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Jerry Cotton - 0522 - Das Maedchen mit dem Killerblick

Jerry Cotton - 0522 - Das Maedchen mit dem Killerblick

Titel: Jerry Cotton - 0522 - Das Maedchen mit dem Killerblick
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Ruck stehen. Eine volle Minute lang starrte er auf das graue Pflaster. Er spürte, wie sein Atem stockte. Er öffnete den Mund und sog die Luft heftig und laut ein. »Verdammt«, murmelte er. »Das ist hart!« Hinter seiner Stirn kreisten die Gedanken wie bunte Räder. So wenig auf solchen Rädern die einzelne Farbe zu erkennen ist, so wenig vermochte Friess einen klaren Gedanken zu fassen. »Nimm dich zusammen!« sagte er leise zu sich selbst. »Informiere den Chef! Die Polizei? Nein, laß die Polizei aus dem Spiel! Geh zu Kossow, unterrichte ihn und rufe von dort aus den Chef an!«
    Er kehrte zum Block 168 zurück. Auf kürzestem Weg ging er auf den Lift zu. Er drückte auf den Rufknopf. Der Lift kam nach zwei Minuten. Mit ihm stiegen zwei Männer und eine Frau in den Lift. Die Männer stiegen in der vierten Etage wieder aus; die Frau fuhr bis zur sechsten Etage mit. Friess blickte unbeteiligt geradeaus. Niemand hätte ihm seine Erregung angesehen. Nur er selbst fühlte, daß sein Gesicht und der ganze Körper mit einer feinen Schweißschicht bedeckt waren.
    In der 8. Etage stieg ein Mädchen ein, das offenbar in einem'Büro arbeitete, denn es trug einen Stoß Akten unter dem Arm. Das Girl verließ den Lift im 10. Stockwerk. Voller Ungeduld drückte Friess den Knopf für die 16., die letzte Etage, obwohl er ihn bereits beim Betreten des Fahrstuhles betätigt hatte und der Lift alle empfangenen Befehle in der Reihenfolge der Etagen abwickelte.
    In der 12. Etage blieb der Lift wieder stehen. Harry Friess seufzte. Die Fahrt wurde ihm zu einer Ewigkeit. Die Tür rollte zur Seite.
    Der Mann vor dem Lift trug eine getönte Brille, einen Mantel, dessen Kragen er hochgestellt hatte, aber keinen Hut, obwohl nur noch wenige dünne Haarsträhnen seinen nahezu kahlen Kopf zierten.
    ***
    Seit einer halben Stunde stoppte Walt Regerty jeden Lift, der nach oben fuhr, auf der 12. Etage.
    Wenn sich Friess nicht in der Kabine befand, fragte er: »Abwärts?« Fast immer antwortete jemand: »Nein! Aufwärts!« Regerty trat mit einem Achselzucken zur Seite. Es gab keine wirksamere und einfachere Methode, festzustellen, wann Kossow den entscheidenden Besuch empfing.
    Regerty fürchtete nur, daß sie den Boten geändert haben könnten, oder daß, falls Friess noch der Überbringer war, dieser ihn zu früh erkannte. Keine Sorge machte er sich darüber, daß er Friess töten mußte. Er hatte sich nicht einmal einen Plan zurechtgelegt, wo er ihn töten wollte. Falls andere Leute bis zur 12. Etage mitfuhren, würde er ihm folgen; und falls sich auf den Korridoren keine Gelegenheit ergeben sollte, mußte sich alles in Kossows Büro abspielen. Selbstverständlich mußte er dann auch Kossow töten. Kossow war ein Mann, der schwieriger zu ermorden war als Friess. Aber auch das beunruhigte Regerty nicht.
    Unruhig wurde der Killer erst, als die übliche Zeit um mehr als eine Viertelstunde überschritten war. Er wußte, daß die Firma, für die Friess arbeitete, im Grunde eine Behörde war, und neben allen anderen Merkmalen eines Behördenangestellten besaß Friess einen ausgeprägten Hang zur Pünktlichkeit.
    Als der Lift zum elften Mal von unten herauf kam, in der 12. Etage hielt und die Tür zurückrollte, sah Regerty den gesuchten Mann in der linken Ecke. Friess trug immer noch den italienischen Hut, von dem er sich schon früher nicht getrennt hatte. Wahrscheinlich symbolisierte der Hut die Zeit seines Glanzes.
    Mit zwei großen Schritten betrat Regerty die Kabine. Hinter ihm rollte die Tür vor, schloß den Stromkreis. Der Fahrstuhl glitt -weiter nach oben.
    Regerty blieb vor den Schaltknöpfen stehen. Er hielt den Blick auf die Skala gerichtet, auf der in gleichmäßiger Folge die Zahlen der Etagen aufleuchteten, die der Lift ohne Aufenthalt passierte. Weder auf dem 13. noch dem 14. oder
    15. Flur wurde der Fahrstuhl gewünscht. Die Ziffer 16 erschien auf der Leuchttafel. Harry Friess löste sich aus der Ecke und trat vor die Tür. Er streifte Regerty im Vorübergehen, aber er sah ihn nicht an.
    Als die Tür zurückrollte, sah Regerty, daß auch im 16. Stock niemand vor dem Lift stand. Er zog eine Meurier-Pistole und feuerte. Der Doppelschalldämpfer, eine Spezialkonstruktion, dämpfte die Abschüsse zu einem Geräusch herunter, das nicht lauter war als ein sanftes Händeklatschen.
    Drei Kugeln in den Rücken töteten Harry Friess in dem Augenblick, in dem er den Fahrstuhl verlassen wollte.
    Regerty fing den zusammenbrechenden Mann geschickt
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