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Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Titel: Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge
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Zeitlang schwiegen wir. Morgan hatte genug damit zu tun, den Hubschrauber in der Luft, annähernd in der richtigen Höhe und halbwegs auf dem richtigen Kurs zu halten. Ich war damit beschäftigt, abwechselnd die Luft anzuhalten, wenn wir wieder einmal herumgeschleudert wurden wie ein Blatt Papier, oder dem Himmel zu danken, wenn es mal eine halbe Minute lang etwas ruhiger zuging.
    Dann rief mir Morgan zu: »Schalten Sie den Suchscheinwerfer ein! Wir können nicht mehr weit entfernt sein von dem Platz!«
    Sie hatten mir alles gezeigt, was ich wissen mußte, damit ich für den Piloten wenigstens eine kleine Hilfe darstellte. Ich legte also den Kippschalter um. Unter dem Rumpf des Hubschraubers befand sich ein senkrecht nach unten strahlender kräftiger Scheinwerfer. Es war ein seltsames Gefühl, als unter uns plötzlich eine fast gespenstische Helligkeit aufleuchtete, die doch keinen Grund und kein Ende hatte. Man sah wildes Schneetreiben in der I iuft und weiter nichts.
    »Sind Sie angeschnallt?« fragte Morgan.
    »Ja.«
    »Okay. Ich gehe langsam tiefer. Hoffentlich knallt uns nicht eine Sturmbö mit voller Wucht in den Schnee!«
    Ich fühlte, daß wir absackten. Es war, als ob man sich in einem Fahrstuhl befände, der schnell abwärts sinkt. Und dann erreichte der Scheinwerfer die Erde. Oder besser den Schnee, der auf der Erde lag. Eine wellige weiße Fläche. Kein Haus, keine Straße, nichts, was menschliche Nähe verraten hätte. Morgan blieb in einer Höhe, die gerade noch für den Scheinwerfer ausreichte, während er weiter seinen Kurs flog.
    Plötzlich gab er mir einen Stoß und zeigte undeutlich im Schneetreiben etwas, das ich nicht erkennen konnte. Vielleicht eine bizarr geformte Schneewehe.
    »Da ist etwas!« rief Morgan. »Wir sehen uns das aus der Nähe an!«
    Ich wußte, daß es gefährlich war, wenn wir zu knapp über der Erde in dem Sturm hingen, der uns manchmal hochwarf, manchmal aber auch einen Stoß nach unten gab. Aber Morgan mußte wissen, was er tat.
    Aus einer Höhe von ungefähr acht Yard zeigte sich in dem gleißenden weißen Schnee der Umriß von etwas Länglichem, das mit einer Schneewehe zugedeckt war. Als uns eine Sturmbö ein wenig seitwärts abtrieb, leuchtete unten etwas rot auf. Es sah aus, als ob im Schnee ein Rückstrahler von einem Auto, ein Bremslicht oder so etwas leuchtete.
    »Ein eingeschneites Auto!« rief Morgan sofort. »Was dagegen, wenn wir das Ding ausschaufeln?«
    »Natürlich nicht! Wenn Leute drin sind, können wir sie doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen!«
    »Okay! Hoffentlich sacken wir tief genug in den Schnee ein, daß uns der Sturm den Vogel nicht umwirft! Sonst sind wir aufgeschmissen.«
    Morgan ließ den Hubschrauber absinken. Als wir noch wenige Yard über der Schneefläche waren, erkannten wir nichts mehr. Die Rotorblätter wirbelten den Schnee auf dem Grund auf, so daß wir uns in einer einzigen weißen Wolke befanden, bis ein kleiner Stoß anzeigte, daß wir aufgesetzt hatten. Wir hatten uns mit Schaufeln bewaffnet, als wir in der Artillerie-Kaserne wieder gestartet waren. Jetzt nahmen wir jeder eine und sprangen hinab in den Schnee. Die gewaltige Luftbewegung, die die Rotorblätter des großen Hubschraubers verursachten, hatten den Schnee hier so weit weggeweht, daß wir fast auf der nackten Frde gelandet waren. Es mußte ein Feld sein, denn ich sah angedeutete Furchen im Scheinwerferlicht.
    Wir stapften bis zu den Knien im Schnee auf den eingeschneiten Wagen zu und begannen zu schaufeln. Der Sturm heulte um uns, aber er mußte im Abklingen sein. Man konnte sich aufrecht halten.
    »Hier!« schrie Morgan.
    Ich stapfte auf seine Seite. Er hatte die linke Seitenwand eines Wagens freigelegt. Aber eines Wagens, der keine Tür mehr auf der Fahrerseite hatte. Verdammt! schoß es mir durch den Kopf. Ein stehengelassenes Autowrack! Und dafür gehen wir ’runter und halten uns auf!
    »Packen Sie mit an!« rief Morgan.
    Ich stutzte, stemmte mich gegen den Wind zu ihm und sah die schneebedeckte reglose Gestalt aus dem halb mit Schnee angefüllten Wagen herausragen.
    »Der Sturm muß ihnen die Tür abgerissen haben«, rief Morgan.
    Wir zogen einen jungen Mann heraus, der ein paar böse Wunden an der Stirnpartie hatte. Man brauchte kein Arzt zu sein, um zu erkennen, daß er tot war. Aber wir fanden in seinen Taschen einen Revolver, einen Totschläger und ein Klappmesser.
    »Morgan!« schrie ich gegen den Sturm an. »Das könnten die Gangster sein, die das
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