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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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Halt machen. Würdest du mich lieber hier in London heiraten oder erst auf dem Landsitz meiner Eltern?«
    Sie lief in ihn hinein. Irgendwie hatte er sich ihr in den Weg gestellt. Er war warm und verwirrend.
    »Du hast mich nicht gebeten, dich zu heiraten.« Das war die dümmste aller möglichen Antworten, die sie hätte geben können.
    »Heirate mich, Annique.«
    Sie wollte um ihn herumgehen und ihres Weges ziehen, doch sie konnte sich nicht rühren. »Das mit uns kann nicht funktionieren. Ich wünschte, du hättest dich entschlossen, klug zu sein. Dann müsste ich es jetzt nicht.«
    Er strich ihr wie ein warmer Wind übers Haar. »Heirate mich.«
    Es tat weh, zu wissen, dass sie all die vernünftigen Dinge zu sagen hatte, die gesagt werden mussten. »Du wirst deine Stellung verlieren, wenn du eine französische Spionin – die ich ja bin – zur Frau nimmst, der man nicht trauen kann – was ja auch auf mich zutrifft.«
    »Dann gebe ich meinen verfluchten Posten auf. In meiner Schreibtischschublade liegt ein Brief, den ich an dem Tag geschrieben habe, als ich dich in die Meeks Street brachte. Doyle weiß davon. Er wird ihn morgen hervorholen, wenn ich nicht zurückkomme.«
    »Er wird ihn nicht finden, denn du gehst auf der Stelle in dein Büro und zerreißt ihn.«
    »Würdest du gerne nach Indien gehen? Ich habe immer noch ein Angebot von einem der Leiter der East India Company. Wir würden immens reich sein, falls das von Bedeutung für dich ist.«
    »Ich will nicht reich sein. Außerdem weiß ich, dass du es schon bist. Adrian hat es mir erzählt. Er dachte, ich sollte es wissen.«
    »Erinnere mich daran, Adrian zu erdrosseln. Wir könnten in fünf Stunden in der Kirche von St. Odran heiraten, wenn es dir passt. Dann hätte ich Zeit genug, alle herzubestellen. Wir können auch Soulier einladen … Da. Nun hast du gelächelt.«
    »Du bist vollkommen verrückt. Ohne Zweifel wirst du dir Stroh ins Haar stecken und übermütig durch die Straßen hüpfen.«
    »Lass uns einen diskreteren Ort dafür aufsuchen.« Er betrachtete den Park. Dort war viel Platz. Man konnte ausgedehnte Grünflächen und vielleicht auch einen See irgendwo im Innern riechen. »Machen dir diese spitzen Zacken etwas aus?«
    Die Tore waren zu dieser nachtschlafenden Zeit noch verschlossen. »Ha, machst du Scherze? Dieser niedrige Zaun? Trotzdem ist zu bedenken, dass ich Röcke und einen wenn auch sehr warmen und bezaubernden Umhang trage, womit man nicht gut klettern kann. Wenn du also bitte … Ja. Das ist sehr hilfreich.« Sie stieg in seine Hände und war blitzschnell auf der anderen Seite. Grey folgte ihr einen Moment später.
    Er nahm ihre Hand. Die Dunkelheit hüllte sie ein. Sie hätten irgendwo auf dem Land sein können, so still wie es war und so deutlich man die Sterne am Himmel sehen konnte. Ihr kam der Gedanke, dass sie noch nie mit einem Geliebten, Hand in Hand, durch die Nacht spaziert war. Oder mit dem britischen Spionagechef, um genau zu sein.
    Sie waren an einem flachen, kleinen, mit Gras bewachsenen Hügel mitten im Park angelangt. Er nahm ihr den Umhang ab und breitete ihn auf dem Boden aus, ehe sie Einspruch erheben konnte. »Still. Ich werde dich schon warm halten.« Noch bevor sie sprechen konnte, warf er sie sanft auf den flauschigen Untergrund, streckte sich gemütlich neben ihr aus, legte einen Arm um sie und zog sie an sich. »Ist das besser?«
    »Das ist dummes Zeug.«
    »Davon hat es in deinem Leben noch nicht genug gegeben. Nein, bleib nah bei mir«, drängte er sie mit einem Flüstern, einer Berührung, bis sie sich eng an ihn schmiegte. Die Sterne über ihr funkelten in riesigen, geheimnisvollen Bildern.
    »Dir wird Tydings gefallen«, prophezeite er. »Es besteht aus alten honigfarbenen Steinen. Dahinter erstreckt sich Grasland und ein endloser Blick auf Hügel. Dort werden wir uns auf jedem einzelnen Zentimeter lieben, nachts und in aller Heimlichkeit.«
    Wie konnte er ihr das nur antun? »Du lockst mich mit deinen Träumen und lässt mir angesichts deiner Absicht, dich zu opfern, keine Wahl. Es ist wie beim Schattenkampf.«
    »Kämpfe nicht. Wenn wir alt sind, werden wir auf wackeligen Beinen dem Pfad zum Fluss folgen, auf der Bank zusammensacken und den Enkeln beim Spielen im Matsch zugucken. Dann erinnern wir uns daran, wie wir auf der Bank miteinander geschlafen haben. Und am Fluss, vielleicht sogar im Fluss, in einer warmen Nacht.«
    »Ich habe nie ans Altsein gedacht.«
    »Dann wird es aber Zeit. Werde mit mir
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