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Jenseits Der Schatten

Titel: Jenseits Der Schatten
Autoren: Brent Weeks
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Ceur’caelestos angenommen, der Klinge des Himmels der Ceuraner?«, fragte Vürdmeister Borsini. Er war der junge Mann, der ständig blinzelte und eine ebenso grotesk lange Nase hatte wie riesige Ohren. Er hatte den Blick in die Ferne gerichtet. Neph gefiel die Frage nicht. Hatte Borsini gelauscht, als ihm der Späher berichtet hatte?
    Borsinis Vir, das Maß der Gnade der Göttin und seiner magischen Macht, füllten seine Arme wie die Stängel von hundert dornigen Rosen. Nur Nephs Vir füllten seine Haut noch mehr aus, wellten sich wie lebendige Tätowierungen in lodricarischen Wirbeln und färbten ihn von der Stirn bis zu den Fingernägeln fast schwarz. Aber trotz seiner Intelligenz und Macht gehörte Borsini erst zur elften Shu’ra. Neph, Taru, Orad und Raalst gehörten zur zwölften Shu’ra, dem höchsten Rang unterhalb des Gottkönigs selbst.
    »Curoch nimmt jede Gestalt an, die ihm beliebt«, erklärte
Neph. »Der Punkt ist, falls Curoch in den Wald des Jägers gelangt, wird es nie wieder herauskommen. Wir haben eine schwache Chance, einen Preis zu erringen, nach dem es uns von alters her gelüstet.«
    »Aber hier stehen drei Heere«, wandte Vürdmeister Tarus ein. »Alle sind uns zahlenmäßig weit überlegen, und jedes von ihnen würde uns gern vernichten.«
    »Der Versuch, das Schwert zu erringen, wird mit großer Wahrscheinlichkeit zum Tod führen, aber ich darf euch in Erinnerung rufen«, sagte Neph, »dass wir uns dafür werden verantworten müssen, wenn wir es nicht versucht haben. Daher werde ich gehen. Ich bin alt, ich habe nur noch wenige Jahre zu erwarten, so dass mein Tod das Reich das Geringste kosten wird.« Natürlich würde sich, wenn er Curoch in Händen hielt und seine magische Macht auf das Hundertfache vergrößert sein würde, alles ändern, und sie alle wussten es.
    Vürdmeister Tarus war der Erste, der Einwände erhob. »Wer hat Euch damit betraut -«
    »Khali hat es«, unterbrach ihn der junge Borsini, bevor Neph dazu Gelegenheit hatte. Verflucht! »Khali hat mir eine Vision zukommen lassen«, fuhr Borsini fort. »Deswegen habe ich gefragt, wie die Ceuraner das Schwert nennen. Khali sagte mir, dass ich Ceur’caelestos holen solle. Ich bin der Jüngste von uns, der, auf den am ehesten verzichtet werden kann, und der Schnellste. Vürdmeister Dada, sie sagte, sie werde an diesem Morgen zu Euch sprechen. Ihr sollt ihr Wort am Bett des Prinzen erwarten. Allein.«
    Der Junge war ein Genius. Borsini wollte seine Chance auf das Schwert, und er hatte Neph vor allen anderen den Wind aus den Segeln genommen. Neph würde bei Khali und dem katatonischen Prinzen sein, und wenn er aus dessen Zelt wieder herauskam, dann mit »einem Wort von der Gottheit«. In Wahrheit
hatte Neph gar nicht vorgehabt, dem Schwert nachzujagen. Aber die einzige Möglichkeit sicherzugehen, dass die anderen ihn zum Bleiben zwangen, war sein Versuch zu gehen. Borsinis Blick traf den von Neph. Er schien sagen zu wollen: Wenn ich das Schwert hole, dienst du mir, verstanden?
    »Gesegnet sei ihr Name«, sagte Neph. Die anderen fielen ein. Sie verstanden nicht ganz, was gerade passiert war. Das würden sie jedoch, wenn die Zeit gekommen war. Neph sagte: »Ihr solltet mein Pferd nehmen; es ist schneller als Eures.« Und er hatte dessen Mähne mit einem kleinen Zauber versehen. Wenn die Sonne aufging - ungefähr zu der Zeit, da ein Reiter den südlichen Rand des Waldes erreicht haben würde - würde der Zauber aktiv werden und vor Magie pulsieren - Magie, die den Dunklen Jäger herbeirufen würde. Borsini würde den Mittag nicht mehr erleben.
    »Ich danke Euch, aber ich komme furchtbar schlecht mit einem neuen Pferd zurecht. Ich werde mein eigenes nehmen«, erwiderte Borsini und ließ seine Stimme gleichmütig klingen. Seine gewaltigen Ohren wackelten, und er zupfte nervös an seiner riesigen Nase. Er vermutete eine Falle und wusste, dass er sie vermieden hatte, aber er wollte Neph denken lassen, das sei reines Glück gewesen.
    Neph blinzelte, als sei er enttäuscht, und zuckte dann mit den Schultern, als gäbe er sich damit zufrieden und wolle andeuten, dass es ihm gleichgültig sei.
    Das war es auch. Er hatte jedes einzelne Pferd im Lager mit diesem Zauber versehen.

5
    Kylar hatte noch nie einen Krieg ausgelöst.
    Um sich dem lae’knaughtischen Lager zu nähern, brauchte er nichts von der Vorsicht, die er hatte walten lassen müssen, um sich an die Ceuraner anzuschleichen. Er ging einfach unsichtbar an den Wachen in ihren
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