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Jerry Cotton - 0591 - Flitterwochen mit dem Satan

Jerry Cotton - 0591 - Flitterwochen mit dem Satan

Titel: Jerry Cotton - 0591 - Flitterwochen mit dem Satan
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Wohnungsinneren von einem harten, dumpfen Knall übertönt.
    Ich war auf Geräusche dieser Art spezialisiert. Es gab keinen Zweifel, daß es ein Schuß war. Er wurde aus einer Waffe abgefeuert, die mit einem Geräuschdämpfer ausgerüstet war.
    ***
    Ich klingelte zum zweitenmal. Ich läutete förmlich Sturm. In der Wohnung rührte sich nichts. Ich zögerte, die Tür zu verlassen und den Hausmeister zu alarmieren. Wenn ich von hier verschwand, bekam der Schütze eine Chance, die Wohnung zu verlassen. Aber mir blieb keine andere Wahl. Immerhin konnte ich die Ausgänge sperren lassen und dem Schützen alle Fluchtwege abschneiden.
    Gerade als ich kehrtmachen wollte, wurde die Tür mit einem Ruck geöffnet. In ihrem Rahmen zeigte sich ein etwa fünfunddreißig jähriger Mann. Er trug einen kakaobraunen Sommeranzug und Wildlederschuhe. Er hatte den Kragenknopf geöffnet und seinen Schlipsknoten gelockert.
    »Brennt’s irgendwo?« fragte er mich gereizt.
    Er war ziemlich groß und breitschultrig. Sein Gesicht war glatt rasiert, dafür trug er das Kopfhaar für einen Mann seines Alters ungewöhnlich dicht und lang. Er hatte braune Augen und eine fleischige Nase, wulstige Lippen und ein durch ein Grübchen geteiltes Kinn. Er sah irgendwie vital, aber auch wütend und gereizt aus.
    »Mr. Stanton?« fragte ich ihn.
    »In voller Lebensgröße. Was gibt’s?« Ich zeigte ihm meine FBI-Marke. »Cotton. Ich hätte Sie gern ein paar Minuten gesprochen.«
    »Kommen Sie mit ins Wohnzimmer.« Die Einrichtung des Zimmers entsprach der bombastischen Hausfassade. Die Möbel waren modern, gut und teuer. Die Anordnung verriet, daß ein Innenarchitekt Schützenhilfe geleistet hatte. Es war gewiß nicht die Wohnung, die man bei einem Chauffeur anzutreffen erwartete. Sie machte eher den Eindruck, daß sie einem erfolgreichen Anwalt gehörte. Wir setzten uns.
    »Rauchen Sie?« fragte mich Stanton. Es klang nicht gerade einladend.
    Ich schüttelte den Kopf. »Hier ist geschossen worden«, sagte ich. »Weshalb und worauf?«
    Stanton stieß einen Laut aus, der sich wie ein kurzes Lachen anhörte, aber sein Gesicht blieb dabei finster. »Ich habe geschossen«, sagte er. »Im Badezimmer. Das ist ein Hobby von mir. Aber deshalb sind Sie doch nicht hier?«
    »Das stimmt«, nickte ich. »Können Sie sich nicht denken, was ich will?«
    »Doch«, meinte er und steckte sich eine Zigarette an. »Es ist wegen Vivian, nicht wahr? Schließlich war ich ihr Chauffeur. Ich habe die junge Dame gefahren. Ich kenne die ganze Sippschaft. Ich bin nicht überrascht, daß Sie mich besuchen. Ich habe damit gerechnet, G-man. Es ist klar, daß das FBI überall seine Recherchen anstellen muß, vor allem bei denen, die etwas über die Lollans aussagen können.«
    »Warum wurden Sie gefeuert?«
    »Eine blöde Geschichte, wirklich«, sagte er. »Ich hatte eine kleine Affäre mit Vivians Zofe. Sie kamen mir auf die Schliche und setzten mich prompt auf die Straße. Es war ein Skandal! Als ob so ’n kleines Techtelmechtel verboten wäre. Das Mädchen konnte bleiben, ich mußte gehen. Finden Sie das gerecht? Dabei war ich eher der Verführte. Aber die Puppe stellte es anders dar, und ihr glaubte man.«
    Ich erhob mich, weil ich plötzlich die gerahmten Fotos auf dem Sideboard entdeckte. Auch Stanton schraubte sich aus seinem Sessel hoch.
    Ich trat an das Sideboard. Mein Blick fiel auf eine Vergrößerung in rotem Lederrahmen. Sie zeigte einen Mann in Chauffeuruniform neben Vivian Lollan. Ich erkannte das Mädchen sofort. Schließlich hatte ich ihre Fotos oft genug in den Zeitungen gesehen.
    Der Mann, der neben ihr stand, war groß und schlank, ein lachender, blonder Hüne mit untadelig gewachsenen Zähnen und einem sympathischen Gesicht. Plötzlich fiel bei mir der Groschen. Ich wandte mich um und stellte fest, daß ich nicht der einzige war, bei dem es geklingelt hatte.
    Der Mann, der mich eingeladen hatte, hielt eine Pistole in der Hand. Die Mündung wies auf mich. Sein Finger lag am Druckpunkt des Abzuges.
    »Hoch mit den Greifern«, befahl er.
    Ich gehorchte.
    Der Mann grinste matt. »Ich bin nicht mehr dazu gekommen, die Fotos wegzuräumen«, sagte er. »Wären Sie fünf Minuten später gekommen, hätte ich sie schon in der Tasche gehabt.«
    »Wo ist Ray Stanton?« fragte ich ihn. Ich spürte ein seltsames Kribbeln auf der Haut. Ich dachte an den Schuß, den ich beim Läuten gehört hatte.
    »Ein paar Etagen über uns«, spottete der Mann. »Dort, wo auch Sie gleich
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