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Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben

Titel: Jerry Cotton - 0579 - Warum musste Springfield sterben
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allein mit der lastenden, drückenden Hitze und der toten Stadt. Nein, korrigierte sie sich. Es muß anders heißen. Springfield ist keine tote Stadt. Es ist eine Totenstadt!
    Ihr Mund war wie ausgetrocknet. Ich muß etwas trinken, dachte sie. Ich werde sonst verrückt.
    Bis zum Hotel waren es nur knapp achtzig Yard. Das Carlton war ein einstöckiger Holzbau, ein schmuckloses Gebäude, das seinen hochtrabenden Namen der Ironie seines Besitzers verdankte. Es war erbaut worden, als Springfield seinen Ölboom gehabt und Quartiere für die Ingenieure und die leitenden Angestellten benötigt hatte.
    Jetzt war es so tot wie seine Umgebung, in der es schon immer wie ein Fremdkörper gewirkt hatte. Phyllis betrat die Halle. Auch hier summte die Klimaanlage und verbreitete eine angenehme Kühle.
    Phyllis schaute sich um. Die Halle war menschenleer. Totenleer! schoß es ihr durch den Sinn.
    Sie dachte an ihre Cessna, die im Hangar auf sie wartete. Es gab im Ort mehr als genug Wagen — zum Beispiel den Ford des Sheriffs. Warum schnappte sie sich nicht eines der Fahrzeuge, um damit zu fliehen?
    Ja, es würde eine Flucht sein, sie wußte es, und doch konnte sie nicht einfach weglaufen. Die Menschen, die hier gestorben waren, waren ihr nicht fremd. Phyllis fühlte sich für sie verantwortlich, auch wenn sie nicht mehr lebten. Vielleicht kam es gerade jetzt darauf an, sie nicht zu verlassen.
    Dann sah sie die Füße.
    Sie ragten hinter dem Rezeptionstresen hervor.
    Es ist besser, wenn ich es gleich hinter mich bringe, dachte Phyllis und setzte sich in Bewegung.
    Der Mann lag auf dem Rücken. Etwa in Höhe seines Kopfes hing der Telefonhörer hinab. Kein Zweifel, der Mann hatte telefonieren wollen. Vielleicht war er auch während eines Anrufs vom Tod überrascht worden.
    Phyllis holte tief Luft. Sie kannte den Mann nicht. Es war niemand aus Springfield. Ein Fremder also. Ein Hotelgast.
    Bot er eine Erklärung für das Geschehen? War mit ihm das Grauen nach Springfield gekommen?
    Nein, das war wenig wahrscheinlich — schließlich hatte es ihn ebenso erwischt wie die Einheimischen. Oder hatte er den Tod angelockt, hatte ihm der Anschlag gegolten, dem die ganze Stadt zum Opfer gefallen war?
    Der Tote war so um die Dreißig herum. Er trug einen etwas verknitterten dünnen Sommeranzug aus Seide und Mohair. Den Kragenknopf seines weißen Oberhemdes hatte er geöffnet, die schmale modische Krawatte war am Knoten gelockert.
    Der Tote hatte ein rundes, sympathisches Gesicht mit dunkelblondem, leicht gewelltem Haar. Die Augen waren geschlossen, das kantige Kinn verriet Energie und Willensstärke.
    Phyllis zögerte. Dann überwand sie ihre Furcht und tastete den Körper des Toten ab. Sie zog die Brieftasche aus seinem Anzug. Sie enthielt zweihundertzwanzig Dollar in kleinen und großen Scheinen. Der Führerschein lautete auf den Namen Raymond F. Stenton, New York.
    Phyllis spürte, daß sich noch ein weiterer Ausweis in der Brieftasche befand. Sie zog ihn hervor. Es war ein Ausweis des FBI.
    Raymond F. Stenton war demzufolge ein Special Agent des Federal Bureau of Investigation gewesen.
    Was hatte das FBI veranlaßt, einen G-man nach Springfield zu schicken?
    Phyllis wurde immer verwirrter.
    Sie bildete sich ein, Springfield und seine Menschen besser als den Inhalt ihrer Handtasche gekannt zu haben. Nicht alle Einwohner der Stadt hatten von sich behaupten können, gütig oder auch nur ehrlich gewesen zu sein. Es hatte Leute gegeben, die den Klatsch und die Infrige liebten, und einige Männer, die es nicht lassen konnten, beim Kartenspiel zu mogeln.
    Von diesen Schwächen abgesehen, war Springfield eine anständige Stadt gewesen — zu arm und zu heruntergekommen, um Platz für Verbrecher zu haben.
    Wenn es jemals einen Gangster nach Springfield verschlagen haben sollte, so war er sicherlich mit Vollgas davongerast, dm in eine ergiebigere und reizvollere Umgebung zu gelangen.
    Phyllis legte die Brieftasche mit den Papieren auf den Tresen und betrat das Hotelrestaurant. Die kleine Bar war gut bestückt. Phyllis schenkte sich einen Kognak ein. Als sie das Glas zum Mund führte und den ersten Schluck nahm, hörte sie ein Geräusch.
    Es erschreckte sie so sehr, daß sie einen Teil des Kognaks wieder ausspuckte.
    Das Geräusch kam näher. Ein Auto. Es mußte ein Auto ganz besonderer Art sein — ein Wagen mit einem nahezu flüsternden Motor. Eigentlich hörte man nur das Abrollen seiner Reifen. Dann bremste der Wagen direkt vor dem Hotel. Ein
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