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Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen

Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen

Titel: Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen
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die Wand gedrückt. Seine Arme, seine Beine befanden sich plötzlich im harten Griff geübter Polizistenfäuste. Blitzschnell tastete Ed Schulz ihn ab.
    Die Waffe des Mörders berührte er erst, als er ein sauberes Taschentuch über seine Finger gelegt hatte. Nachdenklich besah er die Mordwaffe.
    »Bete zu Gott, Haily«, sagte Ed Schulz leise. »Wenn die Ballistiker sagen, daß eine gewisse Kugel aus dieser Waffe kam, hast du ausgesorgt bis ans Ende deiner Tage…«
    Haily begriff, daß er ausgespielt hatte. Seine Muskeln wurden schlaff. Fahle Blässe kroch in sein Gesicht.
    »Ich wollte gar nicht schießen«, schluchzte er. »Wirklich, ich wollte gar nicht. Es ging alles so schnell…«
    »Wer nicht schießen will, braucht keine Waffe«, sagte Ed Schulz bitter. »Und ob du nun wolltest oder nicht — Eagle ist tot, und den machst du mit deinem Geheul nicht wieder lebendig. Legt ihm die Armbänder um…«
    Als die Handschellen einrasteten, sagte Ed Schulz den uralten Vers auf, der bei einer Verhaftung vorgeschrieben ist. Dabei wurde ihm plötzlich bewußt, daß im ganzen Lokal jähe Stille eingekehrt war. Totenstille, dachte Ed Schulz.
    ***
    »Wie geht es Mr. Decker?« fragte der Revierleiter, als ich wieder in seinem Dienstzimmer aufkreuzte.
    »Keine Ahnung, Milton«, knurrte ich. »Die Ärzte müssen erst die Röntgenbilder abwarten, bevor sie etwas Genaues sagen können.«
    »Ich hörte, daß er hinter dem Haus von Mrs. Collins gefunden wurde?«
    »Ja, so ist es. Und nun packen Sie mal aus, Milton. Erzählen Sie mir alles, was es von dieser Collins zu erzählen gibt. Da stihkt doch irgend etwas! Der Schuß muß dort gefallen sein. Warum hat sie nichts von einem Schuß erwähnt, als ich bei ihr nach Phil fragte? Ich traue dieser alten Lady nicht mehr über den Weg. Sie macht ja zwar ein Gesicht, als könnte sie kein Wässerchen trüben, aber ich habe schon bei ganz anderen Leuten die unschuldigsten Mienen gesehen. Was wissen Sie von der alten Dame? Hat sie vielleicht einen Sohn, der auf Abwegen sein könnte?«
    »Ihr einziger Sohn sitzt in Kalifornien und ist Universitätsprofessor, Cotton.«
    »Hm. Aber wie war das doch? Ihr Mann war bei der Polizei? Oder was habe ich da gehört?«
    »Er war Lieutenant hier im Revier. Genau wie ich. Er war ein besonnener, aber wohl ein bißchen zu langsamer Mann. Er hatte zwei Dienstjahre mehr als ich. Deshalb nahm sie es mir wohl übel, als ich Captain und Revierleiteir wurde und nicht ihr Mann. Sie wait schon immer eins von diesen ehrgeizigen Weibern, die einem Mann pausenlos die Sporen geben müssen, damit er nur voränkommt und Karriere macht.«
    Einen Augenblick trafen sich unsere Blicke. Das kann doch nicht wahr sein, dachte ich. Täglich fühlen sich auf der Welt Tausende von Menschen übergangen, vergessen, vernachlässigt. Wenn da jeder gleich anfangen wollte, Racheakte zu planen…
    »Was ist mit den alten Tanten, die dort oft aufkreuzen?« fragte ich. »Auf dem Herweg habe ich noch einmal mit dem Lebensmittelhändler gesprochen. Der hat erzählt, daß oft andere alte Damen bei Mrs. Collins sind. Wissen Sie etwas darüber?«
    »Ach, der Witwenclub«, sagte Captain Milton. »Das sind alles Witwen von ehemaligen Beamten der Stadt New York. Irgendwo, glaube ich, habe ich mal gelesen, daß wir über achtzigtausend Beamtenwitwen haben. Die müssen sich bei irgendeinem Vereinstreffen kennengelernt haben. Jetzt kleben sie oft zusammen. Kaffeekränzchen oder so etwas. Sie wissen doch, wie Frauen sind.«
    »Nein«, sagte ich, »ich fürchte, das weiß ich nicht. Oder nicht genug. Da lernt man täglich dazu. Eh — ich möchte mir noch einmal die Munitionskiste ansehen.«
    »Aber die haben Sie doch schon — okay, okay, Cotton. Ich sage ja gar nichts mehr. Kommen Sie. Ich habe ja den Schlüssel.«
    Er zog den Schlüssel aus der mittleren Schreibtischlade. Wir gingen durch einen kurzen Flur nach hinten, wo Milton die Tür aufschloß. Er zeigte auf die flache, gar nicht sonderlich große Kiste. Ich klappte den Deckel hoch.
    Graue Kartons standen reihenweise nebeneinander. Jeder trug die Aufschrift der Munitionsfabrik. Aber im Deckel gab es, unter einer Cellophanhülle, noch einmal groß die Aufschrift der Fabrik und darunter ein Inhaltsverzeichnis der Kiste. Ich besah mir nachdenklich die steife Cellophanhülle. Dann nickte ich.
    »Danke, Milton«, sagte ich und machte auch schon kehrt. »Wir hören voneinander. Wenn Sie mir die Daumen halten — noch heute abend!«
    Ich verließ
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