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Jillian Hunter

Jillian Hunter

Titel: Jillian Hunter
Autoren: Viel Lärm um Stratfield
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gehen, nicht ganz so eifrig zu erscheinen. Wirklich, sie bemühte sich sehr, etwas Haltung zu wahren. Nur - und das war schon immer ihr fataler Fehler gewesen - sie konnte sich nicht sittsam und damenhaft betra- gen, wenn so viel auf dem Spiel stand, und am Ende rannte sie einfach in seine ausgebreiteten Arme und lachte voll Aus- gelassenheit, als er sie mühelos in die Luft hob.
    Er küsste ihr Gesicht und ihren Hals und fuhr mit den Fin- gern durch ihre schwarzen Locken. „Chloe, ein paar Minuten lang hatte ich Angst, du würdest nicht kommen. Ich dachte,

du hättest deine Meinung geändert."
    Sie blickte in sein männliches Gesicht. Mittlerweile war er nicht mehr ganz so erschreckend hager, aber er wirkte immer noch etwas gefährlich und sehr eindringlich ... bis er lächelte. Seine grauen Augen betrachteten sie sanft und neckend zu- gleich. „Ich habe darauf gewartet, dass du in mein Ankleide- zimmer fällst."
    „Sag nicht, dass du enttäuscht bist."
    Sie beugte den Hals, um sich noch einmal küssen zu lassen. „Vielleicht ein bisschen."
    Er trat ein wenig zurück, um sie anzulächeln. „Ah. Die Dame ist einem Eindringling in ihrem Bett also nicht abge- neigt?"
    Chloe seufzte und strich einen Regentropfen vom Kragen seiner Jacke. „Ich fand das alles schrecklich beängstigend und aufregend."
    „Aufregend? Einen halb toten Mann zwischen deinen Spit- zenunterhosen zu finden?"
    „Nicht einfach irgendeinen Mann, Dominic. Ich bin ziem- lich eigen darin, wen ich in mein Ankleidezimmer einlade."
    „Das möchte ich allerdings auch hoffen."
    Sie brauchte einen Augenblick, bis sie erkannte, dass er sich nur mit Mühe beherrschen konnte. Er hatte das Gesicht zum Himmel gewandt, als genieße er den kalten Regenschauer. Sie spürte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. Es war erst das zweite Mal, dass sie ihn draußen im Tageslicht sah. Vermut- lich musste er viel Geduld haben, bis er die endlosen Tage in der Dunkelheit vergessen hatte.
    „Chloe." Er blickte sie an. Jetzt hatte er sich wieder unter Kontrolle und war mehr mit sich selbst im Reinen als je zuvor. „Glaubst du, du kannst den Gedanken ertragen, unsere Kin- der in einem Haus aufzuziehen, in dem es spukt?"
    „Solange es nicht dein Geist ist, der spukt", neckte sie ihn. „Ist der Skandal in Chistlebury schon abgeflaut?"
    „Wohl kaum", erwiderte Dominic, „obwohl Sir Edgars Tod von den Behörden als Unfall klassifiziert wurde. Wie es scheint, wurde er von einer Ladung Steinen erschlagen, während er die versteckten Geheimgänge von Stratfield Hall erforschte."
    „Und der berüchtigte Geist von Chistlebury?"

„Ah, ja. Meine Wiederauferstehung ist immer noch das Hauptgesprächsthema im Dorf. Nachdem ich der Kirche ei- ne großzügige Spende versprochen habe, hat allerdings sogar der Pastor beschlossen, über gewisse Ungereimtheiten bei der Erklärung meines scheinbaren Ablebens hinwegzusehen."
    „Kannst du mit Sicherheit sagen, dass der Skandal hinter uns liegt?"
    Er lachte teuflisch. „Ich fürchte, dieser Skandal wird uns ewig anhaften. Die Legende des Geistes von Stratfield wird in den kommenden Jahren nur noch weiter wachsen."
    „Willst du mir damit sagen, dass sich sein böses Benehmen weiter verschlechtern wird?"
    „Nicht direkt. Aber die Menschen werden schwören, dass man Stratfields Geist sah, wie er sein eigenes Skelett durch die Galerie trug."
    Chloe lächelte. „Ich habe ihn mit eigenen Augen auf dem alljährlichen Maskenball gesehen. Dort war er als Straßenräu- ber verkleidet. Er ist ein recht lebendiger Geist."
    Dominic zog sie an sich. „Die genauen Hintergründe und Einzelheiten werden mit der Zeit in Vergessenheit geraten. Vielleicht wird man unsere Geschichte ausschmücken. Aber eine Tatsache wird unbestritten bleiben: Ganz egal, ob er nun ein Sterblicher oder ein Geist ist. Viscount Stratfield hat sich in eine äußerst wundervolle junge Dame aus London ver- liebt."
    Einige Stunden später kehrte er beschwingt zu seinem Stadt- haus zurück. Dort warteten tausend verschiedene Verpflichtun- gen auf ihn. Der Abend war vergangen, bevor er recht wusste, wie. Und immer noch häuften sich auf seinem Schreibtisch die Papiere: offizielle Erkundigungen nach Samuel, ein Brief vom Vorstand der East India Company und immer neue Kon- dolenzbriefe, da die Geschichte von dem Mordkomplott gegen ihn in der Stadt langsam die Runde machte. Inzwischen hat- te die Nachricht von Edgars Verrat mit Sicherheit auch jene geheimen Kontaktpersonen
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