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Jesus von Texas

Jesus von Texas

Titel: Jesus von Texas
Autoren: DBC Pierre
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geronnener Milch. Und mit so was macht die Pornoindustrie Millionen? Kein Vergleich zu diesem einen Mädchen, das ich kenne - Taylor Figueroa.
    Sheriff Porkorney wirft seinen Knochen in die Schachtel und nickt Gurie zu. »Nehmen Sie die Aussage auf. Und halten Sie ihn weiter fest.« Er knarrt zur Tür hinaus.
    »Vaine?« ruft ein Polizist ins Zimmer rein. »Fasern.«
    Gurie strafft ihr Fett. »Du hast gehört, was der Sheriff gesagt hat. Ich bin gleich mit einem anderen Beamten zurück, dann nehmen wir deine Aussage auf.«
    Als sich das Reiben ihrer Schenkel im Gang verliert, hebe ich meine Nasenflügel und schnüffle nach irgend etwas, das Trost spenden könnte, und sei er noch so schwach - nach einem Hauch von warmem Toast vielleicht oder von Spearmint-Atem. Doch alles, was ich hinter dem Schweiß und der Barbecue-Sauce wahrnehme, ist der Geruch von Schule - die Ausdünstungen stumpfer Schlägertypen, die den stillen Jungen, den Sprachkünstler, in einer Ecke erspäht haben. Das Aroma von Holz, aus dem ein verdammtes Kreuz gezimmert wird.
zwei
    Moms dickste Freundin heißt Palmyra. Jeder nennt sie Pam. Sie ist dicker als Mom, deshalb fühlt Mom sich gut in ihrer Nähe. Moms andere Freundinnen sind schlanker. Sie sind nicht ihre dicksten Freundinnen.
    Pam ist da. Drei Countys weit kann man hören, wie sie die Sekretärin des Sheriffs anbrüllt: »Herr im Himmel, wo ist er nur? Eileena, hast du Vern gesehen? Hey, super Frisur!«
    »Nicht ein bißchen zu ausgefallen?«
    »Gott, nein, das Braun steht dir richtig gut.«
    Man muß Palmyra wahrscheinlich einfach mögen - nicht, daß man sie sich beim Rumvögeln vorstellen will oder so. Sie hat ein zitrusfrisches Desinteresse an offenen Wunden. Ihr Ding ist essen.
    »Habt ihr ihm zu essen gegeben?«
    »Vaine hat Rippchen gekauft, glaub ich«, sagt Eileena.
    »Vaine Gurie? Ich dachte, sie macht die Pritikin-Diät - das wird Barry sicher brennend interessieren!«
    »Na dann gute Nacht! Sie wohnt ja fast bei Bar-B-Chew Barn!«
    »Großer Gott.«
    »Vernon ist da drin, Pam«, sagt Eileena. »Besser, du wartest draußen.«
    Die Tür fliegt auf. Pam wackelt herein, kerzengerade, als ob sie auf dem Kopf Bücher balanciert. Das liegt an ihrem Körperschwerpunkt. »Vernie, du ißt Rippchen? Was hast du heute gegessen?«
    »Frühstück.«
    »Herr im Himmel, wir machen mal lieber beim Barn halt.« Glaubt mir, egal, was man sagt - sie macht mal lieber beim Barn halt.
    »Geht nicht, Pam, ich kann hier nicht weg.«
    »Schnickschnack, komm jetzt.« Sie zieht heftig genug an meinem Ellbogen, daß meine Füße sich mit dem Boden bekannt machen. »Eileena, ich parke in der zweiten Reihe und nehm Vern mit - sag Vaine, er hat noch nichts gegessen, und sie soll besser ein paar Pfunde abspecken, bevor ich Barry treffe.«
    »Laß ihn hier, Pam, Vaine ist noch nicht fertig ...«
    »Ich sehe nirgendwo Handschellen, und ein Kind hat das Recht auf eine Mahlzeit.« Pams Stimme bringt mittlerweile die Möbel zum Klappern.
    »Ich mach hier nicht die Regeln«, sagt Eileena, »ich sag lediglich ...«
    »Vaine kann ihn hier nicht festhalten, das weißt du ganz genau. Wir gehen jetzt«, sagt Pam. »Super Frisur.«
    Eileenas Seufzer folgt uns zur Tür hinaus. Meine Ohren lauschen in alle Richtungen, ob etwas vom Sheriff oder von Gurie zu hören ist, doch der ganze Gang scheint unbelebt zu sein - der vom Sheriff, meine ich. Einen Moment später bin ich in Palmyras Kraftfeld schon fast aus dem Gebäude gelangt. Vollkommen zwecklos, mit dieser enorm modernen Frau zu argumentieren, im Ernst.
    Draußen hat ein Dickicht von Wolken die Sonne überwuchert. Wenn diese Wolken aufziehen, riecht es hier immer nach nassem Hund, und ein Sturm mit Blitzen wie geräuschlose Rülpser kündigt sich an. Schicksalswolken. Sie wollen dir sagen: Mach, daß du aus der Stadt kommst, fahr Granny besuchen oder sonst was, bis sich die Aufregung gelegt hat und die Wahrheit ans Licht kommt. Laß zu Hause die Drogen verschwinden und mach 'ne Spritztour.
    Im Dunst über der Motorhaube von Pams altem Mercury zittern Martirios prüde Gebäude; aufgereiht entlang der Gurie Street flimmern die verschwommenen Pferdeköpfe der Ölpumpen. Richtig: Öl, Karnickel und Guries - das ist es, was Martirio anzubieten hat. Das war mal der zweithärteste Ort in Texas, nach Luling. Jeder, der in Luling verprügelt wurde, muß rüber nach Martirio gekrochen sein. Heutzutage ist das Härteste hier der Stau am Drive-in jede Samstagnacht. Ich kann nicht
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