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Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Titel: Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet
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schwellenden Hüften wie eine Stripperin, die nach dem Reißverschluß sucht. Dabei lächelte sie zu einem Mann empor und redete auf ihn ein. Nicht übermäßig eifrig, aber immerhin so, daß er nicht zu Worte kam.
    »Sehen Sie nur, Mr. Cotton. Man könnte meinen, Proof selbst sei sein bester Rauschgiftkunde.«
    Allen hatte recht. Trotz seiner Größe und der schrankbreiten Schultern wirkte der Barbesitzer wie ein welkes Blatt. Er war dürr, hielt sich krumm und hatte lackschwarzes Haar. Mehr erkannte ich auf die Entfernung nicht. Gekleidet war er wie ein Leichenbestatter.
    »Nett, daß Sie mich informiert haben, Tim. Es hat mir geholfen.«
    »Ist doch selbstverständlich, Sir.«
    Ich gab ihm die Hand. Dann ging ich im Schatten einer Schülergruppe zu meinem Wagen zurück. Ich klemmte mich hinter das Lenkrad und wartete. Ich sah den Eingang der Bar. Die Szene war unverändert. Gloria streichelte ihre Hüften, als versuche sie, den Mann mit allen Mitteln zu beeindrucken. Er beugte sich vor, schien zu lachen, hob eine Hand und tätschelte ihre Wange. Eine Minute später ging Gloria zu ihrem Wagen und stieg ein.
    Auf dem Rückweg zur Hotelpension in der 29. Straße hatte ich Muße zum Nachdenken. Was hier eingefädelt wurde, war sonnenklar: Gloria suchte einen Hehler, um die Beute ihres Mannes abzusetzen. Jetzt fragte es sich aber: War ihr Kontakt zu Proof nur ein Vorfühlen? Wollte Charles Markson das Geschäft selber machen? Oder hatte er seiner Frau die Diamanten bereits zugespielt, um ihr diesen Teil der Bargeldbeschaffung zu überlassen?
    ***
    Ich verzog keine Miene. Dabei hatte ich allen Grund, beleidigt zu sein. Denn Nora belog mich nicht nur schamlos, sondern außerdem so plump, daß ich mich fragte, ob sie und Ted mich für einen kompletten Idioten hielten.
    Wir saßen im Wohnzimmer. Der Aschenbecher war geleert. Ansonsten herrschte die gleiche Unordnung wie in der letzten Nacht.
    Nora steckte in einem engen Hausanzug. Er war mit Metallfäden durchwirkt und schimmerte wie ein vergoldeter Kettenpanzer. Ihr Haar saß angeklatscht, denn sie hatte — trotz meiner Warnung — am Nachmittag das Haus verlassen und war beim Friseur gewesen. Der Figaro hatte zuviel flüssiges Haarnetz gesprüht. Das stand ihr nicht. Nora war eine weiche natürliche Schönheit. Alles Abgezirkelte und Strenge paßte nicht zu ihr.
    »Bitte, Mr. Cotton.« Ted reichte mir einen hohen Silberbecher mit eiskaltem Bier. Wir tranken. Nora war eine Spur zu aufgedreht. Ihr Mann dagegen wirkte, als läge es an ihm, heute nacht noch den Vietnam-Krieg erfolgreich für die USA zu beenden. Er war ein herkulischer Mensch in meinem Alter. Er ragte über 190 Zentimeter in die Höhe. Kopf und Gesicht waren kantig. Das mittelblonde Haar hatte er sich zu einer Bürste gchneiden lassen. Ted Hatching sah aus, als habe er in seinem Leben noch nie gelacht.
    Während Nora erzählte, beobachtete er mich genau. Sein Blick drückte aus: Trägt der Kerl den Bären, den wir ihm aufbinden wollen, oder nicht?
    Es war ein Viertel vor acht. Um sieben hatte Nora im Distriktgebäude angerufen und mich hergebeten. Ich war sofort losgefahren, und das mit gutem Gewissen, denn zur Zeit wurde Gloria Markson von Phil beschattet.
    Nora sagte: »Es war dieselbe Stimme wie in der letzten Nacht, Jerry. Ich hätte meinen ganzen Schmuck darauf verwettet, daß es Jack ist. Aber drei Jahre sind eine lange Zeit. Offenbar habe ich mich getäuscht. Vielleicht war ich auch ein bißchen hysterisch heute nacht.«
    »Es handelt sich also nicht um Jack?«
    »Der Anrufer hat zugegeben, daß er sich nur einen Spaß erlaubt hat.«
    »Ich nehme an«, bekräftigte Ted mit seinem rauhen Baß, »der Kerl hat kalte Füße bekommen. Ihm wird aufgegangen sein, daß er eine böse Sache anspinnt. Es ist doch sicherlich verboten, ehrliche Leute mit solchen Mitteln zu erschrecken?«
    Ich nickte.
    »Deine Vermutung ist richtig, Jerry: Jemand wollte uns ärgern.« Nora räkelte sich.
    Ich nippte an meinem Bier. »Seinen Namen hat er natürlich nicht genannt.«
    »Nein. Er sagte nur: Ich bin es wieder, Mrs. Hatching. Das war wohl ein mächtiger Schreck für Sie, was? Aber Sie können sich beruhigen. Mit Ihrem ersten Ehemann habe ich nichts zu tun. Ich weiß nur, wie er damals umgekommen ist.«
    »Das war alles?«
    »Nicht ganz, Jerry. Er sagte, er habe mir einen Schreck einjagen wollen, um mir zu zeigen, was ich zu erwarten habe, wenn ich mir noch einmal eine solche Frechheit wie in der letzten Woche
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