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jennissimo (German Edition)

jennissimo (German Edition)

Titel: jennissimo (German Edition)
Autoren: Susan Mallery
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Sicher hätte es ihr das Leben einfacher gemacht. Sie war doch gerade dabei gewesen, wieder alles in den Griff zu bekommen, als Serenity aufkreuzte, um alles durcheinanderzubringen.
    „Nein“, flüsterte sie.
    „Dann sei froh über das, was du bekommen hast, und halte es in Ehren. Du hast sie kennengelernt. Sie hat dein Leben berührt und du ihres.“
    Sie sah ihn finster an. „Ich schwöre bei Gott, wenn du jetzt von ringförmigen Wellen im Teich anfängst, hau ich dir eine runter!“
    „Entschuldige. Manchmal packt es mich einfach.“
    „Vielleicht solltest du dich eine Weile von dem ganzen spirituellen Kram fernhalten und dir die reale Welt ansehen. Fahr ein Wochenende nach Las Vegas.“
    „Ich denke darüber nach.“ Er zog sie in die Arme. „Du bist wütend, dass sie gestorben ist. Das ist normal.“
    „Die erste Stufe der Trauer?“
    „Das auch. Aber in deinem Fall gibt es noch andere Gründe dafür. Ich hoffe einfach nur, dass diese Gründe deine Beziehung zu Serenity nicht überschatten. Du kannst dich an das erinnern, was schön war, oder dich in deinem Ärger suhlen. Du hast die Wahl.“
    Er roch so sauber und männlich. Und so vertraut. „Ich suhle mich nicht.“
    „Aber beinahe.“
    „Ich habe so viele Gefühle und weiß nicht, wo ich sie hinpacken soll.“
    „Vielleicht gehören sie genau dahin, wo sie schon sind.“
    „In meinem Herzen, wo sie vor sich hinbrodeln?“
    „Dieser Platz ist genauso gut wie jeder andere.“
    Sie seufzte. „Du sagst mir immer die Wahrheit. Das gefällt mir an dir.“
    Er küsste sie auf den Kopf. „Auch auf die Gefahr hin, dass du mir eine runterhaust: Mir tut es nicht leid, Serenity getroffen zu haben. Sie war nicht nur ein toller Mensch, sie hat uns auch zusammengebracht.“
    „Das stimmt allerdings.“
    Er fasste sie unterm Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Ichmöchte dich nicht verlieren.“
    „Das wirst du nicht.“
    „Aber ich habe ihr Geheimnis für mich behalten.“
    „Richtig, doch das verstehe ich. Erstens bist du Arzt und zum Schweigen verpflichtet. Zweitens hat sie dich darum gebeten. Du warst integer, und das ist wichtig, so nervig es auch sein kann.“
    „Danke.“
    „Gern geschehen.“
    Zögernd trat sie einen Schritt zurück. „Ich muss jetzt wieder zurück. Es gibt bestimmt eine Menge zu tun. Ich schätze mal, dass die Beerdigung in Napa stattfinden wird.“
    „Kann ich irgendwie helfen?“
    „Ich denke nicht. Aber wenn doch, sage ich dir Bescheid.“
    „Gut. Rufst du mich an, wenn du wieder zurück bist?“
    Sie nickte. „Versprochen.“
    Beth war mit Tom in dem kleinen Apartment, das er und Serenity gemietet hatten. Überall fanden sich Erinnerungen an Serenity. Von der hellvioletten Jacke, die über einen Stuhl geworfen war, bis hin zu der zusammengerollten Yogamatte in der Ecke. Blumen waren in mehreren Vasen verteilt, und eine noch halb volle Teetasse stand auf der Küchentheke.
    Beth führte ihn zum Sofa und bat ihn, sich zu setzen. Dann machte sie sich auf die Suche nach Kaffee. Als sie keinen finden konnte, stellte sie den Wasserkessel auf den Herd und nahm Beutel mit grünem Tee aus dem Schrank. Als sie leises Schluchzen vernahm, drehte sie sich um.
    Tom saß noch so, wie sie ihn verlassen hatte. Der große, breitschultrige Mann wirkte vollkommen gebrochen. Sie setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel.
    Mit bleichem Gesicht sah er auf, die Augen dunkel vor Schmerz. „Ich ertrage das nicht! Ich kann ohne sie nicht leben. Ich habe sie mein ganzes Leben lang geliebt.“
    Sie nahm seine Hände in ihre. „Ihr habt euch geliebt, sie hatdir ihr ganzes Herz geschenkt. Ihr habt drei wunderbare Kinder bekommen, und jetzt ist ein Enkel unterwegs.“
    Er ließ den Kopf sinken und begann wieder, zu weinen. „Ich will sie einfach nur wiederhaben. Sie war so jung und voller Leben. Ich wollte nie glauben, dass das wirklich passieren würde. Ich habe mir immer wieder gesagt, dass sie anders ist.“ Er hielt inne, um nach Luft zu ringen. „Ich habe einfach nicht geglaubt, dass sie wirklich sterben würde.“
    Beth schluckte die Tränen hinunter. Toms Schmerz war so übermächtig, dass sie gar nicht erst versuchte, irgendwelche tröstlichen Worte zu finden. Weil es die nicht gab.
    Der Wasserkessel begann zu pfeifen.
    Sie stand auf, ging zurück in die Küche, goss das kochende Wasser in zwei Becher und tauchte die Teebeutel hinein. Beim Geruch des grünen Tees musste sie fast würgen. Sie trug die Becher zurück ins
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