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Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet

Titel: Jerry Cotton - 0553 - Ein Toter wird ermordet
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Demnach muß die Gang aus vier Leuten bestanden haben. Immerhin wäre möglich, daß Gilvan nicht in den Hubschrauber gesprungen ist, sondern sich im Wald verborgen hat. In der Bank war er es, der den Beutel mit dem Geld geschleppt hat.«
    »Im allgemeinen lassen Bankräuber nicht den Mann, der das Geld hat, zurück.«
    »Denk an die Umstände, Phil. Die anderen hatten keine Zeit, sich um ihn zu kümmern. Die Polizisten waren nahe. Es reichte nicht - mal mehr zur Flucht.«
    Ich beobachtete ein Mädchen, das am Anfang der Straße auf und ab ging. Langes Blondhaar wischte über den Kragen ihres silbrigen Pelzmantels. Ein Ledergürtel raffte ihn in der Taille zusammen. Das Girl hatte hohe, schlanke Beine. Schwarze enge Stiefel reichten bis zu den Knien. Sie patrouillierte dort seit zehn Minuten. Eben sprach sie der dreizehnte Mann an. Brüsk wandte sie sich ab. Im selben Augenblick trat ein junger Riese aus einem Herrenfriseur-Salon. Das Mädchen hakte sich bei ihm ein, dann gingen beide in Richtung Broadway.
    »Gilvan lebt also«, vermutete Phil, »und er hat sich in den verflossenen drei Jahren von dem Geld ernährt. Burschen seines Schlages gehen in der Regel mit Beutegeld nicht sparsam um. Nehmen wir an, er hat monatlich drei Mille auf den Kopf gehauen — das hieße, er ist schon seit Mai pleite.«
    Ich lachte. »Es könnte aber auch sein, daß er gespart hat. Oder ihm fehlte Gelegenheit zum Geldrausschmeißen. Ted Hatchings Vermutung, bei Jack Gilvan sei noch was zu holen, ist zumindest nicht abwegig.«
    »Und Nora macht mit?«
    »Eine Gemeinheit traue ich ihr nicht zu. Aber«, ich zuckte die Schultern, »wer kennt schon die Frauen!«
    Phil grinste. »Dir bleibt nur eins übrig, Jerry: Du mußt auf deine schwesterliche Freundin und ihren Alten aufpassen.«
    »Du hast es erraten.«
    ***
    Teds Dienst begann um neun. Das wußte ich. Als ich die 187. zum drittenmal an diesem Tag erreichte, war es erheblich später. In sämtlichen Etagen des Eckgebäudes brannte Licht. Nora war zu Hause.
    Ich parkte in der Nähe. Ich fuhr immer noch den mausgrauen Chevy. Nora kannte diesen Wagen nicht. Und um mich vom Fenster aus hinter dem Lenkrad zu entdecken — dafür war es zu dunkel. Ich fühlte mich hundemüde. Trotzdem wollte ich bis gegen ein Uhr durchhalten. Dann sollte mich ein Kollege ablösen. Ich hatte Mr. High telefonisch informiert und darum gebeten. Da Banküberfälle zu den Bundesdelikten gehören, waren wir zuständig. Es stand nichts im Wege. Die Falle war auf geklappt. Jack Gilvan konnte kommen. Was ich erwartete, wußte ich selbst nicht. Vielleicht kam Gilvan hierher. Vielleicht traf er sich mit Nora in einer dunklen Ecke oder einem verschwiegenen Lokal. Vielleicht ging er zu dem Klub, in dem Ted… Jetzt erst fiel mir ein, daß ich keine Ahnung hatte, wo er als Barkeeper arbeitete.
    Um halb zehn erlosch in Noras Wohnung das Licht. Sofort setzte ich mich hinter dem Lenkrad zurecht. Vielleicht ging sie schlafen? Das wäre eine Erklärung gewesen. Aber ich kannte Nora. Sie machte die Nacht gern zum Tage.
    Etwas mehr als eine Minute verging. Dann öffnete sich die Haustür. In der Eingangshalle brannte kein Licht. Demnach wollte jemand ungesehen ins Freie schlüpfen.
    Ich sah eine Gestalt im hellen Mantel. Nora. Sie verließ das Haus und ging durch die 187. Straße in Richtung High Bridge Park. Ich wartete, bis sie die Amsterdam Avenue erreicht hatte. Dann schaltete ich Motor und Scheinwerfer ein und fuhr langsam hinterher. Nora wandte sich nach Süden. Sie schlenderte die Avenue hinab. Mit dem Wagen konnte ich ihr nicht folgen. Mein Bummeln hätte mich zum Verkehrshindernis gemacht. Ich fand Platz vor einer Parkuhr, stieg aus, schloß den Chevy ab, schob einen Dime in den Schlitz der Uhr und beeilte mich dann, Anschluß zu halten.
    Nora ging bis zum Jumel Place. Ich erriet ihr Ziel. An der Ecke 167. Straße und Edgecombe Ave liegt das Wiener Café. Es öffnet morgens um acht und schließt eine Stunde nach Mitternacht. Zu jeder Zeit sind die Fensterplätze von wohlhabenden Nichtstuern und Pensionären belegt.
    Es sind durchweg ältere, anständige, harmlose Leute, die hier sitzen, alles Kaffee- oder Teetrinker und Kuchen- und Tortenesser. Harte Getränke werden nur selten verlangt. Das Lokal führt nur eine Sorte Bier. Aber in den Regalen hinter der langen Kuchentheke steht jeder bekannte Likör.
    Nora betrat das Café. Ich blieb im Dunkeln vor einem Eckfenster stehen. Ich beobachtete sie. Die Fensterplätze waren
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