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Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Titel: Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik
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Hoteldetektiv war verschwunden. Verschwunden war auch die kleine Mundharmonika.
    Boiing! Bei mir fiel der Groschen. Der Kerl hatte mich angeschmiert. Ich hatte nicht mit dem Hoteldetektiv gesprochen, sondern mit einem Doppelmörder.
    Der Bursche hatte unterwegs entdeckt, daß er seine Mundharmonika am Tatort zurückgelassen hatte. Er war prompt zurückgekommen, um sie abzuholen. Um sein Eindringen in das Zimmer bemänteln zu können, hatte er sich mir gegenüber als Hoteldetektiv ausgegeben.
    Ich schnappte mir das Frottiertuch und rieb mir den Kopf trocken. Der Mörder hatte einen Vorsprung von knapp einer Viertelminute. Er konnte nicht wie ein Besessener durch das Hotel rennen; er mußte sich ruhig und gesittet benehmen, um nicht aufzufallen. Ich hatte also eine gute Chance, seine Flucht zu stoppen.
    Im Nu war ich am Telefon. Ich riß den Hörer von der Gabel. Der Portier meldete sich. »Cotton, FBI. In diesem Moment muß ein Mann in der Halle erscheinen… groß, vierschrötig, grauäugig. Trägt einen grauen Anzug und hat einen Trenchcoat bei sich. Versuchen Sie den Mann aufzuhalten. Vorsicht ist geboten! Möglicherweise ist der Bursche bewaffnet…« Ich schmetterte den Hörer auf die Gabel zurück und stürmte aus dem Zimmer. Ich lief dem Etagenkellner in die Arme. Er musterte mich verdutzt. Er wußte, daß Virginia Vermont in del Suite wohnte und suchte offenbar nach einer Erklärung für meine Eile und mein nasses verrubbeltes Haar. In diesem Moment dämmerte es mir, daß den Mörder gewiß darauf verzichtet hatte, den Weg durch die Halle zu nehmen!
    Er war hier gewesen, um einen Menschen zu töten. Bestimmt hatte er sich vor der Tat mit allen Fluchtmöglichkeiten vertraut gemacht. Wenn es Hinterund Personalausgänge gab, wußte er sicherlich, wie und wo sie zu erreichen waren.
    »Gibt es hier einen Hinterausgang?« stieß ich fragend hervor und hielt dem Kellner gleichzeitig meinen FBI-Ausweis unter die Nase.
    »Jjjaa«, stotterte er gedehnt. »Am Ende des Korridors ist eine Tür. Bügelzimmer steht darauf. Wenn Sie hineingehen und das Zimmer auf der anderen Seite wieder verlassen, gelangen Sie zur Hintertreppe. Aber die ist nur für…«
    Ich ließ ihn nicht ausreden und spurtete los.
    Sekunden später riß ich die Tür zum Bügelzimmer auf. Der Raum hatte keine Fenster. Im Lichte einiger Neonröhren war ein Negermädchen damit beschäftigt, Bettlaken durch einen Bügelautomaten zu schleusen. Sie starrte mich großäugig an. »Das ist schon der zweite Verrückte!« murmelte sie.
    Ich brauchte nicht erst zu fragen, was sie zu dieser Bemerkung veranlaßte. Der Mörder war demnach, ohne angeklopft zu haben oder eine Erklärung abzugeben, kurz vor mir durch diesen Raum gestürzt.
    Ich tat es ihm gleich, riß die Hintertür auf und erreichte damit die spiralenförmig nach unten führende Wendeltreppe. Ich jagte sie hinab, als käme es darauf an, einen neuen Weltrekord im Meistern von Wendeltreppen zu erreichen.
    Die Treppe mündete in einen mäßig breiten, von Küchendünsten erfüllten Korridor, von dem zwei schmalere Gänge abzweigten. Der Korridor selbst führte geradewegs zum Hof. Die Tür zum Hof stand offen. Neben ihr befand sich eine Glasbox. Der Portier, der sonst darin saß und den Hinterausgang kontrollierte, stand auf der Schwelle. Er wandte mir den Rücken zu und sagte irgend etwas zu einem Gesprächspartner, den ich nicht sehen konnte. Als ich durch den Gang sprintete, zuckte der Portier herum. Er war so groß und breitschultrig, daß er fast den gesamten Türrahmen ausfüllte.
    »Stop!« rief er befehlend. »Noch einer kommt mir nicht auf diese Tour durch!«
    Ich riß im Laufen die ID-Card aus der Tasche und zeigte sie ihm, als ich ihn erreicht hatte. »Wohin ist der Mann im grauen Anzug verschwunden?«
    Der Portier schaltete sofort. »Er ist quer über den Hof gerannt und durch die Ausfahrt zur Straße gesaust. Ich habe die Box verlassen, weil ich ihm folgen wollte, aber sein Vorsprung war schon zu groß da…«
    »Lassen Sie mich vorbei, bitte!« sagte ich und jagte Sekunden später über den Hof. Ich drosselte mein Tempo erst, als ich die Straße erreicht hatte.
    Ich hatte Glück.
    Der Mörder überquerte in diesem Moment die Straße. Er war etwa hundert Schritte von der Hotelausfahrt entfernt, aber ich erkannte ihn sofort, weil er ungewöhnlich groß und klobig war. Außerdem verriet ihn der Trenchcoat, den er noch immer über der Schulter trug.
    Ich fuhr mir mit dem Kamm durch das nasse Haar
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