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Joanna Bourne

Joanna Bourne

Titel: Joanna Bourne
Autoren: Die Geliebte des Meisterspions
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Anfassen her konnte sie noch nicht sagen, welchen Wert diese britischen Münzen hatten, aber es waren viele.
    »Ich möchte dich nicht hier irgendwo auf der Straße wissen, ohne Geld in der Tasche. Ich habe auch noch drei Pfund und sechs Pence in meiner Kommode. Die werde ich dir irgendwann einmal zurückgeben.«
    »Ach das. Das habe ich, wie du dich sicherlich erinnerst, Henri gestohlen, daher weiß ich nicht, ob es mir rechtmäßig gehört oder nicht. So etwas ist schwer zu sagen, bei Geld.«
    »Nicht wahr?« Er klopfte zweimal mit der flachen Hand ans Kutschdach. »Wenn du nichts dagegen hast, steigen wir hier aus.«
    Die Kutsche hielt an. »Du lässt mich gehen?«
    »In der Tat.« Er sprang heraus, ohne das Trittbrett zu benutzen, drehte sich um, schloss seine riesigen Hände um ihre Taille und hob sie zu Boden.
    Die Straße in dieser ruhig daliegenden, ehrbaren Gegend war von Reichtum ausstrahlenden Häusern gesäumt, die zu dieser nächtlichen Zeit still und dunkel dastanden. Sogar die Katzen schliefen. Das Schnauben der Kutschpferde und das metallische Klirren ihrer Hufe waren die einzigen Geräusche. Sollte Grey von einer Horde Handlanger begleitet werden, so zeigten sie sich jedenfalls nicht.
    »Du lässt mich mit den Albion-Plänen in meinem Kopf davonspazieren.« Es war nicht das erste Mal, dass sie sein Verhalten verwirrte. »Ich habe ja nichts dagegen, aber es erscheint mir doch widersprüchlich.«
    »Die Franzosen gehen so fest davon aus, dass wir sie haben, da ist es egal, ob dem so ist. Es dürfte sie davon abhalten, kommendes Frühjahr vor unserer Tür zu stehen.« Sobald er den Türschlag geschlossen hatte, pochte er an die Seitenwand, und die Kutsche rollte davon. Sie lauschte dem Geräusch der Räder auf den Pflastersteinen, während er ihr den Umhang richtete und im Nacken zusammenband. »Du hast erledigt, weswegen du nach England gekommen bist.«
    »Ja.« Sie war zwar nicht nach England gekommen, um sich zu verlieben, hatte es aber trotzdem getan. Sie hatte die Sache verpfuscht.
    »Kent ist für eine Weile außer Gefahr. Es ist mir nicht möglich, die Pläne zu durchforsten und französische Geheimnisse auszuheben, also ist Frankreich ebenfalls sicher. Patt.«
    »Ganz recht.«
    Anscheinend war er ihr nicht böse. Er strich ihr das Haar aus der Stirn. »Du hast gewonnen.«
    Im Dunkeln konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Er bestand nur aus Schatten und zärtlichen Händen. Doch Zärtlichkeit war keine Liebe.
    Sie schluckte. »Als ich dich heute Nacht verlassen habe, wollte ich es eigentlich gar nicht. Ich hatte keine Wahl. Zu viele Leben standen auf dem Spiel.«
    »Ich weiß. Was hast du jetzt vor, wo du frei bist und dich niemand mehr beiseiteschaffen will?«
    Ich werde ausgesprochen einsam sein . »Ich habe immer daran gedacht, eines Tages Köchin zu werden, sollte ich erleben, dass ich mich zur Ruhe setze. Vielleicht gehe ich nach Wales. Das scheint mir ein Ort zu sein, wo eine Frau namens Jones leben kann, ohne zum Gespött zu werden.«
    »Ich sollte dich lieber weitergehen lassen. Nach Westen«, zeigte er, »geht’s da lang.«
    Sie war wirklich frei. Genau das, was sie sich gewünscht hatte. Man musste vorsichtig sein mit dem, was man sich wünschte.
    Es gab nichts, was man einem Geliebten noch sagen konnte, wenn man sich ungeachtet seiner Liebe heimlich aus seinem Bett gestohlen hatte. Und vor allem konnte sich der Chef des britischen Geheimdiensts nicht mit einer unzuverlässigen französischen Spionin zusammentun. Vielleicht hatte Grey sich in dieser Hinsicht ab und an etwas vorgemacht. Genau wie sie auch.
    Also drehte sie sich um und machte sich auf nach Westen. Zu ihrer Linken konnte sie den Fluss riechen. Die Themse.
    Sie merkte sofort, dass er hinter ihr war. Nach zwanzig Schritten war sie sich immer noch nicht sicher, wie sie sich fühlen sollte. »Du folgst mir. Warum tust du das?«
    »Um dich zu beschützen.« Was er schon einmal zu ihr gesagt hatte. »Und weil ich es will.«
    Sie tat einen langen Atemzug, hielt aber nicht an. »Es ist nicht leicht, in dich verliebt zu sein.«
    Trotz des schummerigen Lichts wusste sie, dass er grinste.
    Vor ihnen lag ein Park, der von einem Zaun mit spitzen Eisenpfählen umgeben war. Welcher Park es war, wusste sie nicht. Sie wusste auch nicht, wo genau in London sie sich befand, da sie nicht richtig aufgepasst hatte. »Hast du etwa vor, mir den ganzen Weg nach Wales zu folgen?«
    »Wenn es sein muss. Wir werden unterwegs auf Tydings
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