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Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes

Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes

Titel: Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes
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wir Ihnen zur unpassenden Zeit ins Haus fallen, aber Uncle Sam will, daß wir uns bei Ihnen umsehen, Miß West.«
    Sie warf einen mißtrauischen Blick auf den Haussuchungsbefehl. »Ausweise!« blaffte sie. Phil und ich zückten die FBI-Ausweise. Sie blickte von einem zum anderen und schaltete mit einem Ruck auf Liebenswürdigkeit um. Sie lachte die Tonleiter hinauf und hinunter, verbarg ihr Gesicht wie ein Schulgirl hinter den Händen und kicherte: »Ich muß einfach gräßlich aussehen! Warten Sie zwei Minuten, bis ich mich ein wenig zurechtgemacht habe!«
    »Von mir aus zwei Stunden«, versicherte ich, »aber die Dienstvorschriften sind absolut dagegen.«
    Sie ließ die Hände sinken. »Okay«, sagte sie grimmig, »kommt ’rein! Wo sollte ein FBI-Schnüffler gelernt haben, sich wie ein Gentleman zu benehmen!«
    Ich hätte Doreen West gern eine Chance gegeben, sich zu verschönern. In ihrem morgendlichen Zustand sah sie wenig erfreulich aus. Ihr Gesicht glänzte von der Nachtcreme, die Lippen ihres ungeschminkten Mundes waren blaß und schmal und ihr grellblondes unfrisiertes Haar war stumpf und glanzlos. Sie hatte die erste Jugend seit mindestens einem Jahrzehnt hinter sich. Ich wußte, daß sie eine harte Rechnerin war, die in erster Linie ihren Vorteil im Auge behielt. Ihre Freundschaft mit Harold Greece hatte sich längst in eine Art Geschäftsbeziehung gewandelt. Seinen Spaß suchte und fand Greece längst bei jüngeren und hübscheren Girls, und Doreen West war viel zu schlau, ihm deswegen mit Eifersuchtsszenen das Leben sauer zu machen. Nach wie vor kassierte sie einen monatlichen Scheck mit Greeces Unterschrift, und von Zeit zu Zeit verstand sie es, ihn zu größeren Geschenken zu veranlassen — wie etwa zu jenem Smaragdring, weswegen wir gekommen waren.
    Ohne sich weiter um uns zu kümmern, überquerte sie die Diele und stieß eine Tür auf. Phil folgte ihr, sah, daß es sich um das Badezimmer handelte, und blieb im Türrahmen stehen. Doreen West wischte die Nachtcreme aus ihrem Gesicht, schminkte die Lippen, zog die Augenbrauen nach und kämmte ihr Haar. Dann erst schrie sie Phil an: »Wenn ich jetzt duschen würde, mein Junge, würden Sie immer noch im Türrahmen bleiben?«
    Phil grinste. »Ich würde meine Pflicht tun, auch wenn es mir schwerfiele.«
    Doreen West lachte hart auf. »Macht euch an die Arbeit! Je schneller ich die Tür hinter euch zuschlagen kann, desto früher werde ich mich wieder besser fühlen.« Sie rauschte an uns vorbei in den Wohnraum, zündete sich eine Zigarette an und ließ sich in einen Sessel fallen. Es kümmerte sie nicht, was dabei mit ihrem blauseidenen Morgenrock geschah.
    »Wo verwahren Sie Ihren Schmuck, Miß West?« fragte ich.
    Sie kniff die Augen zusammen. »Warum?«
    »Weil die Beantwortung meiner Frage unseren Besuch abkürzen würde.«
    Sie paffte an der Zigarette und wpllte nicht antworten.
    »Sie wissen doch, Miß West, daß wir den Platz, an dem Sie Ihren Schmuck aufbewahren, auf jeden Fall finden.« Ich lächelte. »Es dauert nur länger.«
    »Ich habe einen Tresor!«
    »Wo?«
    Sie warf die Zigarette in den Aschenbecher. »Ich beantworte Ihre dämlichen Fragen nicht. Niemand kann mich zwingen.«
    »Selbstverständlich nicht. Wo ist der Tresor?«
    Sie knirschte hörbar mit den Zähnen. »Hinter einem Bild in meinem Schlafzimmer.«
    »Gehen wir in Ihr Schlafzimmer, Miß West.«
    Sie nahm eine neue Zigarette, zündete sie aber nicht an. Im Schlafzimmer hingen drei Bilder, scheußliche Schinken mit raffiniert lächelnden, halbnackten Zigeunermädchen. Wieder mußte ich fragen, bevor Doreen West sich bequemte, uns das Bild zu bezeichnen, hinter dem sich der Wandtresor befand.
    »Aber der Schlüssel liegt in einem Safe meiner Bank«, schrie sie. Ich warf einen Blick auf die Tresortür. »Unsinn, Miß West! Ihr Tresor hat ein Zahlenkombinationsschloß, zu dem es keinen Schlüssel gibt. Bitte, stellen Sie die Zahlen ein. Mein Freund und ich blicken nicht hin.«
    Wütend und ratlos nagte sie an ihrer Unterlippe. »Schade um die schöne Tapete, wenn wir mit einem Schweißbrenner arbeiten müssen«, bemerkte Phil. Die Frau warf ihm einen dolchscharfen Blick zu, bequemte sich aber, die Zahlenkombination einzustellen. »Bevor ihr geht, werde ich eure Taschen revidieren«, fauchte sie. Sie blieb neben dem Wandsafe stehen, als ich hineingriff und einen lederüberzogenen Schmuckkasten öffnete.
    Der Smaragdring war der erste in einer Reihe von einem Dutzend Ringen, die
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