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Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Jenseits der Eisenberge (German Edition)

Titel: Jenseits der Eisenberge (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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nach!“
    „Ich weiß es nicht, wirklich, ich weiß es nicht, ich würd’s dir doch sagen! Die waren in Grün gekleidet, und ein weißer Bär und noch ein Eber waren da drauf. Aber Albor sagte, so’n Wappen hat keiner in Onur.“
    „Das stimmt.“ Lys schwieg einen Moment, um nachzudenken, dann sprang er hoch und ergriff eine Peitsche, die an einem Haken bereit hing. Onkar wurde blass, als er den geflochtenen Lederriemen sah.
    „Zieh dich an!“, befahl Lys kopfschüttelnd und wies in die Ecke, wo man Onkars Hemd und Umhang hatte fallen lassen. „Ich muss dich hier hinausbringen, ohne dass meine Leute unangenehme Fragen stellen. Nur wenige wissen, was mich wirklich mit Kirian verbindet, und so soll es bleiben. Wenn ich dich einfach laufen ließe, obwohl du offensichtlich etwas mit meinem verhassten Feind zu tun hast, würde das Folgen haben.“ Er musterte ihn nachdenklich und nickte schließlich mit einem grimmigen Lächeln. „Meinst du nicht auch, dass die Wand mal wieder dringend abgestaubt werden muss? Sei so gut und leih ihr deine Stimme. Übertreib es nicht, sonst glaubt dir nachher niemand, dass du noch aufrecht gehen kannst. Fünf, sechs Mal, dann bettelst du lauthals um Gnade. Verstanden?“
    Onkar starrte ihn mit offenem Mund an, nickte aber folgsam. Lys schwang die Peitsche mit einem Knall gegen die Wand. Onkar schrie, sicherlich teilweise vor Schreck. Jeder, der draußen vor der Tür stand, musste glauben, dass er unbarmherzig gefoltert wurde. Wie verabredet heulte er schon nach wenigen Schlägen auf und brüllte: „Nein, nein!“
    „Gut so!“, flüsterte Lys und ließ die Peitsche fallen. „Ich muss dich jetzt in Handfesseln legen. Halt den Kopf unten, geh gebeugt, als hättest du starke Schmerzen, und sollte dich jemand ansprechen – was unwahrscheinlich ist – wimmre einfach nur ängstlich. Sag, kannst du reiten?“
    „Mein Vater hatte `ne Pferdezucht, ich kann alles reiten, was mein Gewicht aushält.“ Onkar starrte unglücklich auf die schweren Ketten, mit denen Lys ihm die Arme vor den Körper fesselte, protestierte allerdings nicht. Als Lys sicher war, lange genug gewartet zu haben, zog er den jungen Mann mit sich zur Tür und führte ihn hinaus.
    „Gab es Schwierigkeiten, Herr?“, fragte Foryth mit einem forschenden Blick auf Onkar, der mit tief gesenktem Kopf dastand und bei jeder Bewegung unterdrückt stöhnte.
    „Im Gegenteil, er war äußerst gesprächig. Ich denke nicht, dass sein Wissen mich zu Kirian führen wird, aber es könnte eine Spur sein.“ Lys sprach mit harter Stimme, er legte so viel Hass wie nur möglich in seinen Blick. „Ruft Tomar. Er findet mich im Stall.“
     
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    „Lasst mich mit Euch gehen, Herr“, bat Tomar, obwohl er wusste, dass es sinnlos war. Er war der Hauptmann jener Garde, die vor zwei Jahren von Lichterfels abgestellt worden war. Sie gehörten zu den wenigen Menschen, die von Kirians wahrer Identität wussten, und waren Lys treu ergeben. Aus diesem Grund war Tomar auch zum Verwalter von Weidenburg aufgestiegen, als sein Vorgänger in diesem Posten Verrat begangen hatte. Ein Aufstieg, mit dem er selbst niemals gerechnet hätte, nachdem er der Trunksucht verfallen war und eigentlich nur vom Fürst von Lichterfels hergeschickt wurde, um Lys zu blamieren. Er wusste ganz genau, dass Lys dazu neigte, sich leichtsinnig in Gefahr zu begeben, aus Angst, jemand könnte seinetwegen verletzt werden. Gerade wenn es um Kirian ging, scheute Lys kein Risiko. Tomar kannte die Antwort seines Herrn bereits im Voraus:
    „Nein, Tomar. Du musst die Burg verwalten und verteidigen, falls es zu einem Angriff kommen sollte. Ich weiß nicht, warum man Kirian verschleppt hat. Es kann ein unglückliches Geschick gewesen sein, vielleicht hat ihn jemand als Stefár von Lichterfels erkannt, vielleicht ist dies eine Intrige gegen mich – in seiner Rolle als mein treuer Gefährte ist er durchaus gefährdet. Das hatte ich ihm hundert Mal gesagt, aber du kennst ihn ja.“ Lys überprüfte, ob seine Ausrüstung gut verzurrt war, und half dann Onkar, mit gefesselten Händen auf ein Pferd zu steigen.
    „Ihr könnt nicht allein reiten, Herr. Wissen wir denn, was hinter alledem steckt? Gerade wenn es eine Intrige gegen Euch ist, solltet Ihr nicht allein losziehen. Nehmt wenigstens ein paar meiner Männer mit“, beharrte Tomar unglücklich.
    Seufzend nickte Lys.
    „Schon gut, ich nehme zwei Mann als Eskorte mit. Sie sollen sich beeilen, schick mir die besten Reiter!
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