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Jene Nacht im Fruehling

Titel: Jene Nacht im Fruehling
Autoren: Jude Deveraux
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schönen Frau, für die Geschmack etwas so Natürliches gewesen war wie das Atmen.
    Als Samantha ins Wohnzimmer zurückkam, nachdem sie alle anderen Zimmer besichtigt hatte, lehnte dort Mike mit einem seltsamen Gesichtsausdruck am Kaminsims.
    »Fehlt dir etwas, Mike?«
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, was sich Maxie mit Half Hands Millionen gekauft hat.« Als Samantha ihn verständnislos ansah, fragte er: »Hast du dir die Bilder in der Wohnung angesehen?«
    Die Wände waren wie in einem englischen Landhaus mit Gemälden geschmückt, und es gab kaum eine freie Fläche in diesem Apartment, die nicht mit Gemälden oder Bildern bedeckt war.
    »Sie sind herrlich«, erwiderte Sam, »oder gefallen sie dir etwa nicht?«
    Mike sah auf ein winziges Aquarell, das in einem Holzrahmen auf dem Kaminsims stand. »Im College hatte ich mir als Wahlfach Kunstgeschichte ausgesucht und nahm an einem Seminar teil, das sich mit >Lost Art< beschäftigte. Unter >Lost Art< versteht man Kunstwerke, die im Lauf der Jahrhunderte vernichtet wurden oder verschwanden. Eine Menge unersetzlicher Bauwerke sind im Verlauf mehrerer hundert Jahre niedergerissen wurden, goldene Statuen wurden eingeschmolzen, kostbares Geschmeide in Einzelteile zerlegt und so fort. Und in den letzten hundert Jahren sind besonders viele Gemälde verschwunden. Die Russische Revolution, die Entmachtung europäischer Adelshäuser nach dem Ersten Weltkrieg und die Wirren des Zweiten Weltkriegs haben dafür gesorgt. Ich war nicht ernsthaft an diesem Seminar interessiert, aber wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, dann bin ich sicher, daß die drei Gemälde, die hinter dir an der Wand hängen, zu den verschwundenen Kunstwerken der >Lost Art< gehören.«
    Er legte eine Pause ein und wartete, bis Samantha sich umgedreht hatte, um die Ölbilder zu betrachten - drei Gemälde berühmter französischer Impressionisten. »Und sollte mich mein Gedächtnis für verschwundene Gemälde vielleicht hier und dort auch im Stich lassen -was den Meister betrifft, der sie gemalt hat - so gewiß nicht mein Gedächtnis für Zahlen«, fuhr Mike fort. »Sam, wenn diese Gemälde tatsächlich alle zu den verschollenen >Lost Art<-Meisterwerken gehören und du nachweisen kannst, daß du ihr rechtmäßiger Besitzer bist, dann denke ich, daß du eine sehr reiche junge Dame sein könntest.«
    »Sehr reich?« fragte sie.
    »Sehr, sehr, sehr reich.« Er zog eine Braue in die Höhe. »Und was gedenkst du nun mit deinem frisch entdeckten Reichtum zu tun?«
    Lächelnd gab ihm Samantha sofort eine Antwort auf seine Frage. »Ich werde ein paar Pflegeheime eröffnen«, sagte sie, als hätte sie bereits gründlich darüber nachgedacht, was sie tun würde, wenn sie plötzlich zu Reichtum käme.
    »Nette, angenehme Pflegeheime. Heime, in denen sich die Insassen wohl fühlen können, mit Respekt behandelt werden und wo das Deckenlicht nicht summt. Und ich werde sie Maxies Pflegeheime taufen.« Und dann setzte sie noch mit einem leisen, zufriedenen Lächeln hinzu -einem Lächeln, das ihren Sinn für Ironie verriet: »Und das erste Heim dieser Art werde ich auf Docs bisherigem Landsitz in Connecticut eröffnen.«
    In diesem Moment griff sich Samantha verdutzt an den Bauch. »Mike, glaubst du nicht, daß es noch zu früh ist für die Zwillinge, sich bereits bemerkbar zu machen?«
    »Doch«, erwiderte Mike leise. »Ich denke, das war Maxie, die dir soeben ihr Einverständnis mit deinem Vorhaben mitteilen wollte. Komm«, sagte er, den Arm nach ihr ausstreckend, »laß uns jetzt meine Babys füt-
    tern.« Er hielt einen Moment inne und betrachtete ihr Haar, das im Licht der späten Nachmittagssonne plötzlich leuchtete wie dunkles Gold. »Meine drei Babys.«
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