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Jerry Cotton - 0522 - Das Maedchen mit dem Killerblick

Jerry Cotton - 0522 - Das Maedchen mit dem Killerblick

Titel: Jerry Cotton - 0522 - Das Maedchen mit dem Killerblick
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sich. Es war zu dunkel, als daß er den Ausdruck hätte erkepnen können, aber sein Instinkt warnte ihn. Er kletterte nicht weiter, löste eine Hand vom Griff und zog den Colt. »Geh weg!« rief er halblaut. Erst als Giosa zurückgewichen war, nahm der Gangster die letzten Stufen und sprang über die Brüstung. Er zog die Taschenlampe. »Wo bist du?« Der Lichtkegel traf Jesse. Er stand nur in zwei Schritten Entfernung. »Besser, Sie machen das Licht aus!« sagte er ruhig.
    »Ich dachte schon, du hättest deine Schwester vergessen!« Rathgill lachte heiser. »Denke immer daran: Sie killen deine Schwester, Boy, wenn du…«
    »Schon gut, Mister. Sie haben es mir oft genug gesagt!« Er ging über das Dach. Rathgill hielt sich an seiner Seite.
    Das Dach von 214 war ein Flachdach mit einer Mauerbrüstung nach allen vier Seiten. Zahlreiche Kamine, Luftschächte, Aufbauten und Fernsehantennen ragten gegen den Nachthimmel. Geschmeidig schlängelte sich Giosa zwischen diesen Hindernissen bis zur Giebelwand. Rathgill konnte ihm nur mit Mühe folgen.
    Das Dach des nächsten Hauses lag eine Männergröße höher. Es war ein Steildach, aus Blechplatten gefügt. Nur ein kanpp zwei Fuß breiter Sims ermöglichte den Übergang.
    »Da ’rauf?« fragte Rathgill. »Heh, du hast nichts davon gesagt, daß er Weg nur für einen ausgebildeten Bergsteiger gangbar ist!« Voller Wut starrte er auf die große Fläche des Daches über ihm, die sich wie ein dunkles Gebirge gegen den Nachthimmel abzeichnete.
    »Es ist einfach«, flüsterte Jesse. Er reckte sich, erfaßte den Rand einer Stahlleiste und zog sich hoch. Wieder ließ Rathgill die Taschenlampe aufblitzen, um sich über die Möglichkeiten zu informieren. Wieder mußte er sich ,vom Colt trennen. Als er neben Giosa stand, keuchte er.
    - Leichtfüßig bewegte sich der Junge über den Sims. Mit einer Hand stützte er sich an den schrägen Blechplatten des Daches ab. Nur eine brüchige Dachrinne trennte den Sims von dem Abgrund.
    Rathgill hielt sich dicht hinter Jesse. Er hielt den Blick beharrlich geradeaus gerichtet. Den rechten Arm spreizte er ab wie ein Seiltänzer. Die linke Hand stemmte er gegen die Blechplatten. Er schwitzte. Als sie das Ende des Daches erreicht hatten, zitterten seine Knie.
    »Sie müssen jetzt springen, Mister. Das nächste Dach gehört zum Eckhaus der Morris Avenue und der 141. Straße. Es liegt tiefer«, sagte Jesse.
    »Geh zur Hölle!« fluchte Rathgill, aber es blieb ihm keine andere Wahl, als dem Boy zu folgen. Jesse bückte sich, legte die Hände an die Kante des Simses, ließ sich abgleiten, und als sein Körper ganz gestreckt war, löste er den Griff. Er fiel zwei, drei Fuß, federte den Aufprall ab und wartete.
    Oben zückte Rathgill die Taschenlampe und schaltete sie ein. Im Lichtkegel sah er den Jungen unter sich stehen. Das Gesicht war blaß und, wie es Rathgill schien, ausdruckslos.
    Er schaltete die Lampe aus, bückte sich und versuchte auf Jesses Weise von einem Dach zum anderen zu gelangen. Als er, nur von den eigenen Fingern gehalten, am Simsrand hing und seine Füße keinen Halt fanden, wurde er für einige Sekunden von einem Panikanfall geschüttelt. Er bezwang sich, ließ los, landete plump auf dem Dach und fiel auf die Knie. Er raffte sich auf. »Verdammte Höllenfahrt!« knirschte er. »Sag mir, wie du auf dem Rückweg wieder hinauf kommen willst?« Er erhielt keine Antwort und hielt den Atem an. »Giosa!« rief er halblaut. »Heh, Giosa!«
    Die Nacht blieb still. Rathgill riß die Taschenlampe aus dem Gürtel. »Antworte!« rief er. »Antworte, du verdammter…!« Er ließ den Lichtstrahl der Lampe über das Dach gleiten. Das Licht traf Kamine, Antennen, Aufbauten.
    Der Gangster sog die Luft durch die Zähne. »Hör zu, Boy!« knirschte er. »Denke an deine Schwester und laß den Unsinn!«
    Jesse stand nur acht oder zehn Schritte von Rathgill entfernt an die Rückseite eines Kamins gepreßt. Er verstand jedes Wort. Tränen liefen über seine Wangen. Von der ersten Sekunde an hatte er nur an Kate gedacht, und er hatte sich während der Fahrt den Kopf zermartert, wie er sie retten könnte. Er wußte, daß es sinnlos war, den Gangstern die Diamanten auszuhändigen und mit Rathgill in die Dover Street zurückzugehen. Niemals würde der Boß Kate und ihn laufenlassen. Sobald er die Diamanten in den Händen hielt, würde er den Befehl zu Kates und seiner Ermordung geben. Der einzige Ausweg: Er, Jesse, mußte dem Gangster entwischen und die Polizei
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