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Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung

Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung

Titel: Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung
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arbeiteten halbtags hier oben, hatte Penny unterwegs erklärt. Zuschnitte ließ sie in einem Schneideratelier im zweiten Stock anfertigen.
    Ein Deckenventilator begann sich langsam zu drehen und warf streifige Schatten über die Einrichtung. Einige immergrüne Pflanzen teilten den großen Raum in zwei Abteilungen. In der größeren standen Kleiderpuppen und eine lange Werkbank, auf der Zeichnungen und Stoffmuster ein buntes Durcheinander bildeten.
    Während Penny die eingegangenen Telefonnachrichten abhörte, sah Phil sich um. Er prüfte die Verriegelungen an den beiden Fenstern, die auf den Absatz der Feuertreppe an der Rückseite hinausgingen. Die Alarmanlage entsprach dem Standard, würde aber einem entschlossenen Eindringling nicht lange Widerstand leisten.
    Penny sah ihn beunruhigt an.
    »Ich kann einfach nicht anders«, sagte Phil und lächelte ihr beschwichtigend zu.
    »Keine Nachricht von Billy«, sagte Penny dann. »Nur meine Mutter. Billy hat sich auch bei ihr nicht gemeldet.« Sie deutete auf die Sitzgruppe. Phil ließ sich in einen Sessel mit Segeltuchbezug fallen. Penny brachte Gläser und eine Ballonflasche Orangensaft, füllte die Gläser und setzte sich ebenfalls.
    »Sie sollten Ihre Termine für die nächsten Tage absagen«, sagte Phil. »Vorsichtshalber. Die Jungen sind vielleicht in etwas Größeres hineingeraten.«
    Penny warf das Haar zurück. Ihr Gesicht machte einen erschöpften Eindruck.
    »Wie gut kennen Sie Ihren Bruder?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er ist jünger als Sie …«
    »Elf Jahre.«
    »Sie leben seit vielen Jahren hier an der Ostküste. Und Billy?«
    »Seit unsere Eltern geschieden sind, lebt unser Vater in Arizona. Billy wohnte bis vor ein oder zwei Jahren noch bei unserer Mutter in Blaine. Aber seit er das College besucht, wohnt er auf dem Campus.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Weihnachten. Und Silvester. Die Feiertage haben wir mit unserer Mutter verbracht.« Sie seufzte. »Jetzt weiß ich, was Sie eben meinten. Er war fast noch ein Kind, als ich nach New York ging. Jetzt ist er erwachsen. Ich weiß nicht viel über ihn.«
    »Was ist er für ein Mensch?«, fragte Phil dennoch. »Gutmütig, leichtlebig, konsumfreudig? Hat er eine Freundin?«
    Ihr ratloser Blick sagte Phil genug. Er wechselte das Thema. »Er war also hier. Hier oben? Mit diesem Teddy? Und den anderen?«
    »Ich habe nur diesen Teddy gesehen. Er hat kaum ein Wort gesagt. Ich hätte sowieso nicht zugehört. Ich hatte einen Termin …«
    Sie hatte ihren Bruder abgewimmelt und auf später vertröstet, weil sie bis zum Abend einen Entwurf für einen neuen Kunden ändern und abschicken musste.
    »Er wollte sowieso nur eben Guten Tag sagen, die anderen warteten im Coffee Shop gegenüber, sagte er. Daher weiß ich, dass noch andere dabei waren. Aber nicht, wie viele.«
    Andere. Mehrzahl. Also mindestens noch zwei.
    »Sie sind mit dem Bus gekommen«, fiel ihr ein. »Deshalb war Billy zuerst hier. Ist ja nicht weit bis zum Terminal.« Dann fiel ihr noch etwas ein. »Ich hatte ihn gefragt, ob sie schon eine Unterkunft hätten. Ich hätte ihnen vielleicht etwas Preiswertes vermitteln können. Aber sie wollten nach Brooklyn oder Queens rüber. Einer seiner Kommilitonen hatte dort anscheinend etwas vor.«
    »Waren alle Studenten? Oder war jemand dabei, der nicht studiert?«
    »Keine Ahnung. Ich nehme es an. Wieso ist das wichtig?«
    »Was wichtig ist, weiß man nie im Voraus«, sagte Phil ausweichend. Er spürte, dass er nicht weiterkam. Was daran lag, dass Penny tatsächlich nicht mehr wusste.
    »Haben Sie mit Frank über Billy gesprochen?«
    »Natürlich. Er wollte nicht, dass ich zur Polizei gehe. Oder zu Ihnen.«
    »Warum nicht?«
    »Er wollte nicht wieder in … in etwas verwickelt werden.«
    Für eine solche Besorgnis bestand eigentlich kein Anlass, dachte Phil, doch er konnte Ellis’ Haltung verstehen. Profi-Killer hatten Jagd auf ihn gemacht und ihn um ein Haar erwischt – trotz Personenschutz durch ausgebuffte US-Marshals.
    »Er müsste jeden Augenblick kommen. Sein Betrieb liegt zwei Blocks weiter, an der Eleventh.«
    Phil zückte sein Notizbuch. »Okay«, sagte er. »Geben Sie mir alle Telefonnummern, die Billy angerufen haben könnte. Und seine Handynummer.«
    Phil klappte gerade das Notizbuch wieder zu und stand auf, als er die Tür hörte. Und dann kam Frank Ellis auf ihn zu. Er sah gut aus, trug einen teuren, salopp sitzenden blauen Anzug mit offenem Hemd. Er lächelte Phil an, als er ihm die
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