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Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Jenseits des Karussells: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Autoren: Ju Honisch
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für dies alles verantwortlich war, musste die Münchner Niederlassung der Aroria-Loge keine weiteren Nachforschungen anstellen.
    Wenn er tatsächlich verantwortlich war, würden sie ihn töten. Der Tod einer Spruchquelle konnte mitunter ein möglicher Weg sein, besagten Spruch zu beenden. So viel war ihm bekannt.
    Er sah zu, wie sich der Raum leerte. Nur Hendrik schaute sich noch einmal nach ihm um. Ian nickte ihm zu, stand ansonsten jedoch still und reglos in der Mitte des Raumes.
    Er vergeudete seine Zeit nicht damit, seine Unschuld zu beteuern. Er war ziemlich sicher, dass er es nicht gewesen war, doch auf der anderen Seite misstraute auch er den Kräften, die ihn verändert hatten, genauso wie ihm die Änderungen selbst reichlich suspekt waren. Der Traumweber, der Sí, der Ians Sein für eine Weile mit ihm geteilt hatte, war letztlich zu unergründlich, um abschließend beurteilt zu werden. Sich einen Körper zu teilen bedeutete nichts anderes, als zwei unterschiedliche Seelen in ein Gefäß zu pressen.
    „Sie hatten, wie ich mich erinnere, ein Problem damit, mesmerisiert zu werden?“ fragte der Großmeister.
    „In der Tat. Als ich noch Kandidat war, fanden es meine Prüfer schwierig, mich mental zu fassen. Sie mussten einiges an Gewalt dazu anwenden. Dennoch gelang es nicht immer.“
    Meister Valerios stand direkt hinter ihm und fasste von hinten an seine Schläfen.
    „Sie müssen mit daran arbeiten, sich uns zu öffnen.“
    „Ich verstehe.“
    „Dieser Feyon, der Ihren Körper besetzt hielt, hat Ihre Resistenz gegen arkane Manipulation massiv gesteigert“, erläuterte der Großmeister. „Das hat Vorteile. Freilich auch Nachteile.“
    „Ich weiß. Es tut mir leid. Aber ich mache es nicht mit Absicht.“
    „Was machen Sie nicht mit Absicht, McMullen?“, fragte Meister Valerios.
    „Ich blockiere nicht absichtlich den Mesmerismus. Das habe ich nie getan.“
    Der Großmeister hatte blassblaue Augen. Er war mit Mitte Fünfzig ausnehmend jung für die Position, die er innehielt, doch seine Macht war beinahe greifbar. Ians Herz schlug ihm bis in den Hals, während er Schmerz und Erniedrigung erwartete.
    Dennoch schickte es sich nicht, Angst zu zeigen. Er war Akolyth der Aroria-Loge und stolz darauf. Eine andere Wahl stand ihm auch gar nicht offen. Meister zu sein hieß, Dinge zu tun, weil sie nötig waren und nicht, weil man sie tun konnte. Es hieß auch, das Notwendige zu ertragen und nicht davonzulaufen.
    „Konzentrieren Sie sich auf meine Augen, McMullen!“
    Während er noch versuchte, sich auf den Gedanken zu konzentrieren, dass er dem Großmeister den Zugang zu seinem Innersten gewähren musste, trat ihm gleichsam von hinten jemand die mentale Tür ein. Der schreckliche Schmerz ließ ihn aufschreien, und er sank in die Macht der Meister, während er versuchte, sich nicht gegen die beiden Männer zu wehren, die seinen schmerzerfüllten Sinn durchforschten. Fragen prasselten wie Gewehrfeuer.
    Er kam zu sich und lag auf dem Boden. Meister Valerios ’ Gesicht war dicht über seinem.
    „Trinken Sie!“, sagte er, und Ian spürte, wie man ihm ein Fläschchen an die Lippen drückte. Er nahm gehorsam einen Schluck. Gin. Die Loge hielt nichts von Alkoholkonsum – außer in medizinischen Notfällen. Er hustete. Er zitterte, fühlte sich schwach, und es war ihm einigermaßen übel. Blut lief ihm aus der Nase, ein deutliches Zeichen für Überanstrengung.
    „Tut mir leid, dass wir Sie so quälen mussten“, sagte der Großmeister, der sich auf einem Stuhl neben ihm niedergelassen hatte. Seine Stimme klang freundlich und besorgt. „Aber jetzt können wir immerhin sicher sein, dass es nicht irgendetwas ist, was Sie unbewusst tun.“
    „Oder mutwillig“, fügte der Spanier hinzu.
    „Großmeister, Professor Valerios“, murmelte Ian und versuchte, seine Gedanken zu ordnen und das Durcheinander in seinem Sinn aufzuräumen, das er dort zu fühlen glaubte, „bei allem nötigen Respekt: Wenn Sie mir nicht trauen, dann sollten Sie mein Gedächtnis löschen und mich nach Hause schicken. Sie hätten mich gar nicht erst aufnehmen dürfen.“
    „Sie nicht aufzunehmen hätte bedeutet, eine große Chance zu verpassen, mein lieber junger ... Bruder. Ihre Begabung ist außergewöhnlich, Ihr Fey-Erlebnis macht Sie einzigartig. Aroria kann es sich nicht leisten, Ihr Potential zu vergeuden. Zudem ist Ihr Onkel einer unserer besten Männer. Er hat sich für Sie eingesetzt, und ich unterstütze seine Bewertung. Dennoch
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