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Jenseits von Uedem

Jenseits von Uedem

Titel: Jenseits von Uedem
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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ist?«
    »Selbstverständlich. Der hätte mir was erzählt, wenn ich nicht in der ersten Reihe gesessen hätte.«
    »War die Messe gut besucht?«
    »Eher mager, würde ich sagen; zwanzig, dreißig Leute vielleicht. Sehr viel mehr sind's sonst zwar auch nicht - den meisten war der Pastor zu altmodisch. Aber letzte Woche war ja auch noch Karneval. Abends feiern und morgens dann um acht zur Messe, ist ja auch ein bißchen viel verlangt.«
    »Was meinen Sie mit altmodisch?« »Ich weiß nicht, man soll ja über Tote ... wie soll ich's ausdrücken? Ein gestrenger Katholik. Wenn es um Moral und um so Dinge wie Gerechtigkeit ging, dann konnte er sehr deutlich den Stellvertreter Gottes auf Erden rauskehren. Andererseits war er auch wieder komisch. So richtig kümmerte er sich meist nur um die Leute, die regelmäßig zur Messe kamen. Er sprach immer von dem >heiligen Reste, der fest im Glauben ist.«
    Toppe runzelte ungläubig die Stirn, Bäcker lächelte verlegen. »Ich weiß nicht wie ich ihn sonst beschreiben soll .«
    »Was ist denn genau während der Messe passiert?«
    »Die Messe ist gelaufen wie immer, und mitten in der Kommunion ist er umgekippt - Herzinfarkt.«
    »Hatte er vorher schon mal Probleme mit dem Herzen?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    Jetzt war es an Toppe, verlegen zu gucken. »Entschuldigen Sie, aber ich war schon lange nicht mehr in einer Messe .«
    Dem Küster machte es nichts aus. »Der Pastor ist reingekommen, hat sich vorm Tabernakel verbeugt, ist mit den Meßdienern zum Altar . dann kam, glaube ich, ein Lied, ja, dann Lesung und Predigt .« Er kratzte sich am Kinn, murmelte: »Opfergang und Wandlung« und sah Toppe wieder an.
    »Und dann die Kommunion. Er sackte einfach zusammen, war ganz blau im Gesicht und hatte so Zuckungen. Aber er lächelte die ganze Zeit. Und dann war er tot.«
    »Das war nach der Kommunion?«
    »Eigentlich mitten drin, oder gegen Ende. Erst kamen die Meßdiener, dann der Lektor, dann kriegte ich meine Hostie und schließlich der Rest der Gemeinde.«
    »Und während der ganzen Messe ist Ihnen sonst nichts Ungewöhnliches aufgefallen?«
    »Nein, es war alles ganz normal wie immer.«
    »Können Sie mir wohl ein paar Leute nennen, die in der Kirche waren?«
    »Ja, sicher.«
    Toppe notierte sich eine Reihe von Namen und Adressen.
    »Und wer hat Messe gedient?«
    »Au, das weiß ich jetzt gar nicht mehr so genau, aber ich kann mal nachgucken.« Er holte einen dicken Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete die Tür zur Sakristei. »Auf jeden Fall war der kleine Kai Holzbach dabei.«
    »Danke«, rief Toppe. »Ein Name reicht mir schon.«
    »Der wohnt gleich hier um die Ecke, drüben über der Metzgerei.«

    Währenddessen saßen van Appeldorn, Heinrichs und Astrid im Steakhaus und beratschlagten. »Dauerverhör mit harten Bandagen ist die einzige Möglichkeit«, sagte van Appeldorn.
    Heute war das halbe Präsidium zum Mittagessen hier, denn die Renovierungsarbeiten waren inzwischen bei der Kantine angekommen. Am Nebentisch saß Ackermann und redete ohne Punkt und Komma auf eine Kollegin ein, die dabei seelenruhig und konzentriert ihr Pfeffersteak aß; sie arbeitete schon seit Jahren mit Ackermann im selben Büro.
    »Ich denke immer noch über Dr. Grootens nach«, meinte Astrid. »Warum sind Sie so sicher, daß er nicht mit drinhängt?«
    »Sicher kann ich natürlich nicht sein«, antwortete Heinrichs.
    »Aber es ist höchst unwahrscheinlich. Ich glaube nicht, daß die Holbe ihr Geld mit einem Mitwisser teilen wollte. Es war auch gar nicht nötig, ihn einzuweihen. Die hat das absolut perfekt gemacht. Grootens konnte gar keinen Verdacht schöpfen. Das meint Bonhoeffer übrigens auch, und der hat sich die Totenscheine und die Krankengeschichten ganz genau angeguckt.«
    »Wie auch immer«, unterbrach ihn van Appeldorn bestimmt. »Heute nachmittag knöpfen wir uns den Herrn Doktor vor. Wo steckt eigentlich Helmut den ganzen Morgen?«
    Beide Männer schauten Astrid an.
    »Mir hat er auch nichts gesagt«, verteidigte sie sich. »Ich habe ihn seit gestern nicht mehr gesehen.«
    »Hör' ich da eben wat von Grootens?« rief Ackermann.
    Es war ein Rätsel, wie er gleichzeitig reden und lauschen konnte.
    »Der Kerl sitzt in U-Haft. Hat mir vorhin die Mutter von Rauschisch un' Sitte gesteckt. Un' den Apotheker hat er wohl gleich mit reingerissen.«
    »Ts«, brummte Heinrichs. »Die Holbe weg, der Arzt im Knast ... bald können die im Haus Ley dichtmachen.«

    Kai Holzbach saß am Küchentisch
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