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Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn

Titel: Jerry Cotton - 0583 - Der Totenhaendler von Brooklyn
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wohlauf und befinden sich in unserem Gewahrsam.«
    Meine Spannung ließ nach. Wir hatten häufiger mit Leuten zu tun, die sich mit irgendeiner Verrücktheit interessant zu machen versuchten.
    »Wir brauchten Zeit, um die einhundertvierzig Menschen in Sicherheit zu bringen«, sagte der Anrufer, der jetzt etwas schneller sprach. »Zeit, Geld und Ideen. Es war eine organisatorische Meisterleistung. Der Trick mit den Rettungsbooten, dem Rettungsring und dem Ölfleck hatte die erhoffte Wirkung, und die angestellten Tauchversuche führten zu nichts — der Pazifik ist an dieser Stelle fast sechs Meilen tief.«
    »Prüfungen mit dem Echolot haben zweifelsfrei ergeben, daß die ›Diana Mortimer‹ einundsiebzig Meilen westlich der Insel Clarion auf Grund liegt«, sagte ich. »Es wurden ja auch einige SOS-Rufe auf gefangen.«
    »Ich bestreite ja nicht, daß das Schiff gesunken ist«, meinte der Anrufer. »Darum geht es nicht. Ich rede von den Menschen, die darauf waren. Sie leben noch.«
    Ich setzte mich in den Drehsessel und parkte meine ausgestreckten Beine auf dem Schreibtisch. »Sie machen mich wirklich neugierig«, sagte ich und hatte Mühe, einen spöttischen Unterton zu vermeiden.
    »Erinnern Sie sich, daß auf der Passagierliste eine gewisse Pryscilla Rayburn stand?« fragte der Anrufer.
    Selbstverständlich erinnerte ich mich daran. Der nicht sehr häufige Name Pryscilla hatte sich in mir festgehakt.
    »Wir haben sie freigelassen«, sagte der Mann. »Sie soll Ihnen und der Welt beweisen, daß es uns gelungen ist, das sensationellste Massen-Kidnapping der Geschichte zu organisieren.«
    Pryscilla Rayburn, zweiundzwanzig Jahre alt. Sie hatte zuletzt als Verkäuferin gearbeitet und war nur durch den Gewinn eines Preisausschreibens unter die High-Society der ›Diana Mortimer‹ geraten.
    »Wo finde ich die junge Dame?« wollte ich wissen.
    »Pryscilla erwartet Sie, G-man«, antwortete er. »Unter dem Scheibenwischer Ihres Jaguar klemmt ein Briefumschlag, der die genaue Anmarschroute enthält. Es ist drüben in New Jersey. Ich empfehle Ihnen, sofort loszufahren.«
    Er legte auf. Ich schwang die Beine herum und erhob mich.
    Dann wählte ich die Nummer der Telefonfahndung. Ich erfuhr, daß der Teilnehmer aus einer öffentlichen Fernsprechzelle im südlichen Queens angerufen hatte.
    Ich schaute auf die Uhr. Zwanzig Minuten vor Mitternacht. Ich hatte keine Lust, mich verschaukeln zu lassen. Ich spulte das Band zurück, drückte auf die Sprechtaste des Gerätes und hörte mir das Gespräch nochmals an. Plötzlich war ich nicht mehr ganz sicher, daß der Mann verrückt war. Ich verließ das Distriktgebäude und eilte zu meinem Jaguar.
    Er parkte unweit der Dienststelle in einem Garagenhochhaus der östlichen 69. Straße. Unter dem linken Scheibenwischer klemmte ein weißer Briefumschlag. Er war zugeklebt und trug weder eine Anschrift noch einen Absender.
    Obwohl es höchst zweifelhaft war, daß er verwertbare Fingerabdrücke enthielt, behandelte ich ihn wie ein rohes Ei. Im Inneren war ein weißer Briefbogen, der einige getippte Zeilen enthielt. Darunter war ein postkartengroßer Landkartenausschnitt aufgeklebt. Die Route und einige Markierungspunkte waren mit roter Tusche eingezeichnet.
    Der Anweisung zufolge befand sich Pryscilla Rayburn in einem Wochenendhaus westlich von Riverdale, N. J. Ich würde mindestens zwei Stunden benötigen, um hinzukommen. Ich setzte mich in den Jaguar und brummte los.
    Saunders holte tief Luft. Der weißlackierte Dodge zeichnete sich deutlich vor den gezackten Konturen der Tannengruppe ab. Geduckt bewegte sich Saunders darauf zu.
    Er zog die Waffe aus dem Hosenbund und merkte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte. Er freute sich auf Pryscillas Gesichtsausdruck, auf das Entsetzen in ihrem Blick, wenn er den Wagenschlag aufriß und ihr klarmachte, daß nicht er, sondern sie zum Sterben verurteilt war.
    Saunders pirschte sich von hinten an den weißen Dodge heran. Irgendwo, ganz in der Nähe, mußte auch der Wagen des Dicken stehen. Schließlich konnte er nicht zu Fuß in diese abgelegene Gegend gekommen sein.
    Saunders zuckte zusammen, als sein Fuß gegen eine im Gras liegende Colaflasche stieß. Er atmete mit offenem Mund. Mann konnte nicht vorsichtig genug sein! Er durfte nicht vergessen, daß es hier am Wochenende vor Sportanglern nur so wimmelte. Er grinste, als er daran dachte, daß man spätestens am kommenden Sonnabend oder Sonntag den Toten im Fluß entdecken würde.
    Vielleicht auch
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