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Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger

Titel: Jerry Cotton - 0504 - Der Tiger
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der sich zeitlebens barhäuptig gegen wilde Orkane stemmen mußte.
    Etwas war daran richtig. Connors hatte sich vom kleinen Rauschgiftschlepper bis zu Brockleys Vertrautem hochgekämpft. Jetzt bot sich ihm die große Chance, dieses zähe skrupellose Erfolgsstreben zu krönen.
    Der nächste Mann, der nach vorn trat, um eine Schaufel Erdreich auf den Sarg zu werfen, war Howard Slim. Er war genauso groß und schlank, wie es sein Name anzeigte. Unter den Kronprinzen war er zweifellos der wendigste und eleganteste. Er verachtete Muskelprotze und war ein Meister der Intrige.
    Slim war Brockleys Sekretär gewesen; er hatte als »graue Eminenz« des Bosses gegolten, und viele behaupteten, er habe seit Jahren die größten Fischzüge ausbaldowert. Slim hielt es für ganz selbstverständlich, daß man ihn wählen würde. Er hatte den Grips, der für diesen Job nötig war.
    Nach Slim schob sich Ernie Pyle an die offene Grube. Er wirkte wie eine Mischung aus Connors und Slim. In Pyle verbanden sich Connors' Bulligkeit und Slims geistige Beweglichkeit zu einer perfekten Union. Schon deshalb war Pyle überzeugt, daß er für die Männer des Syndikates die einzig richtige Lösung war.
    Ernie Pyle bückte sich. Feierlich hob er eine Schaufel Erdreich hoch, murmelte ein paar Worte und ließ die braunen lehmigen Klumpen in das Grab fallen.
    In diesem Moment fiel ein Schuß.
    Er war nicht sehr laut, aber fast alle Anwesenden hörten ihn. Die meisten Trauergäste hätten ihn vermutlich für die Fehlzündung eines am Friedhof vorbeifahrenden Wagens gehalten, wäre Ernie Pyle nicht plötzlich die Schaufel aus der Hand gefallen.
    Seine Hechte fuhr zum Herzen. Sie verkrallte sich in dem schwarzen Stoff des maßgeschneiderten Anzuges. Pyle schwankte. Er hatte die Augen weit aufgerissen und starrte in den wolkenlosen azurblauen Nachmittagshimmel. Pyle schien in diesem Moment zu begreifen, daß er ihn zum letzen Mal sah.
    Dann stürzte er. Er fiel vornüber in das Grab. Sein Körpergewicht verursachte auf dem Sarg des toten Syndikatsbosses ein dumpfes, hohles Dröhnen. Es wirkte so, als täte das Schicksal einen Paukenschlag.
    ***
    Die Trauergemeinde stand nur ein oder zwei Sekunden lang wie erstarrt. Dann brach der Sturm los. Irgendwie hatten die meisten wohl erhofft oder sogar erwartet: Dieses Begräbnis ende mit einer Sensation.
    Die G-men und die Kriminalbeamten, die sich unauffällig unter die Trauergemeinde gemischt hatten, wußten sofort, daß der Anschlag aus größerer Entfernung vorgenommen worden war. Die Grabstelle lag im Westsektor des Highgate-Friedhofes in einer Talsenke.
    Die sanft ansteigenden Hänge rings um diesen grünen gepflegten Kessel, der von einem kleinen Schlängelbach durchzogen wurde, waren mit Büschen, Trauerweiden und zum Teil sehr großen Grabdenkmälern bedeckt. An def-Ostseite des Hügels sah man ein Stück der Friedhofsmauer. Dahinter tauchte gelegentlich der Aufbau eines besonders hohen Lastkraftwagens auf. Praktisch hatte der Schütze von allen Seiten freies Schußfeld gehabt. Die Trauergemeinde im Tal hatte wie auf einem Tablett vor ihm gestanden.
    Hundert Augenpaare suchten die Umgebung nach dem Schützen ab. Den Profis unter den Trauergästen wurde sofort klar, wie schwierig es sein würde, den Schützen zu entdecken. Möglicherweise hatte er auf dem Dach eines bereits entschwundenen Lkws gelegen. Oder er hatte sich in einer Baumkrone versteckt.
    Noch wahrscheinlicher war jedoch ein Standort hinter einem der Büsche an der Friedhofsmauer. Er hätte sich nach dem Schuß nur über die Mauer zu schwingen und in seinen an der Straße wartenden Wagen zu setzen brauchen.
    Natürlich gab es auch die Möglichkeit, aus einem der verschnörkelten, mit allerlei teurem Gitterwerk versehenen Mausoleen zu schießen. Diese zum Teil fast haushohen, aus Marmor und Alabaster gebauten Familiengräber standen zu Dutzenden an den Hängen. Die Gittertore waren verschlossen.
    Es lag auf der Hand, daß es Stunden und Tage dauern würde, bevor man die Familien dazu hätte überreden können, einer Durchsuchung der unterkellerten und zum Teil sehr geräumigen Grabstätten zuzustimmen.
    Trotzdem schwärmten sofort einige der anwesenden G-men und Polizisten in Zivil aus, um das Friedhofsgelände zu durchsuchen. Vor allem kam es darauf an, durch Befragung der vielen Friedhofsbesucher die Richtung festzustellen, aus der der Schuß gekommen war.
    Am Grab hatten die Sargträger inzwischen Emie Pyle aus der Grube geholt und auf den
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