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Jerry Cotton - 0522 - Das Maedchen mit dem Killerblick

Jerry Cotton - 0522 - Das Maedchen mit dem Killerblick

Titel: Jerry Cotton - 0522 - Das Maedchen mit dem Killerblick
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Hand an. Ich verfeuerte drei Kugeln so schnell hintereinander, und mit der dritten traf ich die Kanone so genau, daß sie über die glatten Fliesen davonschwirrte, als hätte sie einen Fußtritt erhalten. Sie flog gegen eine große Waage, verschwand zwischen ihren Ständern. Cornell schrie vor Enttäuschung auf. Don Orchard riskierte noch eine Kugel, die dieses Mal schlechter gezielt war als alle anderen.
    Ich rechnete seine Kugeln nach. Die zwei Schüsse, die ich noch außerhalb der Halle gehört hatte, stammten ohne Zweifel aus seinem Colt. Er hatte jetzt insgesamt viermal auf mich geschossen, und da eine Colttrommel bei den schweren Modellen höchstens acht Kugeln enthält, konnte er nur noch zwei Kugeln haben, falls er nicht zwischendurch nachgeladen hatte. Bei einem Colt kann man jede einzelne Kammer nachladen, aber das bedeutet, daß man seine Kanone immer für ein paar Sekunden nicht schußbereit hat, sobald man die Trommel ausdrückt. Wenige Leute sind kaltblütig genug, während eines Feuergefechtes diese Sekunden zu riskieren.
    Orchards Deckung bestand aus dem Zwischenraum zweier Kistenstapel. Cornells Fischpacker setzten die Kisten mit Hilfe von Hochstaplern zu Säulen von fast dreifacher Mannslänge aufeinander. Da ich selbst zwischen solchen Kistensäulen stand, konnte ich ausprobieren, wie fest die Säule stand. Ich rüttelte an einer Kiste. Sofort begann der ganze Turm zu schwanken.
    Ich setzte auf diese Karte. Tief duckte ich mich, pumpte die Lunge voll Luft, spannte Muskeln und Sehnen und zischte aus meiner Deckung heraus. Ich schlug einen Haken. Die Fliesen waren so höllisch glatt, daß ich um ein Haar ausgerutscht wäre. Ich hörte, daß Cornell lauthals schrie: »Jetzt, Don, jetzt!« Orchards Colt dröhnte. Ich empfand diesen Schuß wie einen Donnerschlag, der unmittelbar über meinem Kopf explodierte. Ich zog durch und verfeuerte eine Menge Kugeln in Orchards Deckung. Ich sah ihn nicht, und es war unwahrscheinlich, daß ich ihn erwischte, aber ich hoffte, daß er unsicher wurde und schlecht zielte. Ich schlug noch einen Haken. Noch einmal hörte ich das Krachen des Colts, und jetzt rannte ich im spitzen Winkel auf die rechte Kistensäule zu. Ich warf mich mit dem ganzen Körpergewicht dagegen, aber im gleichen Atemzug sprang ich wieder zurück.
    Die Säule schwankte. Für einen Sekundenbruchteil schien sie ins Gleichgewicht zurückzukommen. Dann brach der ganze Turm in sich zusammen.
    Orchard schoß aus der Deckung heraus wie ein tollwütiger Fuchs aus seinem Bau. Er war schnell genug, daß nicht der ganze Stapel über ihm zusammenbrach, aber eine der stürzenden Kisten traf ihn ins Kreuz und fegte ihn von den Füßen.
    Haben Sie schon einmal gesehen, wenn ein Fischkutter das hochgehievte Netz öffnet und die gefangenen Fische auf das Schiff herunterpladderten wie ein Wolkenbruch? So ungefähr war es hier. Die Kisten zerbrachen, stürzten um, entleerten ihren Inhalt. Eisstücke und Fische ergossen sich über den Fußboden wie eine Flutwelle. Sie brandete gegen den gestürzten Orchard an, als wollten sie ihn überspülen. Als Orchard aufspringen wollte, trat er auf Eis oder auf ’nen Fisch, und er krachte prompt und schwer wieder hin. Im Grunde genommen war es eine Szene, die die Lachmuskeln reizte, wenn man vergaß, daß zwei Tote auf den Fliesen lagen und daß Cornell das Mädchen noch in den Fäusten hielt.
    Ich vergaß es nicht. Ich überließ Don Orchard sich selbst. Cornell ließ, als ich auf ihn zuging, das Mädchen los. Er stieß es von sich. Das Mädchen stolperte und fiel. Cornell rannte zur rechten Hallenwand hinüber, wo der zweite Tote lag.
    Ich schnitt ihm den Weg ab. Ich ließ ihm keine Chance, die Pistole, die in der Nähe des Mannes lag, aufzuheben.
    »Stehenbleiben, Cornell!« sagte ich. »Hände hoch!« Er reagierte nicht. Er bückte sich nach dem Schießeisen.
    Ich schlug zu. Ich traf seinen Kinnwinkel mit einem Brocken, der von oben nach unten einschlug. Er besaß nicht die Statur, einen solchen Schlag zu verdauen. Die Wucht des Hiebes drehte ihn, so daß er auf die linke Seite fiel und dann auf den Rücken rollte. Die Brille blieb auf seiner Nase, aber hinter den Gläsern verdrehte er die Augen, bevor sie sich in einem tiefen Knockout schlossen.
    Ich hob die Waffe auf. Es war ein fremdes Modell. Auf dem Griff las ich die Marke »Meurier.« Der tote Mann vor der Hallenwand lag so, daß ich sein Gesicht nicht sehen konnte, aber sein Kopf war fast kahl bis auf wenige dünne
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