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Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Titel: Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck
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klang wieder Mr. Highs Stimme auf. Wahrscheinlich wollte er Bedrich ablenken und mir so eine Art Galgenfrist verschaffen. Vorsichtig zog ich meine Beine hoch. Das Wasser tropfte herunter, und das Geräusch hallte vervielfacht von den Wänden wider. Ich konnte nichts daran ändern. Was Mr. High sagte, war mir auch nicht verständlich. Halb über dem Rand des Tanks hängend, sah ich nur, wie Bedrich die Ampulle niederlegte und neben sich griff. Seine Hand schloß sich um einen der Dynamitstäbe. Die andere fingerte das Feuerzeug aus der Tasche. Die Flamme zuckte auf, näherte sich dem kleinen Docht und fraß sich daran weiter.
    Sollte ich schreien? Dann würden Mr. High und Phil in den Turm hinein stürmen. Gleichgültig gegen alle möglichen Gefahren. Ich durfte nicht schreien.
    Bedrich ließ den Dynamitstab über die Brüstung fallen. Unten bellte ein Schuß auf, und fast in der gleichen Zehntelsekunde krachte es, als schlüge der Blitz in eine Eisengießerei. Von unten her war der Turm sekundenlang in strahlende Helligkeit getaucht. Dann wölkten dichte Rauchschwaden neben dem Tank hoch.
    Ich schwang mich auf die Brüstung. Der Schuß mußte die fallende Dynamitladung getroffen haben. Phil konnte so etwas. Wenn er in Form war. In besonders guter Form war er bisher immer gewesen, wenn er mich in Gefahr wußte. Dann wuchsen seine Leistungen ins Artistische.
    »Bedrich«, sagte ich.
    Bedrich fuhr herum. Seine Augen weiteten sich wie in einem Wahn. Zweifellos wußte er nicht, woher ich gekommen war. Zudem sah ich sicher nicht menschlich in meinem blauen Überzug aus. Er zögerte mehrere Sekunden lang. Ich sah, wie sich seine Pupillen zusammenzogen. In der Sekunde, da er seine Muskeln spannte, sprang ich. Ich stieß mich mit aller Kraft vom Rand des Tanks ab und flog auf ihn zu.
    Er sah mich kommen. Halb hob er noch seine Hände in einer unwillkürlichen Abwehrbewegung, halb glaubte er aber auch schon nicht mehr an irgendeinen Erfolg. In dieser Sekunde sah er ein, daß er verspielt hatte.
    Ich prallte auf ihn und begrub ihn unter mir. Glaubte ich, das Knirschen der zerspringenden Ampulle unter ihm zu hören, oder vernahm ich es wirklich? Mein Kopf schlug gegen eine der stählernen Streben. Es wurde dunkel um mich.
    ***
    Vom Leib aufwärts bis zur Kehle brannte etwas in mir. Ich fühlte glühende Striche über meine Beine und über meine Arme fahren. Nur aus dem linken Nasenloch strömte mir Wohlsein in die Glieder. Wahrscheinlich stöhnte ich unbewußt, denn an meine Ohren drang Phils zufriedenes Grunzen: »Na, da ist er ja wieder!«
    Ich versuchte, die Augen zu öffnen. Es ging nicht. Dann erinnerte ich mich, daß die Lider ja mit dieser scheußlichen dunkelblauen Masse verklebt waren.
    Ich wollte etwas sagen, aber auch der Mund öffnete sich nur sehr zögernd. Die Ohren mußten aber schon frei sein, denn ich hörte Phil abermals sagen: »Laßt ihn mal so! Er redet sowieso viel zuviel, wenn er wieder okay ist!«
    Wütend bäumte ich mich hoch. An meinem Körper blätterte etwas ab und sprang in Fetzen davon.
    »Das ist interessant«, sagte Professor Bellinger. »Bei meinen Ratten hielt der Überzug viel länger.«
    Kalt strich es mir über den Körper. Ich wußte wirklich nicht mehr viel über die letzten Minuten, aber daß sie mit mir allerhand anstellten, was ich nicht mochte — soviel spürte ich. Ich zog kurz die Beine an, stieß sie wieder von mir und warf mich herum.
    Das erste, was ich sah, war der Professor, der sich nach rückwärts überschlug und aus einer Zeltspalte heraus in die kühle Nacht hinein segelte. Dann war Mr. High bei mir. Er legte seine Hand auf meine Schulter.
    »Ruhig, Jerry«, sagte er. »Wir mußten Ihnen die Schicht wirklich in letzter Minute vom Körper schneiden. Hat sicher ein bißchen weh getan, aber darauf konnten wir keine Rücksicht nehmen. Wenn das Herz erst einmal aufhört zu schlagen, sind die Ärzte nicht mehr zimperlich. Sie wollten schon Ihren Brustkorb öffnen.«
    »Was?« fragte ich und richtete mich auf.
    »Na ja«, sagte Mr. High, und er erschien mir in diesem Augenblick wirklich nicht wie der Chef des FBI in New York, sondern eher wie — aber lassen wir das.
    »Wo bin ich denn die ganze Zeit gewesen?« fragte ich einigermaßen konsterniert, denn von dem Sprung auf Bedrich bis zu dieser Minute war mir gar nicht viel Zeit vergangen.
    Mr. High lächelte verkniffen.
    »Phil?«
    Phil schob sich in mein Gesichtsfeld. »Sorry, Jerry«, sagte er.
    »Was ist los?«
    »Es dauerte
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