oder griechischer Worte. Oft genug hatte er den Alten und seinen Freund Soul Dad alleine gelassen, damit sie sich in klassischen Sprachen ihre hitzigen Wortgefechte und Zitatschlachten liefern konnten.
    »›Wenn du willst, dass etwas erledigt wird, dann erledige es selbst‹«, dozierte Pruno stattdessen. Er schielte auf den Eingang seiner Hütte; offensichtlich wollte er, dass Kurtz ging.
    »Eine letzte Frage«, bat Kurtz. »Ich werde gelegentlich von zwei Bullen der Mordkommission beschattet – Brubaker und Myers. Weißt du etwas über sie?«
    »Detective Fred Brubaker ist – um es einmal in der Ausdrucksweise der heutigen Zeit zu formulieren – scharf auf deinen Arsch, Joseph. Er ist davon überzeugt, dass du für das Dahinscheiden seines Freundes und schlechten Vorbilds, des verstorbenen und von wenigen betrauerten Sergeant James Hathaway von der Mordkommission, verantwortlich bist.«
    »Das weiß ich«, sagte Kurtz. »Was ich meine, ist: Hast du etwas davon mitbekommen, dass Brubaker bei einem der Mafia-Clans auf der Schmiergeldliste steht?«
    »Nein, Joseph, aber das dürfte wohl nur eine Frage der Zeit sein. Das war eine der Haupteinnahmequellen von Detective Hathaway, und Brubaker war schon immer so etwas wie eine geistig minderbemittelte Zweitbesetzung für Hathaway. Ich wünschte, ich hätte erfreulichere Neuigkeiten für dich.«
    Darauf konnte Kurtz nichts erwidern. Er klopfte dem alten Mann auf die Schulter und verließ die Hütte.
    Als Kurtz nun im Blue Franklin saß und auf den mysteriösen Mister Frears wartete, fragte er sich, ob es Zufall war, dass die beiden Cops von der Mordkommission ihn an diesem Abend wieder beschatteten.
    Coe Pierces Quartett spielte gerade eine 15-Minuten-Version von Miles Davis’ »All Blues«, gespickt mit Oscar-Peterson-artigen Soloriffs, bei denen Pierce sich auf dem Klavier austoben konnte, als Kurtz den gut gekleideten Schwarzen mittleren Alters auf sich zukommen sah. Kurtz trug immer noch seinen Kapitänsmantel, und jetzt ließ er seine Hand in die rechte Jackentasche gleiten und entsicherte die .40 S&W Halbautomatik.
    Der würdevoll aussehende Mann trat an die gegenüberliegende Seite von Kurtz’ Tisch. »Mr. Kurtz?«
    Kurtz nickte. Wenn der Mann nach einer Waffe griff, würde er durch seine Jacke hindurchfeuern
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