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Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft

Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft

Titel: Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft
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gewesen.«
    »Steht da auch was darüber, aus welchem Grund er sich in Behandlung begeben wollte?« Blair sah aus, als würde er der jungen Frau am liebsten die Akte aus der Hand reißen.
    Sandy schluckte und blickte unsicher zu June. »Darf ich Ihnen das überhaupt sagen?«, flüsterte sie. Bisher war sie sehr auskunftsfreudig gewesen, hatte alle Fragen von June beantwortet. Die hatten sich allerdings um Gewohnheiten und Bekannte Dr. Gillmores gedreht und nicht um intime Informationen über die Patienten. Jetzt kam die loyale Sprechstundenhilfe in ihr durch.
    »Sagen wir es so: Sie können uns die Adresse des Mannes nennen, und wir fahren hin und fragen ihn selbst.« June nickte Sandy aufmunternd zu.
    Zehn Minuten später saßen sie wieder im Auto und fuhren mit einem unguten Gefühl im Magen zur Adresse von Craig Miller, die in einem der übelsten Viertel der Bronx lag.
    ***
    Frank Hines sah den Briefumschlag auf dem Tisch sofort, als er seine Einzelzelle betrat. Wütend drehte er sich um, doch die Tür war bereits wieder geschlossen worden. Aus dem Gang drangen die üblichen Geräusche herein. Zotige Bemerkungen, quer durch den Stock gebrüllt, das Scheppern von Metall auf Metall, heisere Rufe der Wärter. Natürlich war es Unsinn zu glauben, der geheimnisvolle Bote wäre noch in der Nähe.
    Als Hines mit zitternden Fingern den Umschlag öffnete, herrschte in seinen Ohren eine gespenstische Stille.
    »Psychiaterin in ihrem Apartment ermordet«, schrie die Schlagzeile einer Tageszeitung ihm entgegen. Darüber stand, in akkuraten Druckbuchstaben geschrieben, ein Satz.
    »Die Schlinge zieht sich zu.«
    Hines legte den Ausschnitt mit zitternden Fingern auf dem Tisch ab und sank auf sein Bett. Fahrig strich er sich mehrmals mit den Händen übers Gesicht. Das, was die Zeitung über die Frau preisgab, sagte ihm nichts. Die Tote war ihm unbekannt. Dennoch war er sich sicher, was diese Botschaft bedeutete. Fieberhaft dachte er nach, doch seine Begegnungen mit Psychiatern und Psychologen waren überschaubar.
    Während des Prozesses hatte es zwei Gutachten gegeben, nach seiner Verurteilung hatte er eine Zeit lang regelmäßig mit einer Gefängnispsychologin gesprochen. Nun schon lange nicht mehr. Bei ihm, das wusste Hines, ging es nicht mehr um Resozialisierung. Er würde das Gefängnis nie wieder verlassen, da konnte man sich teure Betreuung sparen. In einem anderen Bundesstaat, in Texas etwa, wäre er sowieso bereits die Green Mile zur Hinrichtung entlanggegangen.
    Das Einzige, was man noch von ihm wollte, waren Angaben darüber, wo sich die Leichen von zwei seiner Opfer befanden. In diesem Moment kam ihm eine Idee. Wenn Agent Jerry Cotton ihm nicht allein um der Sicherheit seiner Familie willen helfen wollte, würde ihn vielleicht die Aussicht anspornen, diese alten Fälle endlich aufklären zu können.
    Hines fing unwillkürlich an zu grinsen. Er wusste, wie sehr ungeklärte Morde den ermittelnden Beamten zusetzten. Damit hatte er einen Trumpf in der Hand. Agent Cotton würde ihm helfen müssen. Hines stand auf und schlug mit der flachen Hand gegen seine Zellentür, um einen Beamten herbeizulotsen.
    »Hallo!«, schrie er. »Ich muss dringend telefonieren. Es geht um Leben und Tod!«
    ***
    June und Blair standen vor einem Sozialwohnblock in Mott Haven in der Bronx.
    »Hätte dieser Craig Miller nicht in einer netteren Umgebung wohnen können?«, quetschte June halblaut zwischen den Zähnen hervor. Blair musterte mit zusammengekniffenen Augen den Hauseingang, der vom bevorzugten Zeitvertreib der Bewohner hier zeugte: wilde Graffiti an den Wänden, Zigarettenkippen und zerbrochene Crackampullen am Boden. Dazwischen eine übel riechende Lache – ob sich hier ein Mensch oder ein Hund erleichtert hatte, darüber wollten die beiden FBI-Agents lieber nicht nachdenken.
    Craig Miller wohnte in Apartment 807 im achten Stock des dunkelbraunen Klinkerbaus. Ohne ein Wort wechseln zu müssen, entschieden sich June und Blair dafür, den winzigen und vor Schmutz starrenden Aufzug zu meiden. Sie nahmen das Treppenhaus, das allerdings auch nicht sehr vertrauenerweckend aussah. Kindergeschrei, laut plärrende Fernseher und ein über drei Stockwerke gut hörbarer Streit zwischen einem Paar bildeten die akustische Untermalung. Im achten Stock angekommen, suchten sie nach der Tür, hinter der Craig Miller wohl sein Leben verdämmerte, denn etwas anderes konnte man sich in dieser Umgebung kaum vorstellen.
    »Die gute Frau Doktor muss wirklich
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