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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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eine Stunde später erfüllte Dominic sein Versprechen, sie nach Hause zu bringen, und Chloe stand vollständig angezogen vor ihm auf der Treppe zu Graysons elegantem Stadthaus. Da er offensichtlich an Situationen ge- wöhnt war, die den durchschnittlichen Dienstboten zutiefst schockiert hätten, blinzelte der Butler der Boscastles nicht einmal.
    Ebenso wenig wie Heath, der mit einem Buch in der Hand aus der Bibliothek herbeischlenderte, um seine Schwester zu begrüßen. „Ah, Chloe. Unser schwarzes Schaf ist endlich zu- hause." Er blickte an ihr vorbei zu der dunklen Gestalt, die wie ein Wächter hinter ihr stand. „Danke, Dominic."
    Dominic nickte. Er sah in Heaths Augen Anerkennung da- für, dass er sie zurückgebracht hatte. „Es tut mit leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast."
    „Das habe ich eigentlich gar nicht. Ich wusste, dass sie bei dir ist und du sie beizeiten wieder zurückbringen würdest. Bleib doch noch ein wenig. Es gibt da ein paar Dinge, über die ich gerne unter vier Augen mit dir sprechen würde."

Chloe betrachtete ihren Bruder entrüstet. „Woher wusstest du, wo ich bin? Hat Jane mich verraten?"
    „Natürlich hat Jane nichts dergleichen getan", antwortete die Marchioness selbst von der Mitte der Treppe. „Ich würde dich nicht einmal unter Folter verraten. Der Kutscher hinge- gen ist immer ein fürchterliches Plappermaul." Sie rauschte in einem silbergrauen Negligé und perlenbestickten Pantof- feln die restlichen Stufen herunter. „Also, Chloe, wie war dein Besuch bei der lieben Tante Rosemary?"
    Chloe lächelte verstohlen, als sie sich an Heath vor- beidrückte. „Das arme Ding war ganz erschöpft von meiner Gesellschaft. Sie bat mich, zu gehen, damit sie sich ausruhen kann."
    Dominics Augen weiteten sich. Das schamlose kleine Weibs- stück machte sich tatsächlich vor der ganzen Welt über sein Durchhaltevermögen lustig. Als hätten Heath und Jane keine Ahnung, wer „Tante Rosemary" war und was genau Chloe ge- tan hatte, um das arme alte Ding so zu ermüden. Er würde ihr beim nächsten Mal zeigen, was Überanstrengung bedeutete. Janes Augen tanzten vor Vergnügen. „Komm doch hinauf, und erzähl mir von deinem Besuch. Habt ihr auch Congreve- Raketen abgeschossen?"
    Chloe unterdrückte ein Kichern. „Mindestens eine", ver- kündete sie schalkhaft, als sie ihrer Schwägerin die Treppe hinauf folgte.
    Dominic blickte Heath ungläubig an. „Bedeutet dieser Satz etwa das, was ich befürchte?"
    Heath versuchte, nicht zu lachen. „Wahrscheinlich müss- test du da eher Grayson fragen."
    „Ja." Dominic schüttelte ungläubig den Kopf. „Worüber wolltest du mit mir sprechen?"
    Heaths Belustigung verschwand schlagartig. „Komm mit in die Bibliothek, Dominic. Dort können wir ungestört reden."
    Dominic blickte sich interessiert in dem Raum um. Geschnitzte Rosenholzregale mit Türen aus Messinggitter erstreckten sich bis zu der gewölbten Decke hinauf. Löwen und rundliche Put- ten schmückten den vergoldeten Stuck. Ein runder Spiegel mit einem Goldrahmen im griechischen Stil hing über dem

Kamin. In dem reich geschmückten Marmorkamin darunter prasselte ein kleines Feuer.
    Nachdenklich betrachtete er den Mann, der ihm gegenüber auf einem Lehnstuhl saß. Dieser Raum passte sehr viel besser zu dem energiegeladenen Marquess of Sedgecroft als zu sei- nem ruhigeren, zurückhaltenden Bruder. „Ich nehme an, dass du einige Fragen über Brandon an mich hast. Ich werde dir so viele Informationen geben, wie ich kann, aber ich fürchte, ich weiß nur wenig mehr als das, was ich dir bereits gesagt habe."
    Heath schien nicht überrascht zu sein. „Ja, es sind noch vie- le Fragen zu beantworten. Aber vielleicht nicht von dir. Du hast deinen Teil dazu beigetragen, Dominic, und das ziemlich erfolgreich, wie ich zugeben muss."
    Dominic blickte ins Feuer. „Manchmal schien es mir, als wäre ich am Rande des Wahnsinns, so sehr war ich davon be- sessen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken außer an Rache." Und an Chloe, fügte er in Gedanken hinzu, nur konn- te er das nicht sagen.
    „Aus gutem Grund", sagte Heath. „Und oft braucht es ei- nen Mann, der von einer guten Sache besessen ist, damit die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen kann."
    „Doch ab hier wirst du übernehmen", riet Dominic und spielte dabei auf Heaths Verbindungen zum britischen Ge- heimdienst an. Hatte Heath seine Kommission noch? Er fragte nicht nach, weil er vermutlich ohnehin nur eine ausweichende Antwort erhalten würde.
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