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Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen

Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen

Titel: Jerry Cotton - 0587 - Der Club der grausamen Witwen
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das haben wir mit der Transfusion einigermaßen wettgemacht. Wenn Sie keinen Dauerbesuch daraus machen, können Sie meinetwegen mit Ihrem Kollegen ein paar Minuten sprechen. Er verlangt sowieso dauernd nach einem gewissen Cotton. Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß Sie das sind, oder?«
    »Sie treffen einen Nagelkopf nach dem anderen, Doc«, sagte ich begeistert. »Und ich bin bereits unterwegs. Darf er einen Schluck Whisky trinken — streng als Medizin, sozusagen?«
    Der Doc lachte leise.
    »Habe ich nicht irgendwo mal gehört, daß die Jungs vom FBI nicht trinken dürfen?« fragte er anzüglich.
    »Schon wieder einen Nagelkopftreffer«, stöhnte ich. »Aber es gibt keine Dienstvorschrift, Doc, nicht einmal eine ungeschriebene, wonach G-men nicht ihre Medizin einnehmen dürfen.«
    »Jetzt will er mir auch noch den Schwarzen Peter zuspielen! Na, meinetwegen. Einen guten Schluck. Daß Sie über das Maß hinausschießen, brauche ich wohl nicht zu befürchten, wie?«
    »Ich werde schon aufpassen, Doc, darauf können Sie sich verlassen«, versprach ich. »Vielen Dank. Ihr Medizinmänner seid manchmal doch prächtige Kerle. So long, Doc! Bis nachher.«
    Ich suchte das nächste Geschäft und pfiff darauf, daß es erst nächste Woche Gehalt geben würde. Ich kaufte die beste Flasche alten Scotch, die sie vorrätig hatten. Zwanzig Minuten später zauberte ich die Flasche unter meinem Jackett hervor. Phils Äugen wurden größer.
    Er sah ein bißchen blaß aus, und er hatte von der Nasenwurzel an nach oben nur noch weißen Verbandsstoff, aber es war ganz zweifellos der alte Bursche, den so leicht nichts umwerfen konnte.
    »Medizin«, sagte ich und wies auf das Etikett.
    »Scheußliches Zeug«, sagte Phil und verdrehte die Augen. »Aus Schottland, was?«
    »Hm«, brummte ich zustimmend, während ich den Verschluß aufdrehte.
    »Warum haben die nie einen Nobelpreis für Medizin erhalten?« fragte Phil.
    »Das sind eben die Ungerechtigkeiten, die es manchmal gibt«, meinte ich und hielt ihm die Flasche an die Lippen.
    »Bin ich ein Baby?« knurrte er beleidigt und nahm die Flasche selbst in die Hand.
    j Ich gönnte mir ebenfalls einen Schluck. Streng als Medizin, auf den Schock wegen Phil. Als er den zweiten Schluck nahm, kürzte ich das Verfahren ab, indem ich den Verschluß wieder festdrehte.
    »Am ersten Abend nach deiner Entlassung ist die Pulle fällig«, versprach ich. »Aber jetzt ist Schluß. Ich habe dem Doc versprochen, daß du nur einen Schluck bekommst.«
    »Ihr Sadisten«, murrte Phil. »Aber hör mal. Ich muß dir was erzählen.«
    »Fang an. Vor allem bin ich darauf gespannt, wie dir das passieren konnte. Der Schuß kam doch von vorn, nicht wahr? Was ist los mit dir? Wirst du alt? Ich habe doch mal gehört, daß ein G-man in einer Viertelsekunde schußbereit sein muß. Eine Viertelsekunde sollte doch genügen. Du hattest deinen Revolver nicht einmal in der Hand.«
    »Die Kiste ist zusammengebrochen.«
    »Warum läßt du dich von einer Kiste stören?«
    »Weil ich draufstand, du Esel.«
    Ich sandte einen um Verzeihung bittenden Blick zum Himmel.
    »Er kann nicht dafür«, versicherte ich dabei. »Manchmal wird er eben kindlich. Dann turnt er auf altersschwachen Kisten herum. Warum siehst du dir eine Kiste nicht vorher an, bevor du darauf herumtrampelst wie ein Elefant?«
    Phil richtete sich im Krankenbett auf. »Hör mal«, sagte er angriffslustig, »ich habe zwar einen Verband um den Kopf, aber keinen an den Fäusten. Dich schlage ich noch allemal zusammen.«
    »Angeber«, meinte ich und drückte ihn sanft in die Kissen zurück. »Reg dich ab, Kleiner. Es kann schließlich nicht jeder G-man Spitzenklasse sein. So wie ich zum Beispiel. Nein, du bleibst liegen. Für heute hast du genug Unsinn angestellt. Erzähl dem Onkel lieber mal der Reihe nach, was los war.« Phil tat es. Vor Freude darüber, daß es ihn nicht ernstlich erwischt hatte, konnte ich mir ein paar sarkastische Zwischenbemerkungen nicht immer verkneifen. Phil zahlte natürlich mit gleicher Münze heim. Und deshalb dauerte die Erzählung wohl ein bißchen länger. Jedenfalls erschien der junge Doc plötzlich. Phil beeilte sich mit seiner Erzählung. Als er fertig war, fragte der junge Doc: »Wo ist die Flasche?« Ich zögerte einen Augenblick, dann zeigte ich sie. Er hob sie hoch und sah nach, was fehlte. Zu Phils Rechtfertigung erwähnte ich, daß ich auch einen Schluck genommen hätte. Der Arzt sah uns mit gerunzelter Stirn an, dann drehte
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