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Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes

Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes

Titel: Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes
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einer davon unters Bett gekrochen ist.«
    »Wo kann ich mir deinen Tip abholen?«
    »Ich besitze schon lange keine feste Adresse mehr, G-man. Ich werde Sie anrufen.« Er nickte mir zu, blickte nach links und rechts und schob sich die Mauern entlang. Zwanzig Yard weiter verschluckte ihn eine Toreinfahrt.
    Ich kehrte zum Jaguar zurück. Phil sah mich fragend an. Ich zuckte die Achseln. »Vermutlich nur ein Bursche, der sich wichtig machen wollte.«
    ***
    Die üble Kaschemme nannte sich Girl’s Hell, Mädchenhölle, und der Name sollte bedeuten, daß den männlichen Besuchern mächtig eingeheizt wurde. In Wahrheit traf die Bezeichnung die Verhältnisse genau. Der Laden war eine Hölle für die Mädchen, die darin arbeiteten.
    Als Phil und ich Girl’s Hell gegen zehn Uhr abends betraten, saßen die Gäste — Seeleute, Hafenarbeiter, Gauner jeder Hautfarbe — gedrängt wie Ölsardinen an den schmutzigen Tischen. Auf der erhöhten, grell beleuchteten Bühne rollte eine Nonstop-Strip-Show von unerreichter Primitivität ab. Die Zuschauer pfiffen und klatschten so wüst, daß die Begleitmusik in dem Höllenlärm unterging.
    Wir schoben uns an den Tischen entlang. Ein Kellner kreuzte unseren Weg. Ich hielt zwei Finger hoch. »Zwei Plätze!«
    Er musterte uns mit einem schnellen Blick. »Nur noch oben«, erklärte er. Offenbar hielt er uns für zahlungskräftig.
    An drei Seiten der Kneipe befand sich eine Balustrade, eingeteilt in kleine Nischen. »Gut! Wir gehen ’rauf!«
    »Champagner- und Mädchenzwang«, sagte der Kellner.
    »Darf man sich die Mädchen wenigstens vorher ansehen?«
    »Selbstverständlich! Wir haben ’ne riesige Auswahl.«
    Wir ließen uns an einem Nischentisch ungefähr in der Mitte nieder. Von hier aus hatten wir einen guten Überblick, und wir versuchten, Eve Massen unter den dreißig Girls zu entdecken. Wir hatten einige Bilder von ihr gesehen, und wir wußten, daß Sterling Drain sie zwang, in diesem Nightclub zu arbeiten. Es stand nicht fest, wem Girl’s Hell gehörte. Offenbar teilte sich eine Anzahl fragwürdiger Gentlemen in den Besitz der Kneipe, und Sterling Drain war nur einer von ihnen. Über die Prozente, die Eve Massen als Animiermädchen verdiente, erhöhte er seinen Anteil am Gewinn.
    »Ich glaube, sie steht links neben der Bar«, sagte Phil. »Das Mädchen in dem dunkelgrünen Kleid!«
    Der Kellner kam mit dem Champagner, der so viel kostete wie französischer Direktimport und doch nur aus einer Panscherei in der Bronx stammte. »Schick uns das schwarzhaarige Mädchen im grünen Kleid!«
    »Okay! Und welche noch?« Er bestand darauf, daß wir ein zweites Girl einluden. Phil bezeichnete eine Rothaarige, die sich, als sie vor uns stand, als beängstigend üppig und angriffslustig herausstellte.
    Eve Massen betrat die Nische mit einem Schritt, der beschwingt und verführerisch wirken sollte und der doch die Müdigkeit des Mädchens verriet. Ich wußte, daß sie erst vierundzwanzig Jahre alt war. Trotzdem zeichneten sich unter der Schminkschicht Falten ab. Die Augen brannten groß und dunkel in dem bleichen Gesicht. Wirklich schön an dem Mädchen war nur noch das üppige, sehr schwarze Haar. Sie reichte mir eine magere Hand. »Ich heiße Eve«, sagte sie. Als sie sich setzte, wurde sie von einem Hustenanfall geschüttelt, den sie nur mühsam unterdrücken konnte.
    Die Rothaarige erklärte laut, sie heiße Lilly, und wir sollten endlich einschütten. Sie trank ihr Glas in einem Zug leer, ließ sich nachgießen, vertilgte den Inhalt aus Phils Glas und prostete Eve zu, die ebenfalls austrank. Auf diese Weise stand die erste Flasche nach sechs Minuten trocken im Kühler, und die rote Lilly alarmierte mit großem Armwedeln den Kellner.
    Ich beugte mich zu Phil hinüber. »Räum sie aus dem Wege«, zischte ich. Phil seufzte, aber er tat seine Pflicht. Er zog die widerstrebende Lilly aus der Nische mit der Begründung, er habe Durst auf ein ehrliches Getränk. Wenig später sah ich, wie er das Mädchen auf einem Barhocker parkte, wo Lilly sich in den Whisky stürzte.
    Eve lächelte und rückte näher an mich heran. Sie hielt es für ihre Pflicht, und sie wußte, was die Gäste in diesem Lokal erwarteten. Ich bot ihr eine Zigarette an, die sie annahm. Als sie den ersten Rauch einsog, mußte sie husten.
    »Sie sollten sich mehr in frischer Luft auf halten, Eve Massen.«
    Sie reagierte mit einer resignierten Handbewegung. Dann erst fiel ihr auf, daß ich sie nicht nur Eve, sondern mit ihrem vollen
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