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Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau

Titel: Jetzt tanzen alle Puppen - Aus dem Alltag einer Comedy-Fachfrau
Autoren: Andrea Volk
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sondieren«. Im Keller traf ich auf meinen kreuzfidelen, etwa 7 5 Jahre alten Vermieter, Elektromeister Wertkamp, der seine Prägung während des Zweiten Weltkriegs erfahren hat. »Ach Frau, Dings, hier, Volk, Mensch, ich freu mich, wir haben uns ja schon lange, na un d – gleich einen Gefreiten mitgebracht?« »Nein«, sagte ich wortkarg, »Feuerwehr das.« »Die Feuerwehr«, der Elektromeister war glücklich, »damals nach dem Krieg, hier war übrigens der Luftschutzkeller und da hinten die Steigleitungen von 1935, da hab ich noch, na, jedenfalls hier in Lindenthal, alles war dunkel, alles, nichts, nirgends war da meh r … aber die Feuerwache Lindenthal hatte Licht! Ich freu mich!« Während er begeistert dem Uniformierten die Hand schüttelte, hob ich mir einen Bruch an der Eisenleiter. Zu viert kehrten wir zurück in meine Küche, der Feuerwehrmann, ich, die Eisenleiter und Herr Wertkamp, denn der ließ es sich nicht nehmen, mich zu begleiten. »Nein, ach, Frau, Dings, ich helfe doch gern, das ist, hier diese Mauer, da hat mein Vater 1920, nein, keine Widerwort e … ich komme mi t … da s … wi r … werden den Vogel scho n … ä h …schaukel n … erst mal Verstärkun g … wo ist eigentlic h …« Er zückte sein Handy und rief seinen Enkel an: »Sven, jaa, der Opa hie r … So, Junge, die Arbeit ruf t …wi e … wa s … schlafen ? … Es ist doch schon halb acht! ! … Der Opa ha t … Was heißt denn hier ›Alarm machen‹ ? … Sve n … es ist Morgen, die Sonne sche i … was? … ja dann eben Rege n … … und jetzt mal hier ausrücken, wenn der Opa Appell mach t … verabredet? Ja, aber wenn die Pflich t … wie war das nochmal mit Extra-Taschengeld für Spanien-Urlaub? … Gut. Und bring den Prüfer mi t … nein mehr nich t … der Opa hat alles im Kelle r … Na, er kommt«, fasste Wertkamp strahlend zusammen.
    Enkel Sven auch noch. Das fand ich toll, denn meine Küche ist nur knapp 1 5 qm groß. Und war mittlerweile mit zwei Feuerwehrmännern, Herrn Wertkamp, vielen getschilpten Dezibels, der Eisenleiter und mir gut gefüllt. Umso mehr, als der zweite Feuerwehrmann während unserer Abwesenheit die Schränke ausgeräumt hatte. Mein Geschirr stapelte sich auf dem Boden, dazwischen kniete die Feuerwehr und schraubte am Kühlschrank und über allem thronte Wertkamp, der fachmännisch meine Wand zum Wohnzimmer abklopfte und etwas murmelte, das sich nach »Feind von der anderen Seite angreifen« anhörte. Es klingelte, ich machte auf und schon drängte sich schlecht gelaunt und ungewaschen Enkel Sven in die Küche. »Zugleich«, kommandierte Wertkamp, jetzt vollends in seinem Element. Alle zerrten an meiner Einbauküche. Ich reichte Schnittchen und Kaffee. Die Einbauküche rührte sich keinen Zentimeter, dahinter kreischte Robbi um sein Leben. Ich nahm fünf Aspirin. Herr Wertkamp erwog Pla n B: »Wenn wir von oben angreife n … ac h … Sven, hast du den Prüfer am Mann ? … Gut , … s o … Abteilung marsch ins Wohnzimme r …« Er zog seinen knüseligen Enkel mit in den Nachbarraum, um den Verlauf der elektrischen Leitungen zu prüfen. Nun entbrannte ein edler Wettstreit. Die Feuerwehrmänner funkten ebenfalls nach Verstärkung. Die rückte drei Mann hoch mit einem Feuerlöschzug an, der unsere komplette Straße blockierte. Entweder, weil neugierige Nachbarn das Treppenhaus verstopften oder aus Gründen der Dramatik fuhren die Kollegen vom Löschwagen ihre Drehleiter aus und drei Uniformierte kletterten durch mein Fenster. In diesem Moment gelang es Wertkamp, die Wand zwischen Küche und Wohnzimmer aufzustemmen, enthusiastisch rief er: »Sieg, Sieg!« Verfrüh t – wie so oft geschichtlich gesehen, denn das Loch war über dem Herd, statt hinterm Kühlschrank, was mir der findige Wertkamp sogleich als Energiespar-Abluftanlage unterjubelte. Die fünf Uniformierten fühlten sich durch das Loch in der Wand und Wertkamps freischwebenden Kopf über dem Herd unter Druck gesetzt. Sie lösten den Kühlschrank aus seinen Arretierungen, kippten ihn nach vorne un d – ohne Stirnfedern, aber unverletzt, entwich Robbi in die Freiheit. Alle beglückwünschten sich gegenseitig und trampelten ein bisschen auf meinem Geschirr rum. Diesen glamourösen Moment nutzte die gegenüberliegende Grundschule, offensichtlich durch Löschzug und Drehleiter irritiert, dazu, Feueralarm auszulösen.
    Ich holte tief Luft und fragte einen Feuerwehrmann, was denn ein solcher Einsatz wohl kosten möge. »Och«, sagte er und
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