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Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck

Titel: Jerry Cotton - 0576 - Der Tod im Handgepaeck
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waren wohl vor hundert Jahren zum letztenmal geöffnet worden. Ich schlug mit den Fäusten dagegen. Der erste löste sich. Der zweite war hoffnungslos festgerostet. Ich stemmte mich gegen die Tunnelwand und schob mit aller Kraft. Knirschend, und kleine Rostteilchen absprengend, wich er millimeterweise.
    Dann wurde ich auf einmal von der W'ucht zurückgestoßen, mit der der Wasserdruck den Schleusendeckel gegen mich schob. Mit einer Hand hielt ich mir die Nase zu — das linke Nasenloch. Eine Druckwelle spülte gegen mich. Ich stieß mich von dem Schieber hinter mir ab und schwamm im eisigen Wasser nach vorn. Ganz dunkelgrün nahm ich einen vagen Schein vor mir wahr. Das mußte das Licht sein, das von oben durch den großen Tank herunterdrang. Die Luft in meinen Lungen hob mich empor. Ich ließ mich treiben. Am Ende dieser Reise würde Bedrich auf mich warten!
    Bedrich hockte auf der Brüstung des großen Tanks. Der Ampullenkoffer war geöffnet. Die Dynamitstangen lagen auf dem eisernen Boden des Umgangs, der sich um den ganzen Tank herumzog. Die Wasserfläche im Innern des Tanks glänzte matt im spärlichen Licht der schmalen Fenster. Bedrich wippte mit den Füßen und rauchte eine Zigarette. Es war die vorletzte, aber er hatte in dieser Situation keine Bedenken, daß er nicht bald so viele Zigaretten haben würde, wie er wollte. Und die Marke, die er früher einmal geraucht hatte — vor vielen, vielen Jahren.
    Hier war seine Festung. Hier war er unbesiegbar. Er hatte es ihnen gezeigt, und sie hatten ihn um Bedenkzeit gebeten.
    Er schnippte das Zigarettenende von sich. Die Bewegung war zu schwach gewesen, und die Kippe fiel dicht neben einer der Dynamitstangen zur Erde. Aus der Stange neigte sich ein Docht herab. Die Glut der Zigarette näherte sich dem imprägnierten Baumwollfaden, und er sprühte auf.
    Bedrich sah dem interessiert zu. Dann bückte er sich gemächlich, hob die Dynamitstange auf und warf sie achtlos hinter sich in das große Wasserbecken. Kurz bevor der Docht mit seiner Glut das Dynamit erreichte, verlosch alles in der klaren Flut. Bedrich grinste.
    Sie sollten nur kommen! Er war gerüstet. Aus der Tasche holte er sein Feuerzeug, ließ es aufschnappen und die Flamme sprühen. Dann klappte er es wieder zu und steckte es ein. Eine Stange Dynamit würde die Burschen schon zur Einsicht bringen! Und eine seiner Ampullen… Er bückte sich und nahm eine davon in die Hand. Vorsichtig und mit ganz geringem Fingerdruck. Nicht vorzeitig zerbrechen, mahnte er sich selbst. Die Waffe in der Hand behalten. Die Waffe!
    ***
    Ich trieb wirklich hoch wie ein Korken. Es wurde zusehends heller um mich. Dann durchstieß ich die Oberfläche. Geblendet sah ich um mich. Ringsum der eiserne Rand des Tanks. Bedrich war nirgendwo zu erblicken. Ich schüttelte mir das Wasser aus den Augen. Dann war ich mit kräftigen Schwimmstößen an dem Rand und zog mich hoch. Bedrich kauerte drei bis vier Yard vor mir auf dem Boden und starrte hinunter. In der erhobenen Rechten hielt er eine Phiole, in der eine wasserhelle Flüssigkeit schwappte.
    ***
    Mr. High zog Phil mit sich um den Wasserturm herum. Die Sonne war fast untergegangen, und die ganze Gegend schien in ein diffuses Licht getaucht.
    »Jerry muß jetzt langsam hochkommen«, flüsterte Mr. High. »Wir werden Bedrich ablenken!«
    Phil nickte.
    Rechts und links vom Eingang postierten sie sich.
    »Mr. Bedrich?« rief Mr. High in den hallenden Turm hinauf.
    »Ja?« kam es zurück.
    »Stehen Sie zu Ihrer Bedingung?«
    »Ja. Und ich habe die Mittel. Das wissen Sie.«
    »Sie haben gar keine Mittel«, gab Mr. High zurück. »Wenn Sie verhandeln wollen, kommen Sie herunter!«
    Ein Lachen war die einzige Antwort.
    »Haben Sie mich nicht verstanden?«
    Bedrich lachte nur noch lauter.
    »In meiner Hand habe ich den Tod für Sie alle«, sagte er, und das Echo seiner Stimme brach sich an den Wänden. »Ich brauche nur meine Hand zu öffnen, dann gibt es Sie nicht mehr und niemanden in dieser Stadt!«
    ***
    »… niemanden in dieser Stadt!« hörte ich ihn sagen. Was tun? In der Hand hielt er die Giftphiole. Er brauchte die Hand nur zu öffnen. Dann klirrte das Glas zwar nicht in den großen Tank, aber doch auf die Fliesen, und der Inspektor allein mochte wissen, wohin die zahlreichen Abflüsse mündeten, die in die Fliesen eingelassen waren.
    Noch blickte Bedrich nach unten. Ich hing an dem Rand des Tanks, und die Zähne schlugen mir vor Kälte aufeinander. Eine Waffe hatte ich nicht.
    Unten
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