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Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Jenseits der Alpen - Kriminalroman

Titel: Jenseits der Alpen - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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wollte das Mädchen nicht töten. Doch für alle Fälle, um sie gefügig zu machen, hatte er sein Rasiermesser mitgenommen. Die Hülle hatte er im Lkw zurückgelassen. Von Kindesbeinen an war er beim Nassrasieren geblieben.
    »Hier, nimm die Decke, hab ich gesagt. Trag sie.«
    Amelie ging voran, er folgte ihr in Griffweite. Auf ihren Zügen hatte sich ein Ausdruck der Hilflosigkeit ausgebreitet. Sie schien um Jahre gealtert und im Gesicht grau geworden zu sein. Der Anstieg war nicht sehr steil. Doch beide atmeten sie heftig und hörbar.
    »Ich kenne deinen Namen noch immer nicht«, rief er keuchend aus. »Wie heißt du, liebes Kind?«
    »Der Hund«, wimmerte sie. »Ich darf ihn nicht allein lassen. Giorgio ist’s nicht gewöhnt, ohne mich zu sein.«
    Der Wald wurde dichter. Es war ein fast undurchsichtiger Hoch- und Mischwald mit Fichten, Lärchen, Buchen, Bergahorn. Der Boden war dicht mit Blaubeersträuchern bedeckt. Farne streckten ihre langfingrigen Arme nach Amelies Beinen aus, die sich einen Weg durchs dichte Gestrüpp suchten.
    »Der wird’s schon überleben, der Hund. Wir sind ja bald wieder zurück.« Tatsächlich hatte er daran allerdings seine Zweifel. Zumindest was das »bald« betraf.
    In seiner Phantasie hatte er sie bereits ausgezogen. Er sah sie nackt den Berg hinaufgehen, ihr Hintern bewegte sich im Gleichmaß des Schritttempos hin und her. Wenn sie die Beine hob, um durchs Gebüsch zu kommen, meinte er ihr Geschlecht rötlich durchblitzen zu sehen. Das ungebändigte rote Haar streichelte die beweglichen Schulterblätter. Er war gespannt, wie sie in nacktem Zustand von vorn aussah. War sie rasiert? Die jungen Frauen heutzutage waren alle rasiert, oder? Die Vorstellung erregte ihn. Er musste aufpassen, dass es ihm nicht schon vorzeitig kam.
    Sie erreichten eine Lichtung. Letzte Sonnenstrahlen brachen durch die Baumwipfel. Es wurde spät. Die Lichtung war nur von Nadeln, welken Blättern und kleinen Häufchen mit Zapfen bedeckt.
    »Halt!«, befahl er laut und packte sie hart von hinten an der Schulter. Sie strauchelte und stützte sich mit einer Hand am Boden ab.
    Ihre Hilflosigkeit machte ihn noch mehr an. Er rammte ihr sein Knie in die Seite, sodass sie vollends am Boden lag.
    »Los, breite die Decke aus und leg dich drauf. Egal, wie du heißt. Leg dich auf die Decke und zieh dich aus.« Er beugte sich vor und strich ihr durchs Haar. »Du willst es doch auch, hab ich recht? Dass du ein geiles Stück bist, das versteckst du doch nur. Hab ich recht?«
    * * *
    »Amelie heiß ich«, schrie sie ihm entgegen.
    Eine halbe Sekunde lang hatte sie überlegt, ihm einen falschen Namen hinzuwerfen. Doch was hätte das genutzt? Sie hatte von Vergewaltigungen in der Zeitung gelesen. Manchmal hatte sie es sich flüchtig vorgestellt, wie es sein würde, gewaltsam missbraucht zu werden. Doch nie ernsthaft, sie hatte es nie auf sich persönlich bezogen. Ihr würde das nie zustoßen, da war sie sich sicher gewesen. Keine Freundin in ihrer Umgebung hatte es je erleiden müssen. Soweit sie wusste. Wenn doch, wäre darüber bestimmt nicht gesprochen worden.
    Sie stützte sich auf einem Ellenbogen ab und blickte ihrem Peiniger ins Gesicht. Was sie sah, war das, was sie bei ihrem Freund gesehen hatte, wenn er über ihr lag. Wilde, ungezügelte Erregung sprang ihr entgegen.
    »Ausziehen, los!«
    Gleichzeitig holte er aus und versetzte ihr einen Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht. Es tat sehr weh, und sie glaubte, ihr halbes Ohr sei weggerissen. Sie hörte ein lautes Pfeifen, das blieb.
    Dann schnappte ein Messer. Die Schneide blitzte auf. Amelie fielen die Augen aus dem Kopf. Mit einem mitleidlosen Ruck trennte er die Träger vom Top und schnitt den Gürtel durch.
    Amelie war gelähmt. Weder konnte sie seinem Fordern nachgeben und sich ausziehen, noch fand sie die Kraft, sich zu widersetzen. Eines hatte sie begriffen: Es gab keinen Ausweg. Dieser Mensch würde sie vergewaltigen, und sie konnte nichts, aber auch gar nichts dagegen unternehmen.
    Oder doch?
    * * *
    Er spürte ihre Hand im Nacken und ihre Finger, die unter den Kragen seines Hemdes schlüpften und sich bis zum Schlüsselbein vortasteten und wieder zurück. Sanfte Fingerkuppen strichen über sein nacktes Fleisch, wobei er deutlich ihre Fingernägel spürte. Offenbar war sie einverstanden, wahrscheinlich aus der Not heraus. Vorsichtshalber legte er das Messer zwar zur Seite, ließ es aber aufgeklappt.
    »Heißt du wirklich Amelie?«, fragte er. Ein
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