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Jerry Cotton - 0512 - 40 Cent fuer Garrys Leiche

Jerry Cotton - 0512 - 40 Cent fuer Garrys Leiche

Titel: Jerry Cotton - 0512 - 40 Cent fuer Garrys Leiche
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den Unterhemden ankam, flatterte ein Blatt Papier auf den Boden. Ich bückte mich und hob es auf. Es war ein Telegrammformular der Western Union und trug den kurzen Text: KOMME MIT DER BARBARA.
    Das Telegramm war bereits eine Woche alt. Ich legte es erst einmal beiseite und fuhr in meiner Arbeit fort. Nach einer Weile rief mich Easton:
    »Cotton, kennen Sie dieses Mädchen?«
    Ich ging zu der Kommode, deren oberste Schublade Easton sich gerade vorgenommen hatte. Er hielt mir eine Fotografie hin, die in einem billigen Papprahmen stak. Sie zeigte das Gesicht eines etwa zwanzig- bis zweiundzwanzigjährigen Mädchens. Es war keine überragende Schönheit, aber zweifellos hübsch. Das aparte Gesicht wurde von einer lockigen schwarzen Frisur umrahmt.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »No, Easton. Ich habe das Girl noch nie gesehen.«
    Easton drehte den Papprahmen um, löste die Klemmhaken und zog die Fotografie heraus. In einer steilen großen Handschrift stand schräg in der rechten Ecke:
    »Für Brian — von Jean.«
    »Jean«, wiederholte Easton brummend. »Jean was? Warum hat sie nicht ihren Familiennamen dazugeschrieben? Sie würde uns eine Menge Arbeit ersparen. Denn da sie uns ja vielleicht etwas über MacGarrys Bekanntenkreis sagen kann, müssen wir natürlich versuchen, sie zu finden. Jean! Wenn sie wenigstens ein Datum dazugeschrieben hätte! So suchen wir sie vielleicht mit enormem Arbeitsaufwand, nur um hinterher von ihr zu erfahren, daß sie MacGarry schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat.«
    »Trotzdem«, sagte ich lächelnd. »Wie ich Sie kenne, werden Sie nicht eher Ruhe geben, bis Sie das Mädchen gefunden haben.«
    »Darauf können Sie Gift nehmen«, brummte der Lieutenant.
    ***
    Jean Leffield hatte sich nach anfänglichem Zögern doch zu einer Eiscreme als Abschluß ihrer Mittagsmahlzeit entschieden. Tim O’Sullivan hielt nichts von so süßen Sachen und bestellte statt dessen eine zweite Tasse Kaffee.
    »Damit ich wach bleibe«, erklärte er Jean. »Ich weiß nicht, woran es liegt, aber nach jeder Mahlzeit werde ich so hundsgemein müde, daß es mir verflucht schwerfällt, die Augen offenzubehalten.«
    »Warum machst du nicht ein kleines Nickerchen? Hast du gleich wieder Vorlesung?«
    »Nein, das nicht. Aber bei mir liegt ein Berg von Büchern herum, die ich durcharbeiten muß. Sag mal, erinnerst du dich an die beiden Männer, die wir vorhin bei euch in der Halle sahen?«
    »Ja. Warum?«
    »Irgendwas stimmt mit den Kerlen nicht. Sie müssen hinter uns hergegangen sein. Jetzt strolchen sie draußen auf der Straße herum. Einer steht da drüben vor dem Schaufenster der Buchhandlung.«
    »Bist du sicher?«
    »Solche Typen prägen sich mir ein. Ich will mal Rechtsanwalt werden, und ich fürchte, ein Teil meiner Klienten wird sich aus solchen Visagen zusammensetzen.«
    Jean reckte den Kopf, während Tim ihr den Vorhang ein wenig zur Seite zog.
    »Ja«, sagte Jean nachdenklich. »Das ist einer von den beiden. Wenn ich nur wüßte, woher ich ihn kenne. Ich habe sie beide schon irgendwo gesehen. Das weiß ich genau. Aber wo?«
    »Jedenfalls gefällt es mir nicht, daß sie hinter uns herlaufen«, brummte Tim.
    »Vielleicht täuschst du dich? Es kann ja sein, daß sie zufällig in dieselbe Richtung mußten? Wir sind schließlich nur um die nächste Straßenecke gegangen.«
    »Stimmt. Aber ein merkwürdiger Zufall wäre es trotzdem. Ich werde mal aufpassen, ob sie wieder auf unseren Fersen bleiben, wenn ich dich zurück zum Büro bringe.«
    Jean lachte.
    »Vielleicht solltest du lieber Detektiv werden, Tim?«
    »Dann würde ich jedenfalls früher Geld verdienen, denn dann brauchte ich nicht noch vier Semester zu machen.« Jean schob die leere Eiscremeschale von sich.
    »Puh«, se'ufzte sie zufrieden, »ich bin wieder einmal satt. Und ich habe wieder einmal schwer gegen meine Linie gesündigt.«
    »Mir kommt es nicht so vor«, meinte Tim und ließ seinen Blick bewundernd über ihre wohlproportionierte Gestalt gleiten. »An einer Frau muß auch was dran sein, sagte mein Großvater immer. Und der verstand was von Frauen.«
    »Lieber Himmel, es wird Zeit, daß ich zurück ins Büro komme«, rief Jean nach einem Blick auf die Uhr. »Es war nett, daß du an mich gedacht hast, Tim.«
    »Morgen wieder?« fragte der Student. »Ich muß morgen noch einmal von sechs bis zwölf die Autos zählen, die über irgendeine blöde Kreuzung fahren.«
    »Fein! Holst du mich wieder ab?«
    »Gern.«
    Er half ihr in den leichten Mantel.
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