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Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens

Titel: Jerry Cotton - 0546 - Der Gefaehrte des Grauens
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Vormittag für ungesund halten.«
    Francis Nocar verschwand in der Badehütte, um den Whisky, Gläser und Eis aus der Kellerbar zu holen. Die Männer standen einige Minuten schweigend nebeneinander. Schließlich fragte Acer: »Wann werden Sie Weiterreisen?« Wieder kratzte Paret sein Kinn. »Ich dachte schon daran, in New Haven zu bleiben. Hundert Meilen sind nicht zu weit und doch gerade weit genug, ’ne Grenze liegt auch dazwischen. Wenn die State oder City Cops mich sprechen wollen, müssen sie mindestens die Jungs vom FBI bemühen. Können Sie mir ein ruhiges Hotel empfehlen, Mr. Acer?« Francis kam mit einem Tablett voller Gläser. »Warum nicht?« sagte Acer. »Trinken wir erst einmal einen Schluck auf Francis’ alten Freund.« Er hob sein Glas gegen das Mädchen, aber er lächelte nicht. Dann prostete er Staff Paret zu, und der Blick, mit dem er den New Yorker über den Rand des Glases hinweg ansah, war kälter als die Eiswürfel im Glas.
    ***
    Ich stand im Innenhof des Apartmenthauses in der Eston Street. Die Nacht hatte ich im Kokskeller verbracht, der leerstand, seitdem die Heizung auf Ölfeuerung umgestellt worden war. Am Morgen hatte mich die Kälte geweckt. Durch eine Hintertür war ich in den Innenhof gelangt. Ich besaß keine Uhr, aber es mußte zwischen vier und fünf Uhr sein, die Stunde, in der der Mörder Vera Gardner getötet hatte.
    Eine graue Dämmerung, die noch nicht Tag und nicht mehr Nacht war, füllte den Hof. Die Front des Zwölf-Etagen-Hauses ragte vor mir auf wie eine Felswand. Hinter keinem Fenster brannte Licht. Noch schliefen alle Bewohner.
    Ich kannte die Akte der Connecticut-Mordkommission über den Fall Vera Gardner genau. Die Beamten hatten festgestellt, daß der Mörder über die Fassade der Hinterfront in die Wohnung seines Opfers eingedrungen sein mußte. Eine Feuerleiter führte bis in die Nähe des Küchenfensters. Von dort aus konnte man über einen vorspringenden Mauersims den kleinen Balkon erreichen, dessen Fenstertür unmittelbar ins Wohn-Schlafzimmer führte.
    Im ersten Grau des Tages sah ich das Gerippe der Feuerleiter. Ich ging an die Mauer hferan. Mehr als sieben Fuß über dem Hof begann die erste Sprosse der Leiter. Ohne einen Gehilfen oder mindestens zwei übereinandergestellte Kisten war die Leiter nicht zu erreichen. Ich erinnerte mich genau, daß die Leute der Mordkommission weder Kisten noch andere Hilfsmittel erwähnt hatten; außerdem war es völlig unwahrscheinlich, daß ein Triebverbrecher einen Helfer besaß. Niemand ähnelt mehr einem einsamen Wolf als ein Mensch, der von seinen Leidenschaften zum Mord getrieben wird.
    Ich versuchte, die unterste Leitersprosse durch Springen zu erreichen, aber ich schaffte es erst, als ich einen Mauervorsprung fand, von dem aus ich starten konnte. Ich preßte mich eng gegen die Mauer, um nicht rücklings hinunterzufallen, schnellte mich hoch und konnte die Finger um die unterste Sprosse der Feuerleiter krallen. Ich pendelte hin und her. Meine Schuhe schrammten über den Putz des Mauerwerkes. Jeder, der auf diese Weise hier hochturnen wollte, mußte kräftige Spuren hinterlassen. Außerdem war ich noch längst nicht auf der Leiter. Unter Aufbietung aller Kräfte krümmte ich mich zusammen, brachte ein Bein so weit hoch, daß ich den Fuß zwischen zwei Sprossen schieben konnte, und dann erst konnte ich es riskieren, nach der nächsten Sprosse zu greifen. Dreißig Sekunden später stand ich auf der Leiter. Meine Knie zitterten, die Armmuskeln schmerzten. Ich kratzte in meinem verfilzten Haar. Nur ein Mann, der nicht nur genug Körperkraft, sondern auch einige Geschmeidigkeit mitbrachte, konnte die Feuerleiter entern. Mich erfaßte der Verdacht, daß die Beamten der Mordkommission sich durch das Vorhandensein der Leiter hatten beeindrucken lassen. Ich war neugierig darauf, wieviel Hindernisse sich noch auf dem Weg bis in Vera Gardners Apartment boten. Ich kletterte die Leiter hoch. Die Sprossen waren rostig. Die Leiter bebte und wackelte. Die Verankerung schien gelockert und wenig vertrauenswürdig.
    Ich erreichte die fünfte Etage. Zwischen der Leiter und dem Balkon lag der Mauersims, von dem die Beamten angenommen hatten, daß der Mörder über ihn den Balkon erreicht hatte. Auf jeder Etage gab es drei Dutzend Apartments. Von außen sahen alle Balkone gleich aus. Die Polizei hatte das Glas in der Balkontür von E 17 mit einem großen Kreuz in weißer Farbe gekennzeichnet.
    Der Sims war breit und bot einem Männerschuh
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