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Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Titel: Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens
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warum Sie es noch nicht getan haben«, antwortete ich. »Sie hatten einige Male die Möglichkeit.«
    »Ich schieße einen Menschen nicht wie einen tollwütigen Hund nieder, aber ich jage Ihnen eine Kugel in die Beine, wenn Sie nicht…«
    »Schon gut!« sagte ich. »Ich dachte, Sie würden ’nen alten Freund aus Freundschaft schonen.«
    Sie kniff die großen graublauen Augen leicht zusammen. »Ah, Sie sind — mein Retter aus ,Number One‘.«
    Das Mädchen, mit dem ich Frühsport getrieben hatte, war niemand anders als das große langbeinige Girl, das ich Harry Rod und seiner Meute entrissen hatte. Das graue Jackenkleid hatte sie gegen ein hellblaues Cocktailkleid getauscht, das großzügig ausgeschnitten war und die geraden Schultern und eine Menge brauner Haut sehen ließ. Strümpfe trug die Blonde auch zum Cocktailkleid nicht. Ich traf diese Feststellung mit absoluter Sicherheit, denn der Rock war bei der Rauferei mächtig hoch gerutscht. Die Haut ihrer Beine zeigte die gleiche Sonnenbräune wie ihre Schultern.
    Ich fürchte, ich blickte etwas zu lange hin. Sie merkte es und zerrte wütend den Rock nach unten. »Drehen Sie sich um!« fauchte sie.
    »Lassen wir doch dieses Räuber- und Gendarmspiel«, schlug ich friedlich vor.
    »Ich wette, daß Sie sich genauso unberechtigt in dieser Wohnung aufhalten wie ich.«
    Geschmeidig stand sie aus dem Sessel auf. »Sie irren sich! Ich kam mit der Erlaubnis des Besitzers und unter Benutzung seines Schlüssels her.«
    »Der Besitzer ist ein totes Mädchen.«
    »Irrtum! Der Besitzer ist der Verlobte dieses Mädchens. Er übernahm das Apartment, weil er nicht wollte, daß die Sachen seiner Verlobten jetzt schon versteigert werden.«
    »Und wer sind Sie, Miß?«
    »Ich habe den Auftrag…«, setzte sie an, brach aber ab, als ihr klarwurde, daß ich sie in eine Art Verhör gelockt hatte. »Zum Teufel, Sie haben nicht das Recht, mir Fragen zu stellen. Sie sind auf eine so fragwürdige Art hier aufgetaucht, daß Sie mir schon ausführlich erklären müssen, warum, wenn Sie nicht bei der Polizei landen wollen.«
    »Für ein Mädchen sind Sie mächtig rabiat, Miß.«
    »Das geht Sie nichts an!« fauchte sie. Ich grinste breit wie ein Scheunentor. Sie biß sich auf die Lippen. Ich konnte ihr ansehen, daß sie mich am liebsten geohrfeigt hätte, aber seit unserer gemeinsamen Gymnastik hielt sie es für richtiger, aus meiner Reichweite zu bleiben.
    »Ihr Name?«
    Ich zuckte die Achseln. »Zuletzt wurde ich unter dem Namen Dean eingesperrt.«
    »Warum drangen Sie in dieses Zimmer ein, Dean?«
    »Dreimal dürfen Sie raten, Miß!«
    Sie hob die Hand mit der Pistole an. Der Lauf zeigte genau auf meine Magengrube. Es war kein Spielzeugschießeisen, sondern eine solide 36er Kanone besonders flacher Bauart. Die Art, wie sie das Ding in der Hand hielt, verriet, daß sie damit umzugehen verstand.
    »Waren Sie schon einmal in diesem Zimmer, Dean?« fragte sie langsam. Auf ihrem Gesicht lag tödlicher Ernst.
    »Bremsen Sie Ihre Phantasie, Miß! Vergessen Sie alle Geschichten von Mördern, die es an den Ort ihrer Verbrechen zurückzieht. Die meisten sind ohnedies nicht wahr. Hören Sie gut zu! Ich war nie zuvor in diesem Raum. Ich habe Vera Gardner nie gesehen, und selbstverständlich habe ich sie nicht umgebracht.«
    Ihr Gesicht entspannte sich nicht. »Sie haben meine erste Frage nicht beantwortet. Warum kamen Sie? Und zwar auf demselben Weg, den der Mörder benutzt hat?«
    »Sehen Sie mich an, Miß! Wenn Sie mich auf den Kopf stellen, fallen ein Dollar und zwanzig Cent aus meinen Taschen. Über dieses Zimmer haben die Zeitungen längere und ausführlichere Berichte gebracht als über das Weiße Haus. Ich habe drei Dutzend Fotos von der Rückfront des Hauses gesehen, und auf jedem war der Weg, den der Mörder genommen hatte, fein gestrichelt eingezeichnet. Rechnen Sie zusammen, Miß! Ein unbewohntes Apartment, noch voll eingerichtet. Ein vorgezeichneter Weg. Beides zusammen muß einen abgebrannten Burschen wie mich auf den Gedanken bringen, sich nach etwas Verwendbarem umzusehen. Ich konnte nicht ahnen, daß ich auf Sie stoßen würde.«
    Ein schnelles Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Halten Sie mich für unverwertbar?« fragte sie, ließ mir aber keine Zeit für eine Antwort. »Also Einbruch?«
    Ich breitete die Arme aus und machte ein zerknirschtes Gesicht. »Man kann sich auf Zeitungsinformationen nicht verlassen. Das Apartment ist nicht unbewohnt, und der vorgezeichnete Weg ist
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