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Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft

Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft

Titel: Jerry Cotton - 2909 - Rache ist ein einsames Geschaeft
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antwortete ich der Frau.
    »Sandy, ihre Sprechstundenhilfe, hat uns informiert. Schließlich nahm Doris hier feste Termine wahr und war eines unserer Gründungsmitglieder. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    Die Aufgabe unserer Gesprächspartnerin in der Organisation war es, als Ansprechpartnerin alle Kontaktgesuche aufzunehmen und sie an die richtigen Gruppen oder Beratungsmitglieder zu verweisen. Phil und ich sahen uns einen Moment lang überrascht an. Gut, dass sie gleich zur Sache kam. Dr. Gillmore war in zweierlei Hinsicht interessant für uns.
    Zum einem war sie ein Opfer, das ihren möglichen Mörder hier bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit kennengelernt hatte. Zum anderen war sie, das war uns bei der Durchsicht ihrer Kundenkartei aufgefallen, auch die Psychologin gewesen, die nach dem Prozess Frank Hines’ Frau Margaret therapiert hatte. Es gab also eine Verbindung zwischen der Psychologin und dem Serienkiller, von der noch nicht einmal er selbst wusste. Trotzdem war er sicher, der Mord an Dr. Gillmore sei ein zweiter Hinweis an ihn. Das fanden wir, gelinde gesagt, ziemlich spannend.
    In der nächsten halben Stunde erfuhren wir einiges über die ehrenamtliche Arbeit diverser Juristen, Psychologen und Sozialarbeiter. Die Beratungsstelle war offen für Menschen, die sich die regulären Honorare nicht leisten konnten. Sie finanzierte sich hauptsächlich über Spenden. Dr. Gillmore war sehr effektiv dabei gewesen, Gelder locker zu machen.
    »Kennen Sie diesen Mann?« Ich zeigte der Sozialarbeiterin ein kopiertes Foto von Craig Miller.
    Sie nahm es in die Hand, betrachtete es und nickte dann. »Das ist Craig Miller. Er besuchte eine kurze Zeit Doris’ offene Gruppe. Mir war er unheimlich, er leidet an einer Art Verfolgungswahn, hatte immer wieder aggressive Schübe und hat dadurch auch die Gruppe gesprengt. Doris hat ihn als berufliche Herausforderung betrachtet. Soweit ich weiß, bot sie ihm eine kostenlose Einzeltherapie an.«
    »Was ist mit diesen beiden Personen?« Phil schob ihr Fotos von Susanna Parker und Maggie Hines zu. Letzteres war ein altes, grobkörniges Pressefoto aus der Zeit des Prozesses. Ein neueres hatten wir nicht, von Hines’ Töchtern gab es keine aktuellen Aufnahmen, die beiden waren damals noch recht klein gewesen.
    Die Sozialarbeiterin war sich sicher, Susanna Parker nicht zu kennen. Maggie Hines hingegen kam ihr bekannt vor. »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, diese Frau war hier. Das kann aber noch nicht länger als acht Jahre her sein, denn vorher war ich nicht hier beschäftigt.«
    »Sie wollen also sagen, Maggie Hines war innerhalb der letzten acht Jahre hier in der Beratungsstelle?«
    Die Frau nickte heftig. »Nicht bei Doris in der Gruppe, das weiß ich genau. Sie war, glaube ich, in der juristischen Beratung.«
    Diese Information stellte für uns eine ziemliche Überraschung dar.
    »Vermutlich kannte sie Doris aus einem anderen Zusammenhang, war vielleicht Patientin in ihrer Praxis und wusste daher auch von der Beratungsstelle«, fuhr unser Gegenüber fort. »Als sie hierherkam, ging es ihr finanziell wohl nicht besonders gut.«
    »Können Sie uns sagen, bei wem Mistress Hines in Beratung war?«, wollte ich wissen.
    Die Sozialarbeiterin blinzelte nervös.
    »Agent Cotton, wir führen nur anonymisierte Akten, zur Dokumentation unserer Fallzahlen für die Sammlung von Spenden. Unsere Klienten können sicher sein, dass sie hier weder namentlich noch mit persönlichen Details erfasst werden.«
    »Ihr Gedächtnis scheint hervorragend zu funktionieren«, lächelte Phil die Frau an. »Dass Maggie Hines juristische Hilfe benötigte, daran haben Sie sich sofort erinnert. Vielleicht fällt Ihnen ja auch der Name ihrer Beraterin wieder ein?«
    Die Frau schluckte und nickte. »Es kann eigentlich nur Deborah Ann sein. Sie kümmert sich um … die Frauen hier.«
    »Der Name und die Anschrift«, erinnerte Phil sie mit einem sanften Lächeln.
    Unsere Gesprächspartnerin sprang auf und eilte zu ihrem Schreibtisch, um unter einem unübersichtlich aussehenden Stapel eine Visitenkarte hervorzuziehen.
    »Hier finden Sie Deborah Ann. Das ist die Kanzlei, für die sie hauptberuflich arbeitet.«
    Wir bedankten uns und gingen über den vor Kälte knirschenden Steinboden des Hinterhofs zum Vorderhaus, sahen kurz in die tiefgezogenen Fenster in den Innenraum des Tapas-Restaurants und beschlossen spontan, uns dort eine kleine Stärkung zu genehmigen.
    ***
    Wir bestellten gebratene Oliven mit Mandeln,
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