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Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche

Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche

Titel: Jerry Cotton - 0550 - Der Unheimliche
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wollte Zeit gewinnen, wollte mir wenigstens ein vages Bild von dem machen können, was mich hier erwartete. Deshalb ging ich auf sein Angebot ein und holte die Flasche.
    Als ich aufstand, spürte ich, daß ich den Niederschlag noch nicht ganz überwunden hatte. Vor meinen Augen tanzten dunkle Kreise. Ich nahm die Whiskyflasche und goß mir ein Glas voll ein. Das scharfe Getränk belebte mich. Und als ich das Glas absetzte, fühlte ich mich schon bedeutend wohler.
    Mein Gegenüber beobachtete jede meiner Bewegungen. Ihm schien nicht die kleinste Nuance zu entgehen. »Kommen wir also zur Sache, Mr. Cotton. Setzen Sie voraus, daß ich genau über den Fall orientiert bin, den Sie, wie schon gesagt, vorgestern abgeschlossen haben. Die Ergebnisse wollten Sie Washington überbringen. Warum, Mr. Cotton? Im allgemeinen ist es doch nicht üblich, daß sich Washington einschaltet. Warum wurde nicht von einem New Yorker Staatsanwalt Anklage erhoben? Warum, Mr. Cotton?«
    Er war ausgezeichnet orientiert. Und das konnte nur eines bedeuten: Der New Yorker Fall war noch nicht abgeschlossen! Wir hatten nur einen Teilerfolg zu verzeichnen. Und Mr. High und ich hatten die richtige Nase, als wir unseren Erfolg nicht ausposaunten, sondern die Ergebnisse nach Washington weitermeldeten. So war es zu meiner Reise gekommen, die zunächst mit die-, sem unfreiwilligen und mysteriösen Zwangsaufenthalt ein vorläufiges Ende fand.
    »Glauben Sie wirklich, daß Sie von mir etwas erfahren werden?« sagte ich. »Wenn Sie mich schon so ausgezeichnet zu kennen glauben, werden Sie auch wissen, daß man mit mir nicht feilschen kann. Um nichts, Mister. Weder um Dokumente noch um das Leben. Sie vergeuden nur Ihre Zeit.«
    Er nickte, als hätte er eine ähnliche Antwort von mir erwartet. »Sie wollen sich also nicht mit mir verständigen?«
    »Nein.«
    Er versuchte nicht, weiter in mich zu dringen. Und das verursachte ein scheußliches Gefühl in meinem Magen. Er schien nicht der Mann zu sein, der leicht aufgab. Wenn er es scheinbar doch tat, konnte das nur eines bedeuten: Er wechselte seine Methode.
    Ich hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.
    »Ich verabscheue Gewalt, Mr. Cotton. Aber Sie zwingen mich dazu. Seien Sie versichert, daß wir Sie zum Sprechen bringen werden. Wir haben Zeit, viel Zeit. Und hier wird Sie niemand finden. Sie sind bei uns so sicher wie in Fort Knox.«
    Ich bemerkte nicht, daß er ein Alarmsignal auslöste. Doch auf einmal öffnete sich die Tür, und drei Männer, die wie Freistilringer aussahen, traten herein.
    Ich spannte die Muskeln.
    »Geben Sie sich keine Mühe«, sagte der Weißhaarige, der mich keine Sekunde aus den Augen ließ. »Schonen Sie Ihre Kräfte. Sie werden sie bitter nötig haben.«
    Die Männer traten auf mich zu. Die Pistolen in ihren Händen dienten bestimmt nicht zu Dekorationszwecken. »Mitkommen«, knurrte der eine und stieß mir den Lauf ins Genick.
    Ich stand auf. Sie nahmen mich in die Mitte und führten mich hinaus. Zuerst ging es einen langen Gang entlang, der keine Fenster hatte. Ich kam zu der Überzeugung, daß ich mich in einer unterirdischen Anlage befand. In' regelmäßigen Abständen entdeckte ich Frischluftventilatoren.
    Dann roch es plötzlich nach Wasser.
    Wir hielten vor einer Stahltür. Einer der Männer machte sich an dem Zahlenschloß zu schaffen. Dann stieß er die Riegel zurück. Langsam glitt die Tür zur Seite. Dahinter lag eine Art Schwimmhalle. Wenn ich auch nur einen Schritt vorwärts tat, mußte ich ins Wasser stürzen. Es gab nichts, woran man sich festhalten konnte. Die Wände waren glatt. Nirgends befand sich ein Absatz oder ein Haken, an den man sich klammern konnte. Man mußte schwimmen… immer nur schwimmen, wenn man am Leben bleiben wollte. Eine teuflische Methode, um einen Mann kleinzukriegen.
    »Ganz hübsch, was, G-man? Du solltest dir die Hosen ausziehen. Es schwimmt sich leichter.« Einer der Männer packte mich am Arm.
    Ich versuchte, mich frei zu machen. Dabei glitt ich aus und rutschte in das Bassin. Es mußte mehr als vier Yard tief sein. Das Wasser war angenehm warm, hatte aber einen leicht fauligen Geschmack.
    Bei dem plötzlichen Sturz bekam ich eine Ladung in den Mund. Als ich prustend und nach Atem ringend wieder auftauchte, hatte sich die Tür geschlossen. Ich war allein.
    Mit langsamen, ruhigen Bewegungen drehte ich eine Runde in meinem Gefängnis. Meine Lage war übel und ziemlich aussichtslos. Doch so schnell würden sie mich mit dieser Methode nicht
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