Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0527 - Der Killer mit dem Dekollete

Jerry Cotton - 0527 - Der Killer mit dem Dekollete

Titel: Jerry Cotton - 0527 - Der Killer mit dem Dekollete
Autoren:
Vom Netzwerk:
wegrollen konnte. Er sprang auf. »Warte!« brüllte er. »Warte, oder ich knall dich ab!«
    Halb schon auf der Straße, halb noch in der Toreinfahrt stoppte der Fahrer den Wagen mit einem harten Ruck. Der andere stürzte sich auf den Beifahrersitz. »Weg!« schrie er. »Schnell weg!«
    Mit heulendem Motor wurde der Wagen noch zwei, drei Yard zurückgesetzt. Dann legte der Mann am Steuer den Vorwärtsgang so hastig ein, daß das Getriebe krachte. Mit zwei Rädern raste das Fahrzeug über den Bürgersteig, kam um Handbreite an einem Hydranten vorbei, bevor es die Fahrbahn gewann und in der Dunkelheit verschwand.
    Der Nachtwächter der Brandydestillerie im Hof hinter der Toreinfahrt war als erster auf dem Schauplatz des Verbrechens. Er sah den reglosen Körper Mary Hills in der Nähe des Bürgersteigs auf der Fahrbahn, schaltete seine Taschenlampe ein und richtete den Lichtkegel auf das Gesicht.
    Von der anderen Straßenseite liefen drei Männer herbei, von denen einer ein Jagdgewehr in den Händen hielt. Dieser Mann kniete neben Mary Hill nieder. Vorsichtig legte er zwei Finger auf ihre Augenlider. »Ich fürchte, sie ist tot«, sagte er leise. »Laßt niemand heran, bis dife Polizei kommt!«
    Eine Frau schob sich zwischen die Männer. »Kann ich helfen? Ich bin als Sanitäter in ausgebildet.« Sie erblickte Mary Hills Gesicht und preßte beide Hände vor den Mund. »Es ist Mrs. Hill«, sagte sie fassungslos.
    »Sie kennen sie?« fragte der Mann mit dem Jagdgewehr.
    »Mrs. Hill«, wiederholte die Frau. »Wir kaufen im selben Center-Shop. Ihr Mann ist FBI-Beamter.«
    ***
    Ich sah Stephen Hill zwei Tage nach der Beerdigung seiner Frau im Büro unseres Chefs. Stephens Gesicht wirkte wie aus Marmor gemeißelt. Seine Lippen waren schmal wie ein Strich, und seine Augen brannten tief in den Höhlen. Niemand hätte in dem nahezu versteinerten Mann jenen fröhlichen Stephen wiedererkannt, dessen Lachen so ansteckend sein konnte wie ein Schnupfen im November.
    Wir drückten uns stumm die Hand. High wies uns zwei Plätze an.
    »Ich habe Stephen einen Sonderurlaub angeboten«, sagte der Chef. »Er hat ihn abgelehnt. Er möchte im Dienst bleiben.«
    »Jawohl, Sir. Ich möchte nicht nur im Dienst bleiben, sondern ich wünsche bei der Verfolgung der Mörder meiner Frau eingesetzt zu werden.«
    »Ich muß die Erfüllung dieses Wunsches ablehnen, Stephen«, antwortete Mr. High. »Ein FBI-Beamter darf sich nicht von Motiven der Rache und Vergeltung leiten lassen.«
    »Ich kenne meine Pflichten genau, Sir«, sagte Stephen. »Es handelt sich bei mir nicht um Räche. Ich wünsche lediglich, an einem Fall mitarbeiten zu können, an dessen Aufklärung ich besonders interessiert bin.«
    Der Chef sah meinen Kollegen an. Sein Gesicht war unbewegt, fast hart, aber ich wußte, daß er für Stephen Mitleid empfand.
    »Abgelehnt«, sagte er nicht laut, aber in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Ich will nicht, daß einer meiner Leute durch persönliche Motive in Versuchung geraten könnte, gegen das Gesetz zu verstoßen. Ich übertrage den Fall Mary Hill dem Agenten Jerry Cotton. Ich hoffe, Sie sind überzeugt, daß Jerry alles daransetzen wird, die Mörder Ihrer Frau zu finden.«
    Hill schwieg. High wandte sich an mich. »Sie können Phil hinzuziehen, falls Sie es für notwendig halten.« Wieder sah er Stephen an, der geradeaus blickte und die Zähne so aufeinanderbiß, daß sich die Wangenmuskeln abzeichneten. »Jerry wird Sie über den Stand der Aufklärungsarbeiten informieren, falls Sie es wünschen, Stephen.«
    Hill stand auf. ' »Ich empfinde Ihre Entscheidung als ungerecht, Sir!« stieß er hervor. »Es handelt sich um meine Frau!«
    »Genau aus diesem Grunde habe ich so und nicht anders entschieden. Hören Sie gut zu, Stephen! Falls Sie Nachforschungen auf eigene Faust und ohne Auftrag betreiben, zwingen Sie mich, bei der Zentrale Ihren Ausschluß aus dem FBI zu beantragen.«
    »Ich werde rechtzeitig um meine Entlassung aus dem Dienst bitten, Sir!« sagte Stephen ungerührt. »Haben Sie noch Befehle für mich, Sir, oder kann ich gehen?«
    »Sie können gehen«, sagte der Chef leise. Er wartete, bis Stephen die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann stand er auf und kam um den Schreibtisch herum zu mir. »Er macht die schrecklichste Prüfung durch, die einem FBI-Mann auferlegt werden kann. Der Mensch, der ihm von allen Menschen am nächsten stand, wurde ermordet, und er darf die Möglichkeiten, die .sein Beruf ihm gibt, nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher