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Jenseits von Uedem

Jenseits von Uedem

Titel: Jenseits von Uedem
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Vater.«
    »Hat sie dich also schon wieder so weit«, knirschte er. »Es ist dein Vater, na und? Du bist erwachsen, hast eine Familie und ein Recht auf dein eigenes Leben, verflucht noch mal! Außerdem gibt es Pflegeheime.«
    Sie schüttelte traurig den Kopf. »Die kann doch kein Mensch bezahlen. Und ich käme mir auch dreckig vor, wenn ich ihn einfach so abschieben würde.«
    »Du?« Toppe hätte platzen können vor Wut. »Wieso du?« brüllte er. »Wer schiebt ihn denn ab? Doch wohl deine Mutter. Das ist doch ihr Mann. In guten wie in schlechten Tagen! War das nicht so? Und die selbst ist topfit. Warum kann sie ihn nicht versorgen?«
    Sie wandte ihm das Gesicht zu, wußte aber nichts zu sagen.
    Toppe nickte bitter. »Genauso hab' ich mir das vorgestellt. Wie lange hat sie dich diesmal bearbeitet, dir was von Pflicht und Dankbarkeit erzählt, he?«
    Sie legte ihm die Hand auf den Mund und vergrub ihren Kopf an seiner Schulter. Seine Erregung traf ihn selbst völlig unerwartet.

    »Die hat doch den Kopp am bluten!« meckerte Ackermann. »Parkt vor de Bank un' pennt im Auto! Die muß 'ne Standheizung haben.«
    Van Appeldorn klappte den Sitz nach hinten und deckte sich mit seinem Parka zu.
    »Ist mir vollkommen schnurz. Ich schlafe jetzt. Du hältst solange die Augen offen und weckst mich in zwei Stunden.«
    »Schon klar«, sagte Ackermann und hibbelte eine Weile herum.
    »Norbert?«
    »Hm?«
    »Ich spring' ma' ebkes na' hinten zu de Kollegen.«
    »Hm.«
    »Vielleicht' können die uns ja wat zum Essen besorgen un' en Kaffee. Soll ich dir wat mitbringen? «
    Aber van Appeldorn antwortete nicht mehr.

27
    Bonhoeffer war schon eine ganze Weile bei der Arbeit, als Heinrichs um halb neun in Emmerich ankam.
    »Wie sieht's aus? Hast du noch Lebergewebe gefunden?«
    »Reichlich. Hier läuft gerade die Vorreinigung nach Stas-Otto.«
    Heinrichs rümpfte die Nase. Heute roch es besonders schlimm.
    »Und dann?«
    »Dünnschichtchromatographie«, antwortete Bonhoeffer, zog die Handschuhe aus und lehnte sich gegen den Labortisch. »Prima vista hast du wohl auch diesmal wieder recht mit deiner Vermutung. Du hast offensichtlich den falschen Beruf.«
    Heinrichs lächelte. »Nein, nein, mir ist mein Job schon ganz lieb.« Er deutete mit dem Kinn auf Martin Heisterkamps Leichnam. »Bei dem zum Beispiel fällt es mir nicht ganz leicht.«
    »Es gibt Schöneres«, klopfte ihm Bonhoeffer auf die Schulter. »An den Geruch habe selbst ich mich immer noch nicht gewöhnt. Aber ich meinte auch gar nicht die Pathologie. Ich dachte eher an eine Stelle beim BKA, als Spezialist für Toxikologie, falls es so was gibt.«
    »Da sei Gott vor! Laß mich mal schön hier in meiner Provinz. Mir kann das Leben im Augenblick gar nicht ruhig genug sein.«
    Bonhoeffer nickte ernst. »Dein Infarkt war ganz schön happig. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich gewundert, daß die dich damals nicht gleich in Rente geschickt haben.«
    »Ich habe mich strikt geweigert«, meinte Heinrichs und wechselte schnell das Thema. »Es war also Chloroform.«
    »Nein, das wohl nicht. Mir sieht das mehr nach Tetrachlorkohlenstoff aus. Er hat Tuberkulusnekrosen an den Nieren, in der Lunge und der Speiseröhre habe ich Blutungen entdeckt.«
    »Tetrachlorkohlenstoff? Ist das nicht das Zeug, das die in den chemischen Reinigungen verwenden?«
    »Genau das.« Bonhoeffer beugte sich wieder über seine Apparatur. »Dann wollen wir mal sehen.«

    »Mein Gott, hoffentlich steigt die Tussi bald aus!« schimpfte van Appeldorn. »Ich weiß nicht mehr, wie ich noch sitzen soll.« Er spürte jeden Knochen im Leib.
    »Die Bank macht erst um neun los. 'n Stündken wirste dich noch gedulden müssen.«
    »Daß die nicht erstickt ist in ihrer stinkigen Kiste. Die ganzen Scheiben sind beschlagen.«
    »Die kennt sich eben nich' aus mit Pennen im Auto. Unsereiner weiß ja, dat man et Fenster 'n Itzken losmachen muß. Da! Se lebt noch.«
    Susanne Holbe stieg aus und streckte sich. Aus dem Kofferraum holte sie eine kleine Reisetasche, überquerte die breite Straße und verschwand gegenüber in einem Bistro. Einer der beiden Luxemburger Kollegen folgte ihr auf dem Fuß.
    »Die sind fit, die Jungs«, sagte Ackermann. »Bin ich froh, dat die deutsch sprechen. Ich hatt' schon Sorge.«
    Van Appeldorn grinste frech. »Ist wohl nicht so weit her mit deinem Französisch.«
    »Ich bin Altsprachler.«
    »Du warst auf der Penne?« stutzte van Appeldorn.
    »Klar! Du nich'?«
    »Doch, doch .«
    »War bloß 'n Witz«,
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