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Jerry Cotton - 0565 - Ein Teenager soll sterben

Jerry Cotton - 0565 - Ein Teenager soll sterben

Titel: Jerry Cotton - 0565 - Ein Teenager soll sterben
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verständigen.«
    June zog die Schultern hoch. Sie fröstelte plötzlich. »Das darf einfach nicht geschehen.«
    »Wie willst du es verhindern?«
    »Wenn es so ist, wie du sagst, müssen wir die Boxen früher an Land holen.«
    »Jetzt, wo es in der Gegend von Polizei nur so wimmelt? Ausgeschlossen! Wir müssen warten. Eine andere Lösung gibt es nicht.« Er wechselte plötzlich das Thema. »Du kannst die Pension wirklich empfehlen?«
    »Unbedingt«, sagte June. »Ehe Papa und ich nach New York zogen, haben wir dort mal einen kurzen Urlaub verbracht. Mrs. Stricker, die Pensionswirtin, ist naiv, halbtaub und zudem noch kurzsichtig. Sie käme nicht mal im Traum auf den Gedanken, daß einer ihrer Gäste von der Polizei gesucht werden könnte.«
    »Was ist mit den Gästen?«
    »Das Risiko müssen wir eingehen. Dein falscher Paß und die Brille sind eine ausgezeichnete Tarnung. Im übrigen erinnere ich mich, daß bei Mrs. Stricker fast nur ältere Leute absteigen, die sind nicht so gefährlich.«
    »Du darfst mich nicht zu oft anrufen«, sagte Eimer. »Das würde auffallen.«
    »Und mich rufst du gar nicht an«, entschied June. »Ich habe das Gefühl, daß mein Telefon überwacht wird.«
    »Willst du den neuen Paß gleich mitnehmen?«
    »Um Himmels willen, nein! Ich wette, daß die Bullen noch einige Male bei mir auftauchen werden.«
    »Wirst du mit ihnen fertig werden?«
    »Pah!« machte June. »Sie fressen mir aus der Hand. Halte bitte an. Es wird Zeit, daß ich mit einem Taxi nach Hause fahre.«
    ***
    Am nächsten Morgen ging June tiefschwarz zum Begräbnis ihres Vaters. Dem Sarg folgte nur eine kleine Gruppe entfernter Bekannter und Verwandter sowie einige Journalisten und zwei Beobachter der Polizei.
    Nach dem Begräbnis holte ich June zu mir in den Wagen. Ich war allein zum Friedhof gefahren. Phil war damit beschäftigt, einen aus Chicago eingegangenen Bericht zu analysieren.
    June sah blaß und ungewöhnlich schön aus. »Guten Morgen, Miß Forster«, begrüßte ich sie ernst. »Zigarette?«
    »Danke, ich rauche nicht.«
    »Wie fühlen Sie sich?«
    Junes Mundwinkel fielen nach unten. »Welch eine Frage! Ich fühle mich von Feinden umgeben und habe Angst. Erst Papa… und nun Rex und Derek. Ich habe es im Radio gehört und in den Zeitungen gelesen.« Sie schlug beide Hände vor das Gesicht. »Ich weiß nicht, wie lange ich noch dazu imstande sein werde, diese Hiobsbotschaften zu verkraften.«
    »Sie haben Artland vergessen«, sagte ich ruhig.
    June ließ die Hände fallen und starrte mich an. »Artland?« fragte sie erstaunt.
    »Ja, der Bursche, mit dem Sie gestern in dem Schnellrestaurant sprachen. Er wurde erschossen.«
    June schluckte. »Lieber Himmel, was denken Sie denn von mir? Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wer er war und wie er hieß. Er wollte mich einladen — erst zum Essen und dann zum Ausgehen. Ich hatte Mühe, ihn auf Distanz zu halten!«
    »Er wurde mitten auf der Straße erschossen. Die Täter konnten entkommen.«
    »Warum? Mein Gott, warum? Haben Sie eine Erklärung dafür?«
    »Er arbeitete, genau wie Ihr Vater, in einem Betrieb, der zum Traber-Konzern gehört. Möglicherweise war Artland einer von Trabers Vertrauensleuten in New York.«
    »Aber weshalb mußte er sterben?« Ich blickte in Junes Augen, in diese klaren violett schimmernden Augen, die weder Lug noch Trug zu kennen schienen.
    »Wie viele Menschenleben haben Sie auf dem Gewissen, June?« fragte ich sie leise.
    Das Violett ihrer Augen wurde um einige Schattierungen heller und klarer, aber auch schärfer. Junes Mund zuckte. Erstaunen und Entsetzen legten sich auf ihre Züge.
    »Was sagen Sie da?« hauchte sie.
    Ich wiederholte meine Frage, ohne die Stimme zu heben. Mein Blick ließ June nicht los. Brennende Röte schoß in ihre Wangen. Sie brauchte einige Sekunden, um sich eine Antwort zurechtzulegen. Als sie endlich kam, klang sie bitter und empört.
    »Ich weiß, daß die Methoden unserer G-men nicht immer salonfähig sind und daß es Menschen Ihrer Erfahrung an Takt und Herzensgüte mangeln muß — aber eine solche Frage sprengt alle Grenzen des Vertretbaren. Ich habe meinen Vater verloren. Ich wurde gegen meinen Willen in den Strudel von Verbrechen gerissen, die ich verurteile und abscheulich finde. Vor wenigen Minuten habe ich meinen Vater begraben — und da wagen Sie es, mir eine so infame Frage zu stellen?«
    »Ich habe eine Theorie entwickelt«, sagte ich. »Ganz für mich allein. Sie hat den Vorzug, daß sich die meisten
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