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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling
Autoren: Jude Deveraux
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töten oder als hätten sie einen Zorn auf diese Mädchen gehabt. Der Mann hatte auch ausgesagt, daß drei Gangster gleichzeitig auf diesen Mann unter dem blutigen Laken geschossen hätten, der eigentlich hätte tot sein müssen, es aber nicht war, und aus irgendeinem seltsamen Grund hatten sie auch nicht auf seine Brust, sondern nur auf seinen Unterkörper gezielt.
    Der Sanitäter zog das Laken über Michaels Gesicht. »Er ist tot.«
    Da nickte der große bullige Mann und ging mit einem Gesicht davon, als wäre er sehr zufrieden mit der Auskunft, die ihm der Sanitäter gegeben hatte.
    Als der Mann aus dem Saal gegangen war, beugte sich der Sanitäter wieder über Mike und flüsterte. »Ich werde tun, was ich kann, damit keiner erfährt, daß Sie noch am Leben sind.« Später tat es ihm zwar leid, daß er dieser Frau sagen mußte, Mike wäre tot, aber wenn er ihr die Wahrheit erzählt hätte, würde sie dieses Geheimnis preisgegeben haben. Sobald der Sanitäter eine Gelegenheit dazu fand, ging er hinter die Bühne und suchte dort nach ihr, aber er konnte sie nirgends finden. In einem Raum, der offensichtlich von den Frauen als Garderobe benutzt wurde, sah er eine Blutlache, aber keine Leiche.
    Der Sanitäter mußte dann solange warten, bis alle Verletzten, die offiziell noch am Leben waren, weggeschafft worden waren, ehe er den Mann, der unter dem Laken lag, ins Krankenhaus bringen konnte. Dort wurde er in der Notaufnahme vom Arzt angeschrien, wie er dazu käme, einen Verblutenden bis zuletzt aufzuheben, und daß es nun keinen Sinn mehr habe, diesen Mann zusammenzuflicken, weil hier sowieso jede Hilfe zu spät käme und draußen Verletzte warteten, die ihn nötiger brauchten als der da. Aber der Sanitäter hatte ihn fast auf den Knien angefleht, und da hatte der Arzt mit einem Seufzer Mike in den Operationssaal geschickt.
    Zwei Tage später war es wieder dieser Sanitäter, der in Mikes Zimmer kam und ihm sagte, er müsse von hier verschwinden. »Da sind ein paar Männer, die überall herumfragen, und ich glaube, die suchen Sie.«
    Und Mike, der von den Schmerzen und den vielen Medikamenten, die er bekommen hatte, ganz benommen war, bat den Sanitäter, ihn zu einem Telefon zu bringen, weil er jemanden anrufen müsse.
    Und Mike rief seinen Freund aus dem Krieg an, Frank Taggert - einen Mann, dem er das Leben gerettet und der später im Lazarett zu ihm gesagt hatte, er bräuchte ihn nur zu verständigen, wenn er einmal etwas für ihn tun könnte.
    Nun bat Mike seinen Freund um Hilfe.
    In der nächsten Stunde traf eine ganze Kolonne von Polizeiwagen im Krankenhaus ein und transportierte Mike unter Geleitschutz zu einem ihn bereits erwartenden Flugzeug, das ihn nach Chandler in Colorado brachte, in das Heim seines Freundes, wo er die beste medizinische Pflege erhielt. Und als er einigermaßen wieder hergestellt war, wurde die Familie seines Freundes zu seiner Familie.
    In all den Jahren danach mußte Mike oft daran denken, was denn wohl aus Maxie geworden war, aber er wagte nicht, nach ihr zu suchen - aus Angst, Doc könnte einen von ihnen beiden entdecken. Mike hoffte nur, daß Maxie und ihr Kind irgendwo in Sicherheit waren, doch erst 1964, als er ihr Bild in der Zeitung sah, wußte er, daß die Frau, die er liebte, nicht nur überlebt hatte, sondern sogar glücklich war, wie er auf dem Foto sehen konnte, und ihre hübsche kleine Enkelin auf dem Arm hielt. Unsere Enkelin, dachte Mike, froh, daß er etwas von sich auf dieser . Welt hinterlassen würde. Und nachdem er dieses Pressefoto in der Zeitung gesehen hatte, begann er an einem Buch zu arbeiten, das den Titel »Der Chirurg«, bekommen sollte.
    1991
    »Ich denke, ihr solltet jetzt besser mitkommen«, sagte Blair leise zu Mike. Und ihre Augen sagten ihm noch, was sie nicht aussprechen wollte.
    »Sammy«, sagte Mike behutsam.
    Samantha brauchte ihn nur anzusehen, um Bescheid zu wissen. »Ich bin nicht zerbrechlich«, sagte sie, stand auf und zog Maxies rotes Kleid glatt. An der Vorderseite klebte Blut, aber es war kein echtes Blut, sondern dieses Kinoblut auf Glycerin-Basis, das immer frisch und rot aussieht. H. H. Walden hatte die Rolle von Half Hand gespielt. Sein Vater war der kleine Junge gewesen, der sich im Schrank versteckt und mitangesehen hatte, wie Doc seinen Vater umbrachte. Es war Maxie gewesen, die für H. H. ’s Ausbildung und die seiner Halbgeschwister aufgekommen war, nachdem sie die Adresse seiner Familie ausfindig machen konnte. Und sie hatte lange
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