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Jenseits Der Unschuld

Jenseits Der Unschuld

Titel: Jenseits Der Unschuld
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allerdings weniger Wert. »Hallo Mr.
    Marten. Amüsieren Sie sich?«
    Er hatte ein gewinnendes Lächeln, und wenn er ein paar Pfund abnahm, könnte er ganz attraktiv aussehen, dachte Suzanne. »Bestens, Mrs. Ralston«, erwiderte der junge Mann strahlend. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen für die Einladung danken soll. Ihr Haus ist ein wahrer Palast«, sprudelte er ehrfürchtig hervor.
    Suzanne zuckte innerlich zusammen - er war absolut gauche. »Nun, im Vergleich zu den Anwesen meiner Nachbarn ist mein Haus geradezu bescheiden, Henry.« Sein Name war ihr doch noch eingefallen. »Trotzdem, danke für das Kompliment.« Die verschleierte Warnung an den jungen Mann, weniger Begeisterung und etwas mehr Weltläufigkeit an den Tag zu legen, glaubte sie Annette schuldig zu sein.
    »Mrs. Ralston, ich glaube, ich habe Ihre Tochter unten am Strand gesehen«, fuhr Henry errötend fort.
    Suzanne war nicht erstaunt, dass er sich für Lisa interessierte. Die Siebzehnjährige hatte bereits eine Menge Verehrer, die Schlange standen, um ihr im nächsten Jahr nach ihrem Debüt ernsthaft den Hof zu machen. Zu ihrer dunklen Schönheit gesellte sich ein beträchtliches Vermögen. »Lisa am Strand? Ich denke, sie spielt Tennis?«. Wie sollte sie dem jungen Mann begreiflich machen, dass er nach den Sternen griff? Entweder er war ein Dummkopf oder krankhaft ehrgeizig.
    Doch Henry verblüffte sie. »Nein, Mrs. Ralston, ich habe Ihre Tochter Sofie gesehen, nicht Ihre Stieftochter.«
    Suzanne zog eine Braue hoch.
    »Ich meine«, stammelte er, »ich denke wenigstens, Sofie gesehen zu haben. Wir sind uns ja noch nicht offiziell vorgestellt worden. Sie hat blondes Haar, ist schlank und mittelgroß. » Er machte ein ängstliches Gesicht. »Ich hoffe, dass ich sie kennenlernen werde. «
    Suzanne musterte den jungen Mann forschend und wusste, dass ihre Freundin Annette sie reingelegt hatte. Dieser Henry Marten musste einflussreiche Leute kennenlernen, wenn er als Anwalt Erfolg haben wollte, aber er war gekommen, um ihrer Tochter nachzustellen. Sofie war nicht nur im heiratsfähigen Alter, da sie im Mai zwanzig geworden war; es war auch allgemein bekannt, dass ihr Vater ihr ein stattliches Vermögen hinterlassen hatte, das Suzanne treuhänderisch für sie verwaltete. Als die Höhe von Jake O'Neils Vermögen nach seinem Tod bekannt wurde, war jedermann verblüfft, nicht zuletzt seine Witwe Suzanne.
    Sie konnte sich bis heute nicht vorstellen, wie ein einfacher irischer Arbeiter, der es zum Bauunternehmer gebracht hatte, in nur sechs Jahren Vermögenswerte von mehr als einer Million Dollar angehäuft hatte.
    »Mrs. Ralston?«
    Suzanne fasste sich und verdrängte ihren Unmut, wobei sie nicht wusste, ob sie verärgert reagierte, weil bei jedem Gedanken an Jake Groll in ihr hochstieg, besonders wenn es um sein Vermögen ging, oder weil dieser Emporkömmling hier auftauchte, um ihrer Tochter den Hof zu machen. Suzanne setzte ihr verbindliches Lächeln wieder auf. »Sie müssen sich irren. Sofie geht nicht an den Strand.«
    Henry gaffte verständnislos. »A... aber ich bin mir sicher, dass sie es war.«
    »Hat sie gehinkt?«
    Henry erschrak. »Wie bitte?«
    »Sie wissen doch, dass sie schrecklich hinkt.«

    »Man sagte mir, dass sie einen leicht unsicheren Gang hat seit jenem tragischen Unfall in ihrer Kindheit.«
    Suzanne wusste genau, wieso Annette mit ihrem Cousin so wohlwollend über Sofie gesprochen hatte, obgleich sie Sofie selbst nie freundlich behandelte. »Ja, ihr Hinken ist die Folge eines furchtbaren Unfalls in ihrer Kindheit«, erwiderte Suzanne und lächelte gewinnend. »Sie ist mit neun Jahren die Treppe hinuntergestürzt. Dabei brach sie sich den Knöchel, der nie richtig zusammengewachsen ist. Ihr Bein ist völlig verdreht. Hat Annette Ihnen nicht gesagt, dass meine Tochter ein Krüppel ist?«
    Während Suzannes Rede war Henry sichtlich erbleicht. »Nein.«
    Nun war Suzannes Lächeln echt. »Natürlich stelle ich Ihnen meine Tochter gerne vor. Sie hatte noch nie einen Verehrer, obwohl sie schon zwanzig ist. «
    »Ich ... ich verstehe.«
    »Kommen Sie, wir wollen sie suchen.« Suzanne berührte ihn leicht am Ärmel.
    Als Sofie den Kücheneingang des Hauses erreichte, war sie nicht nur erschöpft von den starken Schmerzen, sie war völlig verstört. Sie hatte ihr Skizzenbuch am Strand liegengelassen.
    Sofies Arbeit war ihr das Wichtigste im Leben, ihre raison d' etre Noch nie hatte sie ihr Skizzenbuch irgendwo liegengelassen. Dass ihr das
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