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Jenseits aller Vernunft

Jenseits aller Vernunft

Titel: Jenseits aller Vernunft
Autoren: Sandra Brown
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verkommene junge Frau, eine Fremde, hielt sein Fleisch und Blut in den Armen und stillte ihn, und er, Ross, stand einfach da und ließ es zu. Was würde Victoria denken, wenn sie das sähe?
    Ross zuckte zusammen, als er an ihren sich windenden, schwitzenden, geschwollenen Körper dachte, als er daran dachte, wie ergeben ihr letzter Atemzug geklungen hatte, als sich sein Sohn den Weg in die Freiheit bahnte. Nein, keine andere Frau, und besonders keine Frau mit lockerer Moral, würde Victoria Gentry Colemans Sohn ernähren. Das wäre wie ein Sakrileg. Wie würde er weiterleben können, wenn er so etwas zuließ? Aber wie würde er andererseits weiterleben können, wenn sein Sohn starb, nur weil der Vater auf irgendwelchen Prinzipien beharrte?
    Hin-und hergerissen durch den Zwang, sich entscheiden zu müssen, ging er vor der sitzenden Lydia in die Hocke und sah zu, wie sein Sohn gierig an der vollen Brust saugte. Das einzige, was ihre weiße Vollendung unterbrach, waren die schwach bläulichen Adern, die wie Linien auf einer Landkarte von allen Seiten auf die Mitte zuliefen. Der Anblick faszinierte Ross, und er muss te sich zwingen, in das Gesicht der Frau aufzusehen.
    Er beobachtete, wie sich ihre Lider langsam bewegten, quälend langsam. Der dichte Schleier ihrer Wimpern hob sich schließlich ganz, und er sah in ihre Augen. Sie reagierten aufeinander beide mit Überraschung und Heftigkeit, auch wenn sie sich die größte Mühe gaben, das nicht erkennen zu lassen.
    Ross hatte das Gefühl, als wäre er in einem tiefen Brunnen der Weiblichkeit versunken. Sie umgab ihn, füllte seine Nüstern, seine Kehle. Lydia schien die personifizierte Sinnlichkeit, und er bemerkte, wie er sich darin suhlte und sich im Hinblick auf die Tatsache, dass seine Frau gerade erst gestorben war, dafür hasste . Er kämpfte sich zurück an die Luft. Als er wieder gleichmäßig atmen konnte, betrachtete er sie zweifelnd.
    Ihre Augen waren dicht von braunen Wimpern mit goldenen Spitzen umgeben. Die Iris hatte den Farbton von altem Whiskey, jener teuren Sorte, die einem Mann durch die Kehle rinnt und sein Inneres wärmt wie eine Umarmung. Es war fast dieselbe ungewöhnliche Farbe wie die ihres schamlosen Haars, von dem er Schlüsse auf ihren wilden Charakter zog.
    Ihre Haut war hell, wies aber deutliche Spuren von Sonneneinwirkung auf. Auf der hübsch geformten, wenn auch etwas frechen Nase tummelten sich zarte Sommersprossen. Ihr Mund machte ihm am meisten zu schaffen. Die volle Unterlippe zog seine Aufmerksamkeit magisch an, und er hätte schon aus Eisen sein müssen, um dem nicht nachzugeben. Er bemühte sich auch gar nicht erst darum, sondern fixierte sie eindringlich in der Hoffnung, sie würde sich schämen angesichts der Sinnlichkeit ihres Mundes. Statt dessen schlüpfte ihre Zungenspitze hervor, um jene verführerische Lippe anzufeuchten. Ross spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte, und er zwang seinen Blick, zu ihren Augen zurückzukehren.
    Sie schien sich nicht im geringsten dessen zu schämen, was sie war und dass sie dasaß mit einer nackten Brust, die er gemächlich betrachten könnte, was er natürlich weit von sich wies. In Erwiderung schaute auch sie ihm unverblümt ins Gesicht. Weder klapperte sie bescheiden mit den Wimpern, noch senkte sie scheu den Kopf und deutete mit keiner Bewegung etwaige Verlegenheit an.
    Also war sie doch eine Hure. Eine geborene Hure. Er hatte zu viele leichte Damen gekannt, um die Anzeichen nicht wahrzunehmen und nicht die unausgesprochen lauernde Herausforderung in ihrem Blick und das heiße Blut in ihren Adern zu bemerken. Sie war das absolute Gegenteil seiner sanften, vollendeten Lady Victoria. Und das reichte vollkommen, dieses Mädchen zu verabscheuen.
    Wenn er sie nicht so finster ansähe, hielte hingegen Lydia sein Gesicht sicher für eines der attraktivsten, das ihr je begegnet war. Fesselnd fand sie es auf jeden Fall. Als ihre Blicke sich das erste Mal trafen, hatte sie deutlich gespürt, dass ihr der Atem stockte, und sie wusste nicht, woher diese eigenartige Nervosität kam.
    Er hatte eine Rasur dringend nötig, sein Kinn war mit dunklen Stoppeln bedeckt. Ein dichter schwarzer Schnurrbart bog sich über den Rändern seiner Oberlippe. Die Unterlippe war gerade und streng, während er sie jetzt mit diesem durchbohrenden, grünen Blick ansah.
    Seine Augen. Sie betrachtete sie eingehend. Ein solches Grün hatte sie überhaupt noch nie gesehen. Kurze schwarze Wimpern umgaben sie. Sie klebten an
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