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Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York

Titel: Jerry Cotton - 0500 - Sterben will ich in New York
Autoren: Delfried Kaufmann
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Grason. Melrose kann auf dich verzichten.«
    Er nickte dem Mädchen zu und ging über den Platz. Wütend rief sie ihm nach: »Auf Ihre Belehrungen kann ich verzichten!«
    Ich lüftete den Hut, einen abgegriffenen, leicht fettigen blauen Filz.
    »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Miss. Mein Name ist Lester Grason.«
    Sie streckte mir die Hand hin. »Hallo, Mr. Grason. Ich bin Jane Morteen. Ich arbeite für die ›Bronx-Night-Revue‹.«
    Für ein Mädchen war sie beachtlich groß. Sie hatte lange Beine. Ich war sicher, dass sie hundert Yards in einer Klassezeit laufen konnte und dass sie wie ein Fisch schwamm. Sie lächelte mich an. Ich sah zwei Reihen schimmernder Zähne, deren Gesundheit in jedem Zahnarzt Zweifel an der Richtigkeit seiner Berufswahl erwecken musste. Ihre Haut war von der Sonne gebräunt. Auf dem Rücken der kleinen Nase mit den kampflüstern geblähten Nüstern wohnten drei oder vier winzige Sommersprossen. Ihre Hand fühlte sich kühl und trocken an, und ihr Händedruck war kräftig wie der eines Mannes.
    »Ich gehe hoch wie eine Rakete, wenn ich Übergriffe von Behördenmitgliedern sehe«, erklärte sie. »Seit ich für die Zeitung arbeite, versuche ich Raskin, den Chef, dazu zu bewegen, mich eine Serie starten zu lassen unter der Überschrift ›Terror im Alltag‹. Bisher hat er immer abgelehnt, aber jetzt, da wegen der Ripper-Morde alles auf die Polizei einhackt, wird er vielleicht mitmachen.«
    Sie schnippte mit den Fingern. »Ich habe eine Idee, Mr. Grason. Sie gehen sofort mit mir zu Raskin. Wenn er zustimmt, mache ich mit Ihnen ein Interview, und wir können die Story sofort in der nächsten Ausgabe bringen. Ich wette, der Chef dieses Detectives geht an die Decke, wenn er die Bilder sieht.«
    Ich kannte die ›Bronx-Night-Revue‹. Es handelte sich um ein Revolverblatt, das alberne Skandalgeschichten über Filmstars und andere Prominente brachte. Außerderh berichtete es über Brutalitäten bei Rauschgiftp'artys, über Sex und Verbrechen. Praktisch wurde die Zeitung nur in dem Stadtteil gelesen, dessen Namen sie trug. Aus mehr als einem Grunde war ich nicht scharf darauf, in ihren Spalten erwähnt zu werden. Trotzdem stimmte ich dem Vorschlag Jane Morteens zu.
    Nebeneinander gingen wir die Courtland Avenue hinunter. »Der Chef schickte mich natürlich nach Melrose, um über die Ripper-II-Morde zu berichten, obwohl verdammt wenig aus der Sache herauszuholen ist, wenn die Polizei die Auskünfte verweigert.«
    »Sie meinen die Morde an den Frauen?«
    Sie warf mir einen erstaunten Blick zu. »Wissen Sie nichts darüber?«
    »Von solchen Geschichten lese ich höchstens die Überschriften. Brachte er nicht ein Dutzend Frauen um?«
    »Wenn Sie das Mädchen mitrechnen, das er gestern killte, sind es vierzehn Frauen, die in elf Monaten von der Bildfläche verschwanden. Alle Verbrechen geschahen in Bronx, aber nur in drei Fällen fand man die Leichen. Die Polizei ist sicher, dass es sich um denselben Verbrecher handelt. Wahrscheinlich ist der Kerl geistesgestört. Sein letztes Opfer, diese Marian Dagh, verschwand auf dem Wege von der Wohnung ihres Freundes zu ihrem Wagen. Übrigens, dort steht mein Wagen.«
    Es war ein Renault, ein kleiner französischer Flitzer, in dem ich meine Beine nur mit einiger Mühe verstauen konnte. Jane steuerte den Wagen mit beachtlichem Geschick zur Sheridan Street. Als wir ausstiegen, nahm ich ihre Kamera mit.
    Die Redaktion war in einem düsteren dreistöckigen Gebäude untergebracht. Jane Morteen fuhr durch die Einfahrt in den Hinterhof. Wir betraten den Bau durch den Hintereingang.
    Harold Raskins Büro lag im zweiten Stock. Sein Name stand in Messingbuchstaben an der Tür. Jane öffnete sie nach kurzem Anklopfen. »Hallo, Harold! Haben Sie eine Sekunde Zeit für mich?«
    »Komm rein, Jane.«
    Raskin saß hinter einem mit Papieren übersäten Schreibtisch. Er war ein großer dunkler Mann, der ein wenig wie Sean Connery aussah. Er trug eine Hornbrille.
    Jane wies auf mich. »Das ist Lester Grason, Harold«, erklärte sie. »Ich wurde Augenzeugin, wie er von dem Detective-Sergeant John Derrik ungerechtfertigt belästigt wurde. Ich konnte die Szene fotografieren. Ich meine, wir sollten eine Story bringen, die den Polizisten endlich den Schweiß aus den Poren treibt. Lester stellt sich uns zur Verfügung, und die Szene, die ich fotografierte, spricht für sich selbst.«
    Raskin stand auf. Die dunklen Augen hinter der Brille musterten mich mit stechendem Blick.
    »Wann sind Sie
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