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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld
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sah ihre Schwester mit großen Augen an. »Er sieht nicht nur gut aus. Er ist umwerfend! Einfach hinreißend!«
    Sie beugte sich vor und raunte: » Und er ist gefährlich. «
    Sofie wurde aschfahl. Nein - Lisa meinte einen anderen, nicht den Fremden. Nein, er war nicht Hausgast ihrer Mutter. Nie und nimmer!
    »Er hat sämtliche Damen in hellen Aufruhr versetzt«, plapperte Lisa munter drauflos. »Alle fanden ihn gestern abend entzückend - selbst die Hausmädchen. Sogar Mama schenkte ihm ein Lächeln.«
    Sofie klammerte sich an den Armlehnen des Stuhls fest. Und wenn das Entsetzliche zutraf? Wenn er hier im Haus war?
    »Sein Ruf ist schwärzer als die Nacht, Sofie«, flüsterte Lisa verschwörerisch. »Er soll ständig eine Pistole bei sich tragen und Diamantenschmuggler sein ... er handelt mit gestohlenen Juwelen ... und er ist ein Frauenheld. «
    Sofie japste auf, ihr Herz pochte wild. Sie schloss die Augen und erinnerte sich an jede Einzelheit der Szene am Strand. Er war der Inbegriff lässiger, männlicher Eleganz, und sie konnte sich ihn sehr wohl als Diamantenschmuggler vorstellen ... und als Verführer junger, unschuldiger Mädchen. Sie nahm das aufgeschlagene Buch zur Hand, das neben ihr lag, und fächelte sich damit Kühlung zu. »Das sind mit Sicherheit wieder völlig alberne Gerüchte. Mutter würde einen so abscheulichen Kerl niemals einladen.«
    Lisa lächelte. »Er ist gar nicht abscheulich, Sofie, auch wenn er in dunkle Geschäfte verwickelt ist. Er ist in Afrika verwundet worden, und das umgibt ihn mit einer heldenhaften Aura! Einige Damen scheinen es auf ihn abgesehen zu haben. Er soll nämlich auch reich sein wie ein Krösus. Du musst ihn unbedingt kennenlernen, Sofie! Von diesem Mann wirst selbst du hingerissen sein!«
    »Du jedenfalls klingst, als seist du hingerissen«, entgegnete Sofie und wunderte sich über ihre gefasste Stimme.
    »Ja, ich bin hingerissen, aber für mich kommt er natürlich nicht in Frage. Papa würde niemals seine Zustimmung geben, dass mir ein Mann mit seinem Ruf den Hof macht - das weißt du genau.« Doch Lisas dunkle Augen glühten. »Gestern
    ab end die Gäste sich zurückgezogen hatten, stand er mit einer Dame draußen auf der Terrasse. Ich habe die beiden heimlich beobachtet. Es war schockierend, wie er sie umarmte. Er hat sie geküsst, Sofie!«
    Sofie gefror das Blut in den Adern. »Wer?« hauchte sie tonlos. »Wer war die Dame?«
    »Du wirst es nicht glauben - ich wollte es selbst kaum glauben. Hilary Stewart.« Lisa beugte sich noch weiter vor.
    »Ich habe gehört, dass sie ihn heiraten will!«
    Sofie brachte kein Wort mehr heraus. Nun hatte sie Gewissheit, dass der Fremde, den sie heimlich am Strand beobachtet hatte, tatsächlich dieser Edward Delanza war. Und in wenigen Stunden musste sie ihm von Angesicht zu 'Angesicht gegenübertreten. Gütiger Himmel, wie konnte sie dem Mann ins Gesicht sehen, nach allem, was sie beobachtet hatte?
    Kapitel 2
    Edward Delanza stand auf dem Balkon seines Zimmers, zündete sich eine Zigarette an und inhalierte tief den Rauch. Dann lehnte er sich an die verschnörkelte Brüstung und ließ den Blick schweifen.
    Zu seiner Linken lag ein kunstvoll angelegter Garten in voller Blüte; rechts im Hintergrund konnte er einen Teil des Tennisplatzes erkennen. Direkt vor ihm erstreckte sich der gepflegte Rasen bis zu den grün bewachsenen Sanddünen hin, und dahinter rollten träge die stahlblauen Wogen des Ozeans und spülten weiße Gischtkronen an den hellen Strand. Im Westen, hinter dem Haus, für Edward nicht sichtbar, ging die Sonne unter und färbte den Himmel rosig.
    Edward genoss den Blick auf die stille, friedliche Landschaft. Sein Leben war im letzten Jahr so gefährlich und stürmisch verlaufen, dass er sich auch an stillen Momenten erfreuen konnte. Allerdings nicht lange. Solche Augenblicke währten nur kurz. In ein paar Tagen, ein paar Wochen, ein paar Monaten würde ihn die unstillbare Unrast erneut überkommen, eine Unruhe, die ihre Wurzeln in ferner Vergangenheit und tief in seiner Seele hatte.
    Manchmal verglich er diese Rastlosigkeit mit einem Riesenkraken, dessen Fangarme ihn nicht losließen, der ihn weitertreiben würde.
    Doch im Augenblick war er restlos zufrieden, an einem lauen, beschaulichen Sommerabend eine Zigarette zu rauchen. Er hob das Gesicht in die schwül feuchte Abendluft, nicht zu vergleichen mit der sengenden Hitze eines Sommerabends im südlichen Afrika.
    Als wäre es gestern gewesen, erinnerte er sich an
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