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Jezebel

Jezebel

Titel: Jezebel
Autoren: Jason Dark
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jemanden, mit dem sich Susan schon als Kind immer herumgeschlagen hat. Ein Junge. Er heißt Harrison Beeler.«
    »Wohnt er noch hier?«
    »Ja. Zumindest im Winter. Im Sommer ist er unterwegs, denn er hat von seinem Vater das Schaugeschäft übernommen. Eines dieser wilden Karussells.«
    »Das auch hier steht?«
    »Auseinandergebaut auf einem Parkplatz. Nicht weit entfernt von der Sportanlage.«
    »Das hat sie dir gesagt?«
    »Und noch mehr.«
    »Was denn?«
    »Daß sich dieser Beeler oft genug bei seinem Karussell aufhält, um es zu überholen. Er arbeitet allein, und da vergeht die Zeit rasch.«
    »Auch jetzt?«
    »Das wußte die alte Dame nicht. Aber wie wäre es, wenn wir zu ihm fahren? Vielleicht kann er uns noch etwas über den Steinbruch sagen und sich an alte Zeiten erinnern.«
    »Nicht schlecht«, erwiderte ich.
    »Dann komm, Alter. Wir haben keine Minute mehr zu verlieren.«
    Der Meinung war ich auch.
    ***
    Man hatte Harrison Beeler zwar gewarnt, aber er hatte die Warnungen in den Wind geschlagen, schließlich ging es darum, daß sein Fahrgeschäft in einer Woche, pünktlich zum Beginn der Saison, wieder auf Vordermann gebracht worden war, damit der Rubel rollen konnte.
    Was in Euston geschehen war, konnte er nicht begreifen. Eine irrsinnige Insektenplage, die schon Menschenleben gekostet hatte, war über den Ort hereingefallen, und alle waren davon betroffen, auch er. Mücken und Stechfliegen hatten sich auf ihn gestürzt und ihn malträtiert. Da half kaum noch eine Salbe, die betroffenen Stellen juckten weiter, und er hatte sich schließlich damit abfinden müssen. Alles andere war unwichtig.
    Der Motor und die Maschinenteile waren schon von ihm überholt worden, jetzt ging es noch um den Anstrich. In den Wagen, die später über eine Plattform huschten und sich selbst dabei drehten, waren einige Stellen abgetreten worden und hatten somit ihre Farbe verloren.
    Der Platz, auf dem er sein Karussell auseinandergebaut aufgestellt hatte, war bestens geeignet. Hier konnte er in Ruhe arbeiten, und eine große Plane schützte das wertvolle Gerät vor Nässe, wenn er draußen daran arbeitete.
    Wahrscheinlich war er der einzige, der sich nicht in seinem Haus befand.
    Das war ihm egal, auch wenn die anderen vor Angst vergingen. Er mußte seinen Job tun, das war wichtiger.
    Mit fünfundzwanzig Jahren war er beileibe kein alter Hase unter seinen Berufskollegen, aber Beeler hatte in den sauren Apfel beißen müssen, weil sein Vater nicht mehr konnte. Das Rheuma hielt ihn in seinen Klauen. Da war das viele Reisen und das Arbeiten bei Wind und Wetter Gift für ihn. Hin und wieder half er mal aus, und das reichte ihm.
    Unter der Plane strich Beeler an. Es war eine Arbeit, bei der auch die Gedanken andere Wege gehen konnten. Natürlich drehten sie sich bei ihm um die Vorgänge, die in Euston passiert waren.
    Niemand hatte eine Erklärung. Selbst der Pfarrer zeigte sich ratlos. Der Bürgermeister ebenfalls, und Fred Endriss, der Konstabler, hatte sowieso nie eine richtige Meinung.
    Über ein Thema aber sprachen die Menschen nicht oder nur hinter vorgehaltener Hand. Über Susans Rückkehr!
    Jeder konnte sich noch an sie erinnern. An das Insektenkind, das sich nicht gescheut hatte, auch Ungeziefer zu essen. Beeler konnte sich sehr gut daran erinnern. Er war es letztendlich gewesen, der Susan in ihre Schranken gewiesen hatte, und zwar auch mit den Fäusten, wie das bei Kindern oder Halbwüchsigen eben so üblich war.
    Das lag zehn Jahre zurück.
    Und jetzt war das Ungeziefer da.
    Eine verfluchte Plage, die jeden erwischt hatte. Aber niemand wollte, daß es nach außen drang. Die Menschen in Euston wollten selbst damit fertig werden, auch wenn sie zugeben mußten, daß ihnen dies kaum gelang, denn das Ungeziefer wurde nicht weniger, sondern mehr.
    Es erhielt Nachschub.
    Woher?
    Über diese Frage dachte auch Harrison Beeler nach, während er den runden oberen Haltegriff eines Fahrzeugs mit weißer Farbe bestrich.
    Überall in seiner Umgebung roch es nach Farbe, und dieser Geruch, so hoffte er, würde auch das Ungeziefer abhalten. Zumindest hatte er bisher noch nichts davon gesehen, auch keine übergroßen Spinnen, von denen Nachbarn berichtet hatten, waren ihm aufgefallen.
    Er hatte seiner jungen Frau nicht gesagt, wann er zurückkehren würde.
    Aber der frühe Abend war es schon, denn es mußten noch mehrere Wagen ausgebessert werden.
    Am liebsten hätte er auch die Nacht hier verbracht, aber da hätte ihm seine Gattin etwas
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